Die Sucht- und Schmerzmittelpalette L-Polamidon von Sanofi wurde zum 1. November von Hexal übernommen. Packungsgrößen, Darreichungsformen und PZN bleiben unverändert. Hexal erweitert damit seine Auswahl an suchtmedizinischen Präparaten.
Die Zulassungen wurde für die Lösung zum Einnehmen und die Tabletten, die jeweils in der Substitutionstherapie eingesetzt werden, übernommen. Zusätzlich hat Hexal die Tropfen, die zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt werden, in seine Präparatauswahl aufgenommen. Die L-Polamidon 5 mg Injektionslösung von Sanofi wurde am 15. Oktober AV gemeldet und somit nicht übernommen.
Der Wirkstoff der L-Polamidon-Reihe ist Levomethadon. Dabei handelt es sich um ein vollsynthetisches Opioidanalgetikum, das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Strukturell leitet es sich von Morphin ab. Levomethadon ist das reine R(-)-Enantiomer vom racemischen Methadon. Analgetisch wirkt es wesentlich stärker als das Racemat. Dieses besteht zu gleichen Teilen aus R(-)-Enantiomeren und S(+)-Enantiomeren. Letztere sind analgetisch wesentlich schwächer als Levomethadon.
Als Analgetikum eignet sich Levomethadon zur Behandlung von starken akuten und chronischen Schmerzen, beispielsweise nach Operationen oder Unfällen. Die WHO empfiehlt Levomethadon zudem nach Schmerztherapie-Empfehlungen der Stufe 3 als geeignetes Präparat zur Therapie von neuropathischen Schmerzen. Die durchschnittliche Wirkdauer des stark dämpfenden Stoffes beträgt vier bis acht Stunden.
Geschätzt 160.000 Menschen in Deutschland sind opioidabhängig, davon befinden sich 80.000 in einer arzneimittelgestützten Substitutionstherapie. Die Behandlungsziele variieren und sind je nach Patient:in unterschiedlich; sie reichen von der Stabilisierung der Person bis hin zur Suizidvermeidung.
Im Jahr 2022 wurden über 30.000 Patienten mit Levomethadon substituiert. Neben Heroin werden auch verwandte Abhängigkeiten mit anderen Opioiden – Morphin, Oxycodon – mit Levomethadon therapiert. Zwar hat es als vollsynthetisches Opioid dasselbe Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil – und damit auch dasselbe Gefahrenpotential – wie nahezu alle Wirkstoffe seiner Klasse. Allerdings hat es den großen Vorteil, dass es keinen Kick erzeugt. Die Effekte beruhen hierbei auf zwei Wirkmechanismen: Die morphinartige Wirkung einerseits und die durch die orale Gabe erzeugte Toleranzwirkung andererseits. Wird Levomethadon über einen längeren Zeitraum oral eingenommen, kann sich eine Toleranz einstellen, die die euphorisierende Wirkung parenteral applizierter Opiate verhindert.
APOTHEKE ADHOC Debatte