Mit Schuhen hat der Online-Händler Zalando das Versandgeschäft aufgemischt. Mittlerweile vertreibt das Berliner Unternehmen ein breites Sortiment, bietet Eigenmarken an und will künftig auch Parfümerien sowie Apotheken Konkurrenz machen. Denn jetzt soll das Beauty-Segment erobert werden. Online wird bereits Weleda-Naturkosmetik angeboten. Ein Ladengeschäft folgt.
Als vor zehn Jahren die ersten Schuhe von Zalando vertrieben wurden, rümpften viele kopfschüttelnd die Nase: Gerade Schuhe müsse man doch anprobieren – eine ganz andere Situation im Vergleich zu Amazons-Buch-Offensive. Falsch gedacht. Das Unternehmen ist heute eigenen Angaben zufolge Europas führende Online-Plattform für Mode.
2017 stiegen die Verkaufserlöse von Zalando auf knapp 4,5 Milliarden Euro (plus 23 Prozent). Wachstumstreiber waren ein größerer Kundenstamm sowie mehr Bestellungen. Der Jahresüberschuss lag bei rund 101,6 Millionen Euro. Im laufenden Jahr peilt das Unternehmen, das in 17 Ländern aktiv ist, ein Umsatzplus von bis zu 25 Prozent. Sortimentsausbau, Investitionen in „digitales Erlebnis“ und Kundennutzen sowie neue Geschäftsfelder sollen den Handel beflügeln.
Seit diesem Jahr vertreibt Zalando auch Kosmetik. Im Frühjahr wurde das Angebot um das Segment erweitert. Verkauft werden Kosmetik-, Haut- und Haarpflegeprodukte, Parfums und Accessoires in allen Preiskategorien. „Der Einstieg in den Beauty-Markt ist für uns der nächste logische Schritt und spiegelt die Wünsche unserer Kunden wider“, sagte Vorstandsmitglied Rubin Ritter. Unter den Marken befinden sich auch Produkte aus der Apotheke.
Zalando bietet rund 30 verschiedene Artikel der Weleda Naturkosmetik an. Eine Tube Wildrose Augencreme etwa ist zwei Euro günstiger als der unverbindlich empfohlene Apothekenverkaufspreis. Die Naturkosmetik des anthroposophischen Herstellers ist nicht apothekenexklusiv und wird auch in Drogerien und Biomärkten angeboten. Beim Verkauf von Weleda über Zalando handele es sich um ein Pilotprojekt, so ein Unternehmenssprecher. „Im Konzept-Store wird die Marke nicht verkauft. Unser Ziel ist es dort zu sein, wo die Konsumenten sind.“
Der Verkauf von Beauty-Produkten ist laut Zalando in Deutschland erfolgreich gestartet. Das Sortiment umfasste zu Beginn rund 4000 Produkte und 130 Marken, darunter überwiegend Kosmetik und Hautpflegeprodukte für Frauen. „Beauty ist unsere erste neue Kategorie seit vier Jahren und der Start lief sehr vielversprechend“, so Ritter.
Nächster Schritt ist das Vor-Ort-Geschäft. Denn Zalando baute wie etwa Zur Rose in der Schweiz bereits vor sechs Jahren stationäre Läden auf. Das erste Mode-Outlet wurde in Berlin eröffnet. 2014 folgte ein Geschäft in Frankfurt, 2016 in Köln und im Juni in Leipzig. Im Berliner Bezirk Mitte in der Nähe des Hackeschen Marktes wird Ende des Monats der Zalando Beauty Concept Store öffnen.
Die sogenannte Beauty Station wird in der Weinmeisterstraße liegen und hat montags bis samstags von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Rund 50 Marken werden angeboten. Ob sich darunter auch Apothekenprodukte befinden, war nicht zu erfahren. Zudem sind Events zu Produkteinführungen, Tutorials und Expertenberatungen geplant. Weniger als einen Kilometer entfernt hatte sich zuvor Weleda mit einem eigenen Shop versucht: Der Mitte 2015 eröffnete Laden ist mittlerweile geschlossen. Auch Eucerin hat das eigene Hautinstitut in Hamburg, in dem anders als bei Weleda keine Produkte verkauft, dafür Kosmetikbehandlungen angeboten wurden, vor etwa einem Jahr dicht gemacht.
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