Schwangere sollen für gesunden Nachwuchs zusätzlich Folsäure einnehmen. Die Audi BKK bietet ihren Versicherten kostenfrei Nahrungsergänzungsmittel der Marke Folio an. Die Produkte werden über die Versandapotheke Sanicare verschickt. Doch manchmal sorgt das für Verwirrung: Eine werdende Mutter wusste nicht, wie sie das Präparat anwenden soll – und fragte in ihrer Stammapotheke nach.
Die Audi BKK bietet den Service schon länger an. 2008 hatte die Kasse das Angebot in den Leistungskatalog aufgenommen und sich deshalb nach dem günstigsten Versender umgesehen. Die Wahl sei auf Sanicare gefallen, sagt ein Sprecher. Die Versandapotheke von Dr. Volkmar Schein und Christoph Bertram verschickt die Nahrungsergänzungsmittel im Auftrag der Kasse.
Werdende Mütter können über einen Gutschein die Produkte kostenlos anfordern. Das Formular ist auf der Internetseite der Kasse erhältlich. „Innerhalb weniger Tage lassen wir Ihnen die Folsäuretabletten zur Einnahme während der Schwangerschaft zusenden“, heißt es online. Auf dem Gutschein sollen die Versicherten ankreuzen, ob sie sich für ein „gängiges Präparat“ entscheiden oder ein jodfreies Produkt erhalten wollen.
Die Frauen stimmen mit der Unterschrift auf dem Gutschein zu, dass die Daten an Sanicare weitergeleitet werden. Die Informationen werden demnach ausschließlich zum Zweck des Versands verwendet. Das Paket reicht laut Kasse für die gesamte Schwangerschaft aus. Die Schwangere erfährt auf diesem Weg nicht, welche Produkte ihr zugeschickt werden.
Die Versicherte erhält ein Paket Folio, dem Produkt des Herstellers Steripharm. Einem Sprecher der BKK zufolge können sich Frauen die Produkte auch selbst in einer Apotheke ihrer Wahl kaufen und die Rechnung zur Erstattung bei der Kasse einreichen. Das Paket kann auch telefonisch angefordert werden.
Wie häufig Frauen den Service nutzen, war nicht zu erfahren. Das kostenfreie Angebot werde von Schwangeren aktiv nachgefragt, so der Sprecher. Die Anfragen stiegen, wenn etwa im Kundenmagazin über die zusätzliche Einnahme an Folsäure während der Schwangerschaft informiert werde. Außerdem erhielten Frauen von der Kasse das Paket „Hallo Baby“ mit verschiedenen Informationen.
Eine Versicherte kam unlängst mit dem online bestellten Präparat in ihre Stammapotheke und hatte Fragen. Denn ihre Frauenärztin hatte Femibion von Merck empfohlen. Die Apothekerin hatte sich darüber geärgert, dass die Beratung letztlich bei ihr hängen geblieben war und nicht von Sanicare übernommen wurde. Die Frau habe beispielsweise nicht gewusst, welche Unterschiede es bei den Produkten gebe. Die Patientin sei außerdem noch nicht in der zwölften Schwangerschaftswoche gewesen, habe aber nicht das hochdosierte Präparat erhalten.
Steripharm bietet verschiedene Folsäure-Produkte für Schwangere an. Folio forte etwa wird mit einem erhöhten Anteil an Folsäure ab dem Kinderwunsch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche empfohlen. Danach reduziert sich die Dosierung von 800 auf 400 µg. Das Produkt enthält außerdem die beiden Vitamine Folsäure und Vitamin B12 sowie Jod.
Das 1981 gegründete Unternehmen kommt mit den Schwangerschaftsvitaminen auf einen Marktanteil von 14 Prozent und liegt damit hinter Spitzenreiter Femibion von Merck. Mit Folsäure-Präparaten wird in Apotheken laut IMS-Zahlen ein Jahresumsatz von rund 86 Millionen Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise erzielt. Steripharm geht auf die Park-Apotheke von Dr. Dieter Schöne zurück. Der Pharmazeut hatte sich bereits in den 1990er Jahren intensiv mit Folsäure beschäftigt. Die Firma wird heute von seiner Tochter Dr. Franziska Coenders geführt.
Zusätzlich zum Exklusivvertrag der Kasse mit Sanicare gibt es auch Rabattverträge: Das BKK-Gemeinschaftsunternehmen GWQ Service Plus AG hat etwa bis Ende Juni 2016 mit Zentiva/Sanofi einen Vereinbarung über ein apothekenpflichtiges Folsäure-Präparat abgeschlossen.
Die Audi BKK geht auf die 1894 gegründete Fabrik-Krankenkasse der Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik zurück. Im Anschluss erfolgten mehrere Umbenennungen. 1990 wurden die Audi Betriebskrankenkasse Neckarsulm sowie Ingolstadt gegründet, die 2000 zur alleinigen Audi BKK mit Sitz in Ingolstadt fusionierten. Heute sind rund 560.000 Menschen versichert.
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