Noweda übernimmt CardLink-Gebühren

Kuck: Lauterbach öffnet Markt für Kettenkonzerne Carolin Ciulli, 23.11.2024 17:04 Uhr

Mahnt zur Vorsicht: Noweda-Chef Dr. Michael Kuck appelliert an die Mitglieder zur Vorsicht bei der Wahl der Digitalpartner. Screenshot Noweda
Berlin - 

Noweda-Chef Dr. Michael Kuck hat bei der Generalversammlung der Genossenschaft vor einem Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbots gewarnt. Karl Lauterbach halte es für richtig, „Apotheken ohne Apotheker zu etablieren und damit den Markt für Kettenkonzerne zu öffnen“, sagte der Chef der Genossenschaft in Essen. Er ermahnte die Mitglieder, bei der Wahl ihrer App-Lösungen auf vertrauenswürdige Anbieter zu achten und versprach, dass die Noweda die CardLink-Gebühren im kommenden Jahr übernehmen werde.

Die Noweda blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück und will die Mitglieder bei der Digitalisierung unterstützen. Deshalb sei etwa ein Budget von 4 Millionen Euro für die Übernahme der CardLink-Gebühren vorgesehen, so Kuck. Darin seien sowohl die Gedisa-Gebühren wie die Kosten für das entsprechende Modul IhreApotheken.de vorgesehen. „Und zwar für das gesamte Jahr 2025. Alternativ übernehmen wir auf Wunsch die letzten beiden Monatsgebühren für die Teilnahme am Zukunftspakt Apotheke.“

Kuck blickt mit Sorgen auf die aktuelle politische Entwicklung: Apotheken, die sich so in der Pandemie bewährt hätten und dabei „trefflich“ bewiesen hätten, „wie krisenfest unser dezentrales Versorgungssystem ist“. Sie seien „eine Sternstunde der Arzneimittelversorgung. Unter schwierigsten Bedingungen.“ Die Politik werde ihrer Verantwortung nicht gerecht.

„Den Vorwurf, dem Sterben der Apotheken in seiner Amtszeit tatenlos zugesehen zu haben, würde unser ‚Noch-Bundesgesundheitsminister‘ selbstverständlich energisch zurückweisen. Denn schließlich plante er ja seine famose Apothekenreform“, so Kuck. Infolge der aktuellen Entwicklungen werde diese Reform nicht kommen. „Und das ist gut so.“

Noweda-Chef lobt Apotheken-Aktionen

Kuck unterstützte und lobte die Bemühungen der Apotheker, der Lokalpolitik die angespannte Lage etwa bei Politikerbesuchen zu verdeutlichen. „Sie verfügen über hohe Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Und sie verfügen über eine hohe Anzahl täglicher Kontakte und damit über eine hohe kommunikative Reichweite. Und diese Kombination macht Apotheken für Politiker gefährlich. Es ist ein Segen, dass sich immer mehr Apothekerinnen und Apotheker der Macht bewusstwerden, die sie damit in den Händen halten.“

Zudem hob er die Aktionen der Noweda und des Zukunftspakts mit dem Partner Burda hervor. „Der Wind dreht sich sehr langsam. Aber er dreht sich. Bis zum voraussichtlichen Wahltermin Ende Februar werden wir ab dem 1. Januar in jeder Ausgabe der My Life und damit in rund 5 Millionen Heften Apothekerinnen und Apotheker mit politischen Botschaften zu Wort kommen lassen. Speziell zur Arzneimittelversorgung und dazu, was sich ändern muss, damit es besser wird.“

Mit Blick auf CardLink empfahl er zu prüfen, ob der favorisierte Digital-Anbieter vertrauenswürdig sei und „dauerhaft apothekerbeherrscht ist“. Oder gehöe er irgendwelchen Shareholdern, von denen man nicht wisse, ob sie wirklich und vor allem dauerhaft für die Interessen der inhabergeführten Apotheke einstünden. „Stellen Sie sich vor, es kommt zu einem Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbots. Heute vielleicht noch unwahrscheinlich. Aber wer kann schon sagen, was in ein paar Jahren ist? Und stellen Sie sich weiter vor, Sie haben bei einem Anbieter unterschrieben, der es dann für eine gute Idee hält, eine eigene Apothekenkette aufzuziehen.“

Skonto-Urteil hilft Großhandel

Auch zum Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs ließ sich Kuck ein. „Die Ergebnisse haben seit Beginn des neuen Geschäftsjahres zunächst auch von der Tatsache profitiert, dass die Gewährung von Kunden-Skonto derzeit nur bis zu der vom Bundesgerichtshof gezogenen Grenze möglich ist. Richtig ist allerdings auch, dass Noweda als apothekereigenes Unternehmen in den letzten Monaten alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten genutzt hat, um die Mitglieder an anderer Stelle zu entlasten.“

Der Noweda-Chef verteidigt das Skonto-Urteil: Die höchstrichterliche Rechtsprechung in Deutschland habe der Gesundheitspolitik „so klar und unmissverständlich ins Stammbuch geschrieben, dass Apotheken angemessen zu bezahlen“ seien. „Und trotzdem weigert sich die Politik – wie schon seit Jahren – genau das zu tun.“ Seit Jahren könne weder die gesetzliche Honorierung der Apotheken noch die Finanzierung des pharmazeutischen Großhandels als fair und angemessen bezeichnet werden. Es müsse mehr Geld ins System. „Kommt das nicht, wird sich die Versorgung der Bevölkerung spürbar verschlechtern. Die Politik sei gewarnt“