Lilly setzt den Rotstift an. Der Pharmakonzern erhöhte unlängst nicht nur die Preise für Mounjaro – auch die Konditionen für den Pharmagroßhandel wurden vom US-Hersteller gekündigt. Der Marktführer Phoenix reagiert und deutet einen Lieferstopp von Produkten wie Trulicity an. Andere Großhändler ziehen nach.
Phoenix teilte den Apotheken in einem Kundenschreiben mit, dass Lilly die Entscheidung getroffen habe, „die bisherigen Rahmenbedingungen, zu denen Phoenix das Lilly-Arzneimittelsortiment beziehen konnte, nicht länger zu gewähren“. Diese Lage ergebe sich, „nachdem Lilly die bisherigen Rahmenbedingungen gekündigt hat und die daraufhin begonnenen Verhandlungen über die zukünftigen Eckpunkte der Zusammenarbeit bis zum jetzigen Zeitpunkt ergebnislos geblieben sind“, heißt es.
Derzeit sei nicht absehbar, wie sich die Situation entwickele. „Aufgrund dieser aktuell ungeklärten Situation können wir ab dem 1. April 2025 nicht mehr Ihre individuellen Bezugskonditionen für Bestellungen von Produkten der Lilly Deutschland GmbH zur Anwendung bringen und müssen diese von jeglicher Rabattierung beziehungsweise Skontierung zunächst bis auf Weiteres ausschließen.“ Alle anderen Vereinbarungen zwischen der Apotheke und dem Großhändler seien davon nicht betroffen.
Zwar sei es das Ziel, einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Doch gelinge das nicht, wolle man die Apotheken vorwarnen: „Für den Fall, dass die derzeit noch ungeklärte Situation zu einer Unterbrechung der bestehenden Lieferfähigkeit von Phoenix in Bezug auf die Produkte von Lilly führen sollte, möchten wir Sie mit diesem Schreiben rechtzeitig über die derzeitige Lage in Kenntnis setzen.“
Auch der Privatgroßhändler Fiebig, der zur Sanacorp gehört, zieht mit: Das kontinuierliche Vorhalten des benötigten Warenbestandes in den Niederlassungen verursache „erhebliche und steigende Finanzierungskosten sowie Risiken“, heißt es. Die Rahmenvereinbarung zwischen der Sanacorp und Lilly sei zum 1. Februar gekündigt worden. Dies habe zur Folge, dass eine „Anpassung der Bezugskonditionen für Lilly-Produkte“ vorgenommen werden müsse.
„Im Sinne unserer Mitglieder und Kunden stellen wir uns entschieden gegen das Vorgehen von Lilly“, heißt es von Fiebig. Die Umsetzung ist wie bei Phoenix ab April geplant, um den Apotheken ausreichend Zeit für die Umstellung zu geben.
Bei Apotheken kommt der Konditionenstreit nicht gut an. „Lilly weiß doch, dass wir auf sie angewiesen sind“, sagt eine Inhaberin aus Rheinland-Pfalz. „Die können machen, was sie wollen.“ Zuletzt wurden die Preise für Mounjaro erhöht. „Auch Noweda oder AEP werden nachziehen“, ist sich die Apothekerin sicher. „Dass man sich diese teureren Produkte auf Lager legt, ist einfach schwierig.“
In Mannheim wird betont, dass man sich „trotz zusätzlicher requlatorischer und bürokratischer Anforderungen und dem damit verbundenen steigendem Aufwand und stetigen Druck auf Apotheken- und Großhandelsmarge“, tagtäglich den wachsenden Herausforderungen des Marktes stelle. „Dies kann jedoch bei allen berechtigten individuellen Interessen nur gelingen, wenn alle Marktteilnehmer zu auskömmlichen Bedingungen wirtschaften können.“
Verschiedene Auffassungen über die Konditionen zwischen Pharmagroßhändlern und -herstellern sind nicht neu. Alle paar Jahre kommt es vor, dass ein Hersteller seine Liefervereinbarungen mit dem Großhandel anpassen will, mitunter kommt es dann zu einem öffentlich ausgetragenen Kräftemessen. Im vergangenen Jahr etwa geriet der Movicol-Hersteller Norgine mit Phoenix aneinander.Gehe stritt mit Wörwag wegen einer Skontokürzung. Noweda listete vor Jahren Bios Medical Sevices (BMS) aus. Auch mit Novo Nordisk gab es bereits Streit.