L-Thyroxin: Sanofi, die Dritte Nadine Tröbitscher, 05.09.2017 10:55 Uhr
Schilddrüsenpräparate mit dem Wirkstoff Levothyroxin gibt es einige, mit L-Thyroxin Aventis kommt nun ein weiteres Produkt auf den Markt – das dritte aus dem Hause Sanofi. Für die Patienten bringt das zusätzliche Produkt Vorteile.
Mit 21 Millionen Verordnungen gehört Levothyroxin zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen in Deutschland. Das Schilddrüsenhormon ist als Monopräparat und als Fixkombination mit Kaliumjodid im Teil B der Anlage VII zur Arzneimittel-Richtlinie – der Substitutionsausschlussliste – zu finden. Abgegeben werden darf in der Apotheke nur, was auch verordnet wurde.
Entsprechend umkämpft ist der Markt. Sanofi hat mit Abstand die Nase vorn und kommt auf einen Marktanteil von 52 Prozent. Davon entfallen 32 Prozent auf Hennig, 20 Prozent auf Winthrop. Hexal folgt mit 22 Prozent, dazu kommen 2 Prozent der Konzerntochter 1A Pharma. Mit 15 Prozent ist Euthyrox von Merck noch eine wichtige Größe, Aristo kommt mit Eferox und der Hausmarke auf 4 beziehungsweise 3 Prozent, Betapharm ebenfalls auf 3 Prozent.
Ratiopharm hatte im vergangenen Jahr versucht, sich mit einer Zwischengröße von der Konkurrenz abzusetzen. Sanofi setzt auf ein breites Sortiment: Nach L-Thyroxin Henning und der Generikamarke Zentiva ist nun auch L-Thyroxin Aventis im Sortiment. Erhältlich sind die bekannten Stärken 25, 50, 75, 100 sowie 125 und 150 μg in den Packungsgrößen 50 und 100 Tabletten. Die Stärken 175 und 200 μg bleiben auf die anderen beiden Produktreihen beschränkt. Auch die Kalenderpackung zu 98 Tabletten gibt für die Aventis-Linie nicht.
Patienten können von der Neueinführung profitieren. Zahlt man bei L-Thyroxin Henning beispielsweise für 100 Tabletten à 50 µg neben der gesetzlichen Zuzahlung von fünf Euro zusätzlich 42 Cent wegen Überschreitung des Festbetrags und für Zentiva gar 2,31 Euro, sind es beim neuen Produkt nur 28 Cent. Auch bei den anderen Stärken müssen die Patienten nicht so tief in die Tasche greifen wie bei Original und erstem Generikum.
Für L-Thyroxin und die Kombination mit Kaliumiodid gelten Festbeträge, nicht alle Hersteller hatten im April 2014 ihre Preis bis auf die Erstattungsgrenze abgesenkt. Weil der Wirkstoff seit Dezember 2014 auf der Aut-idem-Liste steht, ist der Wechsel auf ein aufzahlungsfreies Präparat in der Apotheke schwierig; Patienten müssen zum Arzt zurückgeschickt werden und ein neues Rezept vorlegen. Für die Kombination mit Kaliumiodid wurden im Juli 2015 erstmals Festbeträge festgesetzt.
Das synthetisch verabreichte L-Thyroxin ist in seiner Wirkung dem vom Körper gebildeten Schilddrüsenhormon ähnlich, der ohnehin nicht zwischen den beiden Substanzen unterscheiden kann. Vorwiegend in Leber und Niere findet eine Umwandlung zu Liothyroxin (T3) statt, das die aktive Wirkform darstellt. Die Substitution führt dann zu einer Normalisierung der Stoffwechselvorgänge.
Liegt eine Funktionsstörung vor, können Schlafstörungen, Haarausfall und Gewichtszunahme auftreten. Das Organ ist eine Art Kraftwerk für den Körper. Funktioniert das nur maximal 30 Gramm schwere Organ nicht mehr richtig und produziert bei einer Unterfunktion weniger Hormone als der Körper braucht, wirkt sich das auf den gesamten Stoffwechsel aus: Die Betroffenen frieren schnell, sind müde, leiden aber auch unter innerer Unruhe und sind weinerlich.
L-Thyroxin wird einmal täglich eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser eingenommen. Seit Langem ist bekannt, dass Levothyroxin mit den polyvalenten Kationen Calcium, Eisen und Aluminium interagiert. Daher sollte zu entsprechenden Präparaten zur Nahrungsergänzung sowie zu Antazida ein zeitlich versetzter Einnahmeabstand eingehalten werden.