Abwanderung in den Versandhandel

Pröbchen und Plexiglas: Neue Konzepte für Apothekenkosmetik

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Berlin -

Make-up, Sonnenschutzmittel und Deodorants: Apotheken haben im vergangenen Jahr weniger Kosmetik verkauft – während des Lockdowns verringerten sich Frequenz und Aufenthaltsdauer der Kunden. Die fehlende Beratung spiegelt sich in den Verkaufszahlen wider. Auch die Maskenpflicht führte zu einer Verschiebung.

80 Prozent der verkauften Dermokosmetik-Produkte fallen auf 48 Prozent der Apotheken, das sind vor allem große Center- und Bahnhofs-Apotheken. Dort schlug die Coronakrise angesichts der ausbleibenden Laufkundschaft besonders hart durch. Die größten Rückgänge in der stationären Apotheke gab es in den Bereichen Make-up (minus 28 Prozent), Sonne (minus 21 Prozent) und Deodorants (minus 15 Prozent). Auch die Bereiche Reinigung (minus 9 Prozent) und Anti-Age (minus 8 Prozent) waren rückläufig.

Die Maskenvergabe habe zunächst einen positiven Effekt auf den Markt gehabt, sagt Enno Martini, der als Geschäftsführer bei Beiersdorf den Bereich Pharmacy Deutschland verantwortet. Dieser Impuls habe sich im Vorjahresvergleich nicht nachhaltig bestätigt. „Die Apotheken haben weiterhin geöffnet und unser Markt war im letzten Jahr leicht rückläufig. Damit ist Eucerin bei Dermokosmetik im Vergleich zu anderen Märkten oder anderen Branchen deutlich positiv in der Entwicklung. Die Situation ist nicht einfach, aber wir versuchen flexibel darauf zu reagieren und unser Angebot den sich stetig veränderten Anforderungen der Apotheke anzupassen.“

In Apotheken wurden auch weniger Produkte im Bereich Gesichtspflege wie Feuchtigkeitscremes verkauft. „Eigentlich sollte das Umsatzpotential für Feuchtigkeitscremes und Akne-Produkte durch die Pandemie und die Folgen des Masketragens auf die Haut steigen. Eine Chance für die Apotheken“, sagt L’Oréal-Active Cosmetics-Geschäftsführer Stefan Geister. „Herausfordernd war die Covid-19-bedingte deutliche Reduktion von dermokosmetischer Beratung in den Apotheken.“

Gesichtspflege ist für L’Oréal mit den Marken Vichy und La Roche-Posay in der Offizin die stärkste Kategorie. „Die Entwicklungen im Bereich Make-up und Sonne haben uns als Marktführer in diesen Kategorien besonders herausgefordert“, sagt Geister. Die erste Jahreshälfte sei durch den ersten Lockdown schwierig gewesen, dennoch sei es durch Multimarken-Promotion und positiver Entwicklungen bei CeraVe gelungen, den Gesamtmarktanteil stabil zu halten.

Auch die Abstandsregeln und Schutzmaßnahmen hätten die Verkäufe gedrückt: „Maske und Plexiglasscheiben stellen eine Hürde zwischen PTA und Kunden dar“, so Geister. Das habe zu Abwanderungsbewegungen in den Onlinebereich geführt. Auch künftig seien Schutzmasken und Handhygiene wichtige Themen. Dies müsse man als Chance nutzen: „Zum Beispiel mit der Abgabe von Proben und gut platzierten Aufstellern in der Apotheke. Ein weiterer Trend ist, dass Konsumenten sich belohnen wollen. Hier könnte ein pandemie-konformes Beratungskonzept auch das größte Gesichtspflegesegment Anti-Age zurück zum Wachstum bringen.“ In südeuropäischen Ländern wie zum Beispiel Griechenland und Italien sei dies bereits gelungen und die Dermokosmetik wachse positiv.

Ein positiver Corona-Effekt zeigte sich im Bereich Körperpflege. Es wurden knapp 3 Prozent mehr aus dem Bereich medizinischer Hautpflege verkauft als im Vorjahr. Besonders die Verkäufe von Handcremes schnellten angesichts der Hygienemaßnahmen und der neuen Handwaschroutinen bei vielen Kunden um 28 Prozent hoch. „Wir sehen einen Shift zu Body und Cleansing-Produkten, was keine Überraschung darstellt“, so Martini. Auch neue Marken unterstützen den Effekt: „CeraVe hat mit deutlich dreistelligem Wachstum positiv zur Kategorieentwicklung beigetragen, da es gelungen ist, junge Konsumenten aus anderen Vertriebskanälen in die Apotheke zu leiten“, so Geister.

Die Kosmetikhersteller reagierten auch mit neuen Produkten auf die Hygienemaßnahemen: Die Umsätze von Dr. Theiss Naturwaren (Medipharma, Allgäuer Latschenkiefer, Lacalut) waren zwar leicht rückläufig. Mit Neueinführungen wie das Hände-Desinfektionsmittel Milinda oder einer Olivenöl Hygieneserie bei Medipharma konnten Rückgänge ausgeglichen werden.. „Bisher haben wir die Krise gut bewältigt und sind zuversichtlich, unseren Marktanteil auch in 2021 zu halten“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Giuseppe Nardi. Mundhygiene sei wichtiger denn je geworden

Auch bei Dr. Wolff in Bielefeld hat man auf die Coronakrise reagiert: „Die schnelle Entwicklung spezieller Hygiene-Produkte stand 2020 und steht auch in 2021 weiter im Fokus“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Eduard R. Dörrenberg. „Das in nur vier Tagen zur Marktreife gebachte Linola sept Handdesinfektionsgel war im Frühjahr 2020 einige Wochen das einzig verfügbare Produkt.“

Im vergangenen Jahr haben Vor-Ort-Apotheken insgesamt 5 Prozent weniger umgesetzt als 2019. Der Gesamtmarkt war um 2 Prozent rückläufig. Die Versandapotheken verzeichneten ein Plus von 13 Prozent. Im Präsenzgeschäft verschoben sich die Marktanteile leicht. Eucerin wuchs besser als der Gesamtmarkt und bleibt auf Platz 1 mit knapp16 Prozent. Dahinter rangieren La Roche-Posay (knapp 11 Prozent), Avène (knapp 8 Prozent) und Vichy (7 Prozent). Linola kommt auf 6 Prozent.

 

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