Kooperationen

Phoenix startet Dachmarkenkonzept

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Berlin -

Der deutsche Apotheker ist Einzelkämpfer. Zwar sind drei Viertel der Kollegen – zumindest auf der Einkaufsseite – mehr oder weniger gut in Verbünden organisiert. Doch das Interesse an einem gemeinsamen Auftritt hat seit dem EuGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot stark nachgelassen. Die Kooperationen haben es schwer, neue Mitglieder zu gewinnen und wenigstens die natürlichen Abgänge auszugleichen. Ausgerechnet jetzt startet Phoenix ein neues Dachmarkenkonzept.

Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC will Phoenix noch im Mai sein neues Konzept „Liv plus“ vorstellen und schon im Juni starten. Dabei handelt es sich um eine komplett neue Dachmarke für Apotheken. Bislang hat Phoenix mit Midas nur ein Schmalspurkonzept im Angebot, das für „Apotheken mit eigenem Profil“ gedacht ist – also Kunden, die weder eine feste Partnerschaft wünschen noch einen gemeinsamen Außenauftritt. Midas soll nun abgelöst werden. Ein Phoenix-Sprecher sagte auf Nachfrage, derzeit könne man keine Angaben zu den Plänen machen.

Vor einem Jahr hatte Konzernchef Oliver Windholz das Konzept „Phoenix Pharmacy Partnership“ (PPP) vorgestellt – eine länderübergreifende Plattform für die unterschiedlichen Kooperationsprogramme in ganz Europa. Windholz geht es darum, der Industrie einen flächendeckenden Zugang zum Point-of-Sale anbieten zu können. Mit mehr als 8600 Apotheken in 15 Ländern sieht er Phoenix im Grundsatz gut aufgestellt.

Ausgerechnet auf dem heimischen und zugleich wichtigsten Markt hat Phoenix derzeit jedoch weder eine eigene Kette, noch eine eigene Apothekenkooperation. Seit Ende der 1980er hatten erst Hageda und später Phoenix den Aufstieg des MVDA begleitetet. Der Großhändler ist nicht nur Logistikpartner, sondern steuert auch zahlreiche Bausteine wie Payback oder das Diabetesprogramm bei.

Seit der Ankündigung war in der Branche heftig darüber spekuliert worden, in welchem Umfang Phoenix seinem langjährigen Kooperationspartner Konkurrenz machen würde. Der MVDA hat rund 3000 Mitglieder, beim Dachmarkenkonzept Linda machen 1100 Apotheken mit. Ohne beim befreundeten Verbund zu wildern, werde es für Phoenix schwer, einen eigenen schlagkräftigen Verbund auf die Beine zu stellen, so ein Insider.

Andererseits geht es Phoenix womöglich auch gar nicht darum, eine echte Kooperation aufzuziehen. Um gegenüber der Industrie konkrete Leistungsversprechen abgeben zu können, braucht der Konzern in erster Linie Apotheken, die sich vertraglich verpflichten, an bestimmten Aktionen teilzunehmen. Das wird im Zweifelsfall über die Konditionen entschieden. Solange es nicht zu Abgrenzungsproblemen kommt, dürfte es keine Reibereien mit MVDA/Linda geben. Andere Großhändler haben ähnliche Konzepte mit dem Ziel, bereits mit einem Basispaket möglichst viele Apotheker zur Teilnahme an Aktionen zu bewegen. Ein prominentes Beispiel ist Gehe Spa; der Stuttgarter Großhändler hat seit dem Launch mehr als 1000 Apotheken eingesammelt, die mit „Gesund leben“ nichts am Hut haben.

Auch Phoenix könnte Beobachtern zufolge in diese Größenordnung vorstoßen. Bei Midas machen rund 2000 Apotheken mit; Ziel dürfte es sein, sie auf „Liv plus“ umzustellen. Mit dem eigenen Modell verschafft sich Phoenix mehr Durchgriff und kann gleichzeitig Abstimmungsprozesse wie dem MVDA vermeiden. Die Mitglieder der Kooperation sind extrem auf Mitsprache erpicht, entsprechend wichtig ist die Gremienarbeit. Bei PPP gibt es lediglich einen Beirat, dem mehrere Apotheker aus verschiedenen Ländern angehören. Für Deutschland dabei ist Ute Vock, Inhaberin der Mohren-Apotheke in Worms.

Eigentlich sollte PPP bereits im 2. Halbjahr 2016 starten, nun geht das Programm in Deutschland mit einem halben Jahr Verspätung an den Start. Viel bekannt ist über das Konzept noch nicht, selbst im engeren Umfeld sind offenbar nur wenige Personen in die Vorbereitungen eingebunden. Im Erscheinungsbild ist „Liv plus“ an das europäische Netzwerk angelehnt. Dem Vernehmen nach ist auch der Claim „Ihre Mehrwert-Apotheke“ angedacht. Ob dieser aber tatsächlich genutzt wird, hat das Team um Marketing- und Vertriebsleiter Michael Klein noch nicht entschieden.

Midas steht für „Management in der Apotheke stärken“. Die Aufnahmegbühr liegt bei 385 Euro, für 98 Euro pro Monat können die Apotheker auf spezielle Sortimentsangebote bei Phoenix zugreifen und über einen Leistungsbonus weitere Vergünstigungen erreichen. Zum Portfolio gehört auch ein Abverkaufskonzept mit Dekodienst und Planogramm.

Mitglieder sparen außerdem 30 Prozent bei bestimmten Dienstleistungen wie Fortbildungen der Phoenix-Akademie und der Nutzung des QMS-Systems. Auch Fahrzeuge der Marken Mercedes, Mini und Smart können über Midas geleast werden. Ein gemeinsamer Außenauftritt unter dem Motto „Ihre Apotheke – Besser als gut“ wurde nie umgesetzt.

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