Elixier: Umschau für iPad-Apotheken Patrick Hollstein, 23.09.2014 11:47 Uhr
Für die einen ist sie lästige Pflicht, für die anderen das i-Tüpfelchen, um Kunden glücklich zu machen: In ihrer fast 60-jährigen Geschichte ist die Apotheken Umschau zu einer Konstante am HV-Tisch geworden. Die Risiken für das Geschäftsmodell sind überschaubar, weil die Apotheken die Auflage sichern – solange es genügend Apotheken gibt, ist der Vertriebsweg gesichert. Trotzdem setzt man sich in Baierbrunn intensiv mit dem Wandel in der Medienlandschaft auseinander: Aktuell wird getestet, ob sich Apothekenkunden auch digital erreichen lassen.
Bei der Expopharm in München stellte der Wort & Bild Verlag eine iPad-App vor, die erstmals auch einen redaktionellen Bereich enthält. Das Besondere: Die App läuft auf den Namen der jeweiligen Apotheke; der Verlag tritt selbst nicht aktiv in Erscheinung. Wer also die Serviceangebote nutzen und das e-Magazin „Elixier“ lesen will, muss immer über die Startseite seiner Stammapotheke gehen.
Laut Dr. Hans Haltmeier, Chefredakteur der Apotheken Umschau, erscheint „Elixier“ genauso wie das große Schwesterprodukt alle 14 Tage neu. „'Elixier' soll ein Anreiz sein, sich immer wieder mit dieser individualisierten App und der Apotheke dahinter zu beschäftigen“, erklärt er das Konzept.
75 Euro zahlt die Apotheke pro App im Monat. Ein stattlicher Betrag, wenn man bedenkt, dass kein Nutzer deswegen auch in seiner Stammapotheke einkaufen muss. Andererseits ist auch die Umschau keine Garantie dafür, dass der Kunde tatsächlich seine Rezepte in die Apotheke bringt.
Wie erfolgreich die Apotheken im Internet sind, zeigt auch die iPhone-App des Wort & Bild Verlags: Angeblich ist mehr als jede zweite Apotheke dabei – obwohl hier die Individualisierung nachgeschaltet ist. „Wir haben mehr Downloads als alle Apps des ADAC zusammen“, sagt Dr. Hermann Vogel jr., der beim Verlag für die digitalen Produkte zuständig ist.
Die Resonanz auf das neue B2B2C-Angebot sei überwältigend, sagt er und fügt stolz hinzu, dass man sogar Apple davon überzeugt habe, jede Apotheke mit ihrer eigenen Version der App im hauseigenen Store zuzulassen.
Vor allem Apotheker, die solchen technischen Neuerungen aufgeschlossen gegenüber stehen, sollen laut Haltmeier von dem digitalen Angebot profitieren: „Ich weiß nicht, ob die Umschau-Leser digitaler werden. Eher andersherum: Menschen, die mit den digitalen Medien sind, werden älter und kränker. Mit dem neuen Medium erreichen wir Menschen, die in fünf bis zehn Jahren klassische Umschau-Leser wären.“
„Elixier“ wird zwar von der Fachredaktion der Apotheken Umschau produziert, soll aber ein eigenständiges Produkt sein und das bewährte Format nicht kannibalisieren: „Das 'Elixier' ist nur ein Ausschnitt. Das sind Inhalte, die ein bisschen neugierig machen sollen auf die Apotheken Umschau, die ein bisschen einstimmen und unterhalten sollen. Das ersetzt in keiner Weise die Apotheken Umschau“, sagt Herausgeber Dr. Hartmut Becker.
Er hofft aber, dass die Apothekenkunden das neue Angebot annehmen: „Wenn die Nutzer das 'Elixier' intensiv lesen, haben wir es richtig gemacht. Wenn nicht, dann müssen wir es besser machen.“ Dass auch die Umschau, deren Auflage sich zuletzt bei 9,5 Millionen Exemplaren pro Monat eingependelt hat, irgendwann auf digitalen Endgeräten verfügbar gemacht wird, hält Becker durchaus für möglich. „Noch denken wir aber, dass die Leser mit der Printausgabe sehr zufrieden sind“, so Becker.
Bislang ist die App werbefrei, man habe aber noch viele Entwicklungsideen, sagt Haltmeier. Ohne die Apotheke will aber auch in Zukunft keine Geschäfte machen: „Unser Geschäftsmodell ist so angelegt, dass wir mehr Menschen in die Apotheke bringen“, sagt Becker. „Das wird auch mit den digitalen Produkten so bleiben.“