Temperaturkontrolle im Koalitionsvertrag

Kühlkette: DocMorris-Chef ätzt gegen Apotheken

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Berlin -

Nach jahrelangem Wegsehen ist die neue Koalition aus Union und SPD entschlossen, die Temperaturkontrolle im Versandhandel endlich durchzusetzen. DocMorris-CEO Walter Hess tut so, als habe das mit seinem Unternehmen nichts zu tun. Stattdessen ätzt er gegen die Apotheken.

Hess lobt den vorgestern geschlossenen Koalitionsvertrag, Finanzvorstand Daniel Wüest rechnet vor, dass die 1,50 Euro zusätzlich pro Packung zu einer deutlich gesteigerten Marge führen werde. Das sei in Finanzkreisen noch gar nicht richtig angekommen. Auch das erstmals überhaupt formulierte Bekenntnis zu Telemedizin und Telepharmazie sei positiv für DocMorris.

Allerdings hat die AG Gesundheit auch eine Regelung in den Koalitionsvertrag gebracht, die die Versender erstmals einer konsequenten Temperaturkontrolle unterwirft. „Auch vereinheitlichen wir die Vorgaben für Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken, insbesondere bei der Einhaltung von Kühlketten und Nachweispflichten“, heißt es wörtlich.

Hess erklärt ausweichend dazu, dass man längst hohe Anforderungen bei kühlkettenpflichtigen Produkten beachten müsse. „Es wäre interessant zu sehen, ob die Apotheken vor Ort in diesem Zusammenhang auch so gut aufgestellt sind.“ Er gehe davon aus, dass DocMorris schon „auf der sicheren Seite“ sei.

Insbesondere der Großhandelsverband Phagro, dessen Mitgliedsunternehmen nicht nur bei der Lagerung, sondern auch bei der Auslieferung eine lückenlose Temperaturkontrolle gewährleisten müssen, fordert seit Jahren vergleichbare Vorgaben für die Versender.

Denn ob geschmolzene Zäpfchen im Sommer oder gefrorene Fiebersäfte im Winter: Dass es bei den Versendern Probleme bei der Arzneimittellieferung in puncto Temperatur gibt, ist unumstritten. Und das, obwohl bereits im Dezember 2020 mit dem Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) dahingehend geändert wurde, dass auch Versender und die von ihnen beauftragten Paketdienstleister verpflichtet sind, die vorgeschriebenen Temperaturbedingungen zu erfüllen.

Das Problem: Die Kontrolle fehlt – seitens der deutschen Behörden, weil die Versender ihren Sitz im Ausland haben, und seitens der ausländischen Behörden, weil die Ware nach Deutschland verschickt wird und diese sich nicht für zuständig erklären. Wie die Koalition diese Lücke schließen will, ist noch unklar.

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