Kosmetik vom Nordsee-Apotheker Carolin Ciulli, 13.11.2019 08:02 Uhr
Meereskosmetik bedeutet für Joachim Eggers ein Stück Pharmazie. Der Inhaber der Hamburger Nordsee-Apotheke stellt die Produkte der Serie Emare selbst her. „Das spiegelt das Handwerk wieder, das wir als Apotheker gelernt haben“, sagt er. Der Pharmazeut erklärt, warum er sich neben dem laufenden Betrieb Zeit für die Herstellung nimmt und die Produkte nicht mehr Nordsee-Kosmetik heißen konnten.
Emare ist eine kleine Kosmetikmarke, allerdings mit langer Tradition. Wie so oft, entstanden die Präparate aus der Not heraus. Dass Eggers Vorgänger Berndt von Bargen ein Nordsee-Fan war, hing damit nur zum Teil zusammen. Der Auslöser war eine Erkrankung seines Bruders. Er litt unter scheinbar unheilbaren Ekzemen, die aber nach einem längeren Aufenthalt an der Nordsee in den 60er-Jahren vollständig abheilten.
Von Bargens pharmazeutischer Instinkt war geweckt und er entwickelte daraufhin die „Nordsee-Ekzemsalbe“. Weitere Produkte folgten, darunter Nasentropfen, Hustensaft und Kosmetik. Die Nordsee-Produkte wurden nicht nur hierzulande angeboten, sondern auch nach Schweden, Belgien, Frankreich, in die Schweiz und USA vertrieben. Das Sortiment änderte sich stetig. „Mein Vorgänger war sehr rege“, sagt Eggers. Es habe ein „Riesensammelsurium“ gegeben, darunter Arzneimittel und Tees mit Meerwasser. Die Produktion entwickelte sich aus einer Garage heraus.
Als Eggers 1992 nach einem neuen Arbeitgeber suchte, war das vielfältige Angebot ein Grund, weshalb er sich für den Betrieb von von Bargens interessierte. 1996 übernahm er nach dem Tod seines Chefs die Apotheke. Nach mehreren von der Aufsicht geforderten Umbauten wie ein ebenerdiger Eingang erhielt er im Folgejahr die Betriebserlaubnis. Die Kosmetik wird nicht in der Apotheke hergestellt. Eggers produziert räumlich getrennt über die Firma Nordsee-Laboratorium.
Seit einigen Jahren befasst sich Eggers stärker mit der Kosmetik, die Arzneimittelherstellung will er nicht weiter betreiben. Viel Geld für Marketing gibt er dabei nicht aus. Werbung sei kostspielig für kleine Betriebe, sagt er. Aber: „Das soll intensiver werden.“ Geplant sei etwa, die Marke stärker über Social Media-Kanäle zu verbreiten. Momentan werden die sieben Produkte über Apotheken, den pharmazeutischen Großhandel und Kosmetikstudios vertrieben.
Angeboten werden Gesichtscremes für Tag und Nacht sowie besonders beanspruchte Hautpartien. Auch Körper- und Reinigungsprodukte sowie ein Duschgel sind im Sortiment. Eggers spricht mit der Kosmetik Käufer ab einem Alter von 35 Jahren an, die reichhaltigere Cremes bevorzugten. Doch auch die jüngere Zielgruppe mit Problemhaut wie Psoriasis könne die Produkte verwenden. Gerade trockene Haut brauche einen „Verdunstungsschutz“, sagt er. Meersalz habe neben zahlreichen anderen positiven Eigenschaften einen feuchtigkeitsbindenden Effekt.
Eggers hielt an der Spezialisierung auf Meerwasser fest, doch der Name musste geändert werden. „Nordsee-Kosmetik verkauft sich an der Ostsee schlecht.“ Gemeinsam mit einer Agentur wurde ein neues Konzept entwickelt – Stück für Stück, wenn es das Tagesgeschäft zulässt. Der Apotheker ist von seinen Rezepturen überzeugt. „Kosmetik interessiert mich und die Herstellung macht Spaß“, sagt er. Als Vor-Ort Apotheker sei man heute nicht mehr viel in der Herstellung aktiv. „Ich bastle gerne.“ Die Firma mit drei Mitarbeitern ist auch als Lohnhersteller für kleine Firmen tätig und stellt Bulkware sowie fertig verpackte Einzelprodukte her.