Welche Tests verkauft werden dürfen, ist jetzt klar: Das BfArM hat die ersten drei Sonderzulassungen erteilt. In den Apotheken können die Tests noch nicht abgegeben werden, da sie schlicht und einfach noch nicht über den Großhandel bezogen werden können. Das soll sich in den kommenden zwei Wochen ändern. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht die In-vitro-Diagnostika vor allem in Discountern – preiswert und leicht zu erstehen. Doch noch halten sich Rewe & Co. bedeckt. Bei den Drogerien zeigt sich ein anderes Bild: dm setzt auf die Fachkompetenz der Drogisten.
Schenkt man den Herstellern und Vertreibern Glauben, so war das Bestellverhalten der vergangenen Wochen vor allem ein Pokerspiel. Zunächst wusste niemand, ob die Freigabe für den Laien überhaupt kommt, dann war nicht klar, welche Anbieter zuerst auf den Markt kommen. Freuen können sich jetzt vor allem die Vertriebsfirmen, die einen der drei zugelassenen Tests bereits für den professionellen Gebrauch an Lager hatten. Denn wirklich neu ist keiner von ihnen. Der Clinitest von Siemens beispielsweise wurde vor der BfArM-Zulassung schon im großen Stil an medizinische Einrichtungen abgegeben. Mit angepasster Gebrauchsanweisung kann das In-vitro-Diagnostikum somit nun an den Endverbraucher abgegeben werden.
Rewe, Penny, Baumarkt – das alles ist nun möglich, wenn es um den Verkauf von Laienschnelltests geht, denn eine Apothekenpflicht für die In-vitro-Diagnsotika wurde nicht beschlossen. Der Eintritt in den Mass-Market kann also kommen. Das bestätigt auch die Rewe Group, wenn auch sehr bedeckt: „Nach den uns vorliegenden Medieninformationen und der Homepage des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sind seit kurzem drei Selbsttests zugelassen. Weitere Anbieter sollen folgen. Wir (Rewe, Penny und Toom Baumarkt) beobachten hinsichtlich der Zulassungen und der faktischen Verfügbarkeit von Selbsttests die Entwicklung und prüfen parallel ein entsprechendes Angebot in unseren Märkten.“
Die Drogeriekette Rossmann hält sich ebenfalls sehr bedeckt: „Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen genau und prüfen die Möglichkeiten, ein entsprechendes Angebot im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen umsetzen zu können. Wir bitten um Nachsicht, dass wir in dieser Angelegenheit zum aktuellen Zeitpunkt keine näheren Aussagen treffen können.“ Die Kette bietet online, genauso wie der Konkurrent dm, seit mehreren Monaten Antikörpertests an. Das Interesse für In-vitro-Diagnostika sei generell vorhanden. Ob und wann Rossmann auch ins Geschäft mit den Antigen-Schnelltests einsteigt, ist noch offen. Auch unbeantwortet bleibt die Frage des Vertriebsweges. Die Abgabe in den Filialen wäre ja generell erlaubt. Die Hürde niedriger als im Onlinehandel.
Offener geht die Drogeriekette dm mit dem Thema um und verweist auf Drogisten in allen Filialen. So informiert Geschäftsführer Sebastian Bayer darüber, dass man großes Interesse am Verkauf der Schnelltests habe: „Da wir bei dm einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten möchten, sind wir unter anderem schon seit Längerem intensiv mit verschiedenen Herstellern im Gespräch zu Corona-Schnelltests. Wir werden nun nach der Zulassung der ersten Schnelltests für Laien alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, um unseren Kunden schnellstmöglich die entsprechenden Produkte anbieten zu können.“
Das Thema Beratung sei ein zentraler Teil des Verkaufes und sei in jeder Filiale umsetzbar: „In allen unseren dm-Märkten stehen unseren Kunden Mitarbeiter mit einer drogistischen Ausbildung beziehungsweise einem Sachkundenachweis zur Verfügung. Darüber hinaus stellen wir den Kolleginnen und Kollegen vor Ort bei sensiblen Themen und erklärungsbedürftigen Produkten Informationen über verschiedene Kanäle zur Verfügung, damit sie unsere Kunden kompetent beraten und Fragen beantworten können. Kein Test und insbesondere kein Schnelltest bietet eine 100-prozentige Genauigkeit. Es ist aus unserer Sicht daher wichtig, Transparenz darüber herzustellen, wie ein solcher Test korrekt angewandt wird und wie Testergebnisse richtig interpretiert werden.“
Bei den Pharmagroßhändlern heißt es ebenfalls noch kurz warten: „Wir haben die Tests frühestens ab nächster Woche“, sagt Hans-Heinrich Kehr vom Privatgroßhändler Richard Kehr. Auch AEP hat laut Geschäftsführer Jens Graefe bereits bestellt. „Die Tests sind in einer Woche da“, sagt er. Die Noweda soll bereits einen Vorverkauf gestartet haben und die Auslieferung bis 8. März ankündigen. Das liege auch daran, dass die Lieferanten damit beschäftigt seien, die Ware umzukonfektionieren. Der Großteil stammt aus China – die Produktdeklarationen und Verbraucherinformationen müssen deshalb auf die deutschen Vorgaben umgestellt werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte