Ein halbes Jahr nach der Übernahme des ehemals apothekereigenen Softwarehauses Lauer-Fischer durch die CompuGroup läuft die Fusion auf Hochtouren: Während die Zentrale an der Vernetzung von Arzt- und Apothekensoftware arbeitet, werden bei Lauer-Fischer die Call-Center zusammengelegt. Zu einem kolportierten Personalabbau will sich das Softwarehaus nicht äußern.
Fest steht: Das Call-Center in Haan wird geschlossen, dem Vernehmen nach Ende Juni. Die Betreuung der Apotheken verteilt sich künftig auf das dann einzige Call-Center in Fürth und die 17 regionalen Niederlassungen. Diese sollen den Großteil der Serviceleistungen übernehmen. Was mit den rund 40 Mitarbeitern aus Haan passiert, ist unklar: Detailfragen zur Personalsituation will CompuGroup nicht beantworten.
Der auf Arztsoftware spezialisierte Konzern hatte im Juni 2011 zunächst einen Mehrheitsanteil an Lauer-Fischer für 52,5 Millionen Euro vom Rechenzentrum ARZ Haan gekauft, weitere 20 Millionen Euro sollen für die vollständige Übernahme fließen. Von der Zusammenlegung der Geschäftsbetriebe verspricht sich CompuGroup Einsparungen von jährlich 4 Millionen Euro. In einer aktuellen Mitteilung des Konzerns heißt es, die Verbindung der beiden Unternehmen habe den Weg für „organisatorische und technologische Synergien“ geebnet. Dass bedeute, dass heute mehr Menschen für Lauer-Fischer arbeiteten als je zuvor.
Bei der Konkurrenz hat man ein anderes Bild: Softwarehäuser und Rechenzentren freuen sich über vermehrte Bewerbungen ehemaliger Lauer-Fischer-Mitarbeiter. Diese berichten davon, nach der Übernahme seien Stellen systematisch zusammengelegt und Mitarbeiter entlassen worden. Dabei sei nicht „die Spreu vom Weizen getrennt“ worden, sondern „nach Raster A aussortiert“.
Nun sind Einschätzungen ehemaliger Mitarbeiter immer mit Vorsicht zu genießen. Doch die Konkurrenz von Lauer-Fischer bestätigt, dass sich derzeit viele gute Bewerber melden – vor allem aus den Bereichen Vertrieb und Beratung, aber auch Techniker seien dabei.
Auch auf Seiten der Kunden gibt es Unsicherheiten: Ein Apotheker aus Hessen hat sich in einem offenen Brief an die Geschäftsführung von CompuGroup gewandt. Er befürchtet, dass seine Anfragen zur Software durch den Wegfall des Call-Centers demnächst tagelang auf der Strecke bleiben. Denn kann er sich nicht vorstellen, wie die für ihn zuständige Niederlassung in Kassel mit einer Handvoll Mitarbeiter neben den Installationen und Schulungen auch noch die Fragen der Kunden zeitnah beantworten soll. Der Regionalleiter versprach in seiner Antwort, dass die Betreuung mit dem neuen „360°-All-in-Servicekonzept“ voll erhalten bleiben soll.
Derweil kauft CompuGroup Medical weiter zu: Anfang Januar wurde für 15 Millionen Euro die niederländische Softwarefirma Microbais Werkmaatschappij vollständig übernommen. Das Unternehmen betreut nach Angaben von CompuGroup rund 475 Apotheken und 150 Arztpraxen. Damit habe der Konzern seine Marktanteile in den Niederlanden auf 45 Prozent bei den Apotheken und 15 Prozent bei den Arzt-Informationssystemen gesteigert.
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