Spekulationsverluste

LBBW springt bei Merckle ein

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Adolf Merckle erhält Hilfe von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte in Stuttgart, er sei froh, dass Merckles Firmen Ratiopharm und HeidelbergCement „eigenständig in die Zukunft“ gehen können. „Die Landesbank war handlungsfähig“, sagte Oettinger. Details nannte er nicht. Eine Bürgschaft des Landes galt zuvor politisch nicht als vermittelbar. Kritiker sprechen von einer Subvention durch die Hintertür.

Träger der LBBW sind neben dem Land Baden-Württemberg der Sparkassenverband Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt Stuttgart, die Landeskreditbank Baden-Württemberg und der Sparkassen- und Giroverband Rheinland-Pfalz. Am Freitag will die Bank, die nach eigenen Spekulationen am amerikanischen Hypothekenmarkt sowie der Notrettung der SachsenLB im vergangenen Jahr als angeschlagen gilt und bereits zur Jahresmitte in die roten Zahlen gerutscht war, selbst über die Inanspruchnahme einer Staatsbürgschaft entscheiden. Die Landesregierung hatte der LBBW bereits in den vergangenen Tagen Hilfestellungen zur Bewältigung der Krise in Aussicht gestellt.

Bei der LBBW hieß es, man äußere sich grundsätzlich nicht zu Kundenbeziehungen. Auch die Merckle-Unternehmen wollten dazu zunächst keine Stellung nehmen. Unterdessen bestätigte Ludwig Merckle, Geschäftsführer der zur Merckle-Gruppe gehörenden VEM Vermögensverwaltung, dass sein Vater bei Wetten mit VW-Aktien einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verloren habe.

In den nächsten zwei Wochen wolle sich das Unternehmen mit den Banken auf einen Überbrückungskredit einigen, teilte er weiter mit. Es sei ein sogenanntes Stillhalteabkommen geschlossen worden. „Damit haben die VEM und deren Hauptbanken die Möglichkeit, die nächsten zwei Wochen eine in Aussicht gestellte langfristige Lösung weiter auszuarbeiten und zum Abschluss zu bringen.“

Die Bankenkrise und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten hätten bei der VEM zu einer Liquiditätsverknappung geführt, teilte Merckle weiter mit. Das erste Ziel sei, die kurzfristige Finanzsituation zu stabilisieren. „Mittelfristig muss die VEM dann alle Optionen prüfen, wie Verbindlichkeiten reduziert werden können.“

Die VEM habe bei den Unternehmen, an denen sie beteiligt ist - unter anderem bei Deutschlands größtem Baustoffhersteller HeidelbergCement - Kapitalerhöhungen in größerem Umfang durchgeführt. Diese seien teilweise mit Krediten finanziert gewesen. Als Sicherheit seien Aktien hinterlegt worden. Der drastische Abschwung an den Börsen habe die Aktienkurse in ungeahntem Maße sinken lassen. „Das hat zur Folge, dass der Wert der Sicherheiten, welche die VEM bei Banken hinterlegt hat, geschmälert wurde.“ Die kreditgebenden Banken hätten daher in den vergangen Wochen größere Nachschüsse beziehungsweise Kredittilgungen gefordert.

Seit einigen Tagen gibt es auch Spekulationen über einen möglichen Verkauf des ebenfalls zur Merckle-Gruppe gehörenden Generika-Herstellers Ratiopharm. In der „Südwest Presse“ sagte Merckle jedoch am Dienstag, ein Prüfauftrag für einen Verkauf von Ratiopharm sei noch nicht erteilt worden. Dem Vernehmen nach wird in Finanzkreisen allerdings bereits seit rund vier Wochen darüber diskutiert. Als Käufer wurden die israelische Teva-Gruppe und der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis gehandelt. Die Summe soll bei bis zu 5,4 Milliarden Euro liegen.

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