Kundenzeitschriften sind für Apotheken ein Pflichtprogramm. Die Magazine sind bei Patienten so beliebt, dass die Inhaber kaum um ein Abonnement herumkommen. Aktuell geraten die Apotheken bei einem Streit der Verlagshäuser AM Apotheken-Medien und PM Pharma-Medien zwischen die Fronten. Auch das einflussreiche Hamburger Verlagshaus Dumrath & Fassnacht (Gelbe Seiten, Das Telefonbuch) ist involviert.
PM fordert von den Apotheken, Zahlungen an AM einzustellen und diese künftig auf das eigene Konto zu überweisen. AM bietet für Patienten sieben Titel an: Rätsel-Pause, Apotheken Spiegel, Senioren & Diabetiker, Mutter & Kind, Kunterbunt, Emily und Allergiker ABC. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt wurde vor rund 20 Jahren gegründet und beschäftigt etwa 50 Mitarbeiter.
Bei dem Streit geht es um Geld. PM habe AM nach etwa zwei Jahren an den vorherigen Inhaber Wolfgang Boethe zurückverkauft, sagt Geschäftsführer Olaf Tonner. „Der Kaufpreis wurde aber nie gezahlt.“ Als Sicherheit sei 2015 eine Abtretungsvereinbarung geschlossen worden. „Das haben wir jetzt geltend gemacht.“
PM wurden laut Tonner alle bestehenden und künftigen Zahlungsansprüche aus Lieferungen und Leistungen zugesprochen. Das Hamburger Unternehmen forderte Apotheken deshalb Ende März auf, die neuen Zahlungsanweisungen schriftlich zu bestätigen. „Wir wollten die Apotheken nicht irritieren“, sagt er. Das Schreiben an sei die Ultima Ratio gewesen, da kein Geld geflossen sei.
Die neue AM-Leitung sieht den Fall anders: Laut Geschäftsführer Klaus Bender wird der Streit auf ein gerichtliches Verfahren hinauslaufen: „Wir wollen klagen“, sagt er. Zu den Hintergründen schweigt er. In einem Schreiben warnte das Unternehmen jedoch davor, das Geld an PM zu überweisen: Apotheken, die die Zahlung nicht an AM leisteten, würden nicht mehr beliefert.
PM stelle keine Zeitschriften her und könne nicht liefern, heißt es weiter. „Sollten Sie gezahlt haben, verlangen Sie Ihr Geld zurück.“ Mit der Vorauszahlung an PM erhielten Apotheken Lieferungen für April bis Juni. AM berechnet pro Quartal für ein Heft mit 100 Stück knapp 60 Euro inklusive Versandkosten. 2013 war Boethe wegen des DNA-Verlags (Der neue Apotheker) und vermeintlich falscher Auflagenzahlen in Österreich in den Schlagzeilen.
Auch Dumrath & Fassnacht hatte Anteile an AM. Das Unternehmen wird wie PM von Tonner und Dr. Christoph Dumrath geleitet. Das Verlagshaus gehört laut Firmenangaben zur Top-5 der Telefonbuch-Anbieter in Deutschland, ist aber nicht mit Zeitschriften im Apothekenmarkt vertreten.
Marktführer in der Offizin ist die Apotheken Umschau vom Wort & Bild Verlag. Aktuell werden pro Monat rund 9,6 Millionen Exemplare des 1956 eingeführten Hefts verteilt. Rein rechnerisch kauft jede Apotheke dem Verlag knapp 230 Exemplare pro Ausgabe ab. Dazu kommen noch einmal knapp 250 Hefte von „Diabetes Ratgeber“ und „Senioren Ratgeber“ sowie „Baby und Familie“ und „medizini“ pro Monat.
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