Lenacapavir: Neues langwirksames HIV-Mittel kommt APOTHEKE ADHOC, 01.07.2022 11:40 Uhr
Bei den HIV-Medikamenten kommt es immer mal wieder zu Marktrücknahmen, wenn besser wirksame Arzneistoffe mit weniger Nebenwirkungen verfügbar sind. Mit Lenacapavir (Gilead) kommt nun eine echte Innovation innerhalb der HIV-Therapie auf den Markt.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die Zulassungsempfehlung für Lenacapavir ausgesprochen. Nach der Zulassung würde das Mittel das erste seiner Art sein: Kein anderes HIV-Mittel kann in solche großen Abständen verabreicht werden. Das Mittel soll unter dem Namen Sunlenca vertrieben werden.
Mehr Lebensqualität
Lenacapavir gehört zu einer neuen Gruppe der antiretroviralen Therapeutika. Als Kapsid-Inhibitor kann der Wirkstoff das HI-Virus bereits bei pikomolaren Konzentrationen hemmen. Das Besondere: Aus der täglichen Tabletteneinnahme könnte nun bald die zweimal jährliche Injektion werden. Für die Betroffenen bedeutet das einen enormen Gewinn an Lebensqualität. Denn viele müssen bislang mehrmals täglich an ihre Tabletteneinnahme denken.
Vor allem für die Menschen, denen mit ihrer aktuellen Therapie nicht mehr ausreichend geholfen werden kann, stellt der neue Wirkstoff eine mögliche Therapieoption dar: „Die Behandlungsmöglichkeiten sind für Menschen mit HIV, deren Virus durch ihre derzeitige Therapie nicht mehr wirksam kontrolliert wird, äußerst begrenzt“, gibt Gilead zu bedenken. „Wir freuen uns auf die endgültige Entscheidung der Europäischen Kommission und das Potenzial von Lenacapavir, dazu beizutragen, einen kritischen ungedeckten Bedarf für Menschen mit HIV mit komplexen Vorbehandlungen zu decken“, so Jared Baeten, Vice President, HIV Clinical Development bei Gilead.
Der neue Kapsid-Inhibitor soll also vor allem bei Patient:innen zum Einsatz kommen, die mit ihrer aktuellen antiretroviralen Therapie keine Senkung der Viruslast erfahren. Dabei sieht das Therapieregime in der Einleitungsphase zunächst eine vierzehntägige orale Einnahme von Sunlenca mit 300 mg je Dosis vor. Danach erfolgt dann die subkutane Injektion mit 464 mg je Dosis.
„Das Potenzial einer langwirksamen antiretroviralen Behandlungsoption, die es mit nur zwei Injektionen im Jahr schafft, eine nicht nachweisbare Viruslast zu erreichen und vor allem aufrechtzuerhalten, ist ein echter Fortschritt. Diese Option könnte die Art und Weise, wie Ärzt:innen ihre Patient:innen behandeln, verändern“, so Onyema Ogbuagu, Direktor des Programms für klinische HIV-Studien an der Yale School of Medicine, dort wurde eine der zulassungsrelevanten Studien durchgeführt.