Kommentar

Tabuthema Defekt: Redet darüber!

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Berlin -

Apotheken haben sich an Defekte gewöhnen müssen. Normalität tritt am HV-Tisch dennoch nicht ein, wenn ein Kunde wieder einmal wegen eines Lieferausfalls vertröstet werden muss. Das Problem wird sich nicht auf absehbare Zeit bessern. Umso wichtiger ist es, dass die Industrie verlässliche Informationen über die Dauer liefert und vor den Krankenkassen zu den Defekten steht. Ein Kommentar von Carolin Bauer.

Lieferengpässe sind auf jeder Handelsstufe ein Ärgernis. Kommt die Produktion ins Stocken, hat der Hersteller Einbußen. Die Großhändler tragen die logistischen Konsequenzen. Auf den Apotheken lasten die Beschwerden und die Hilflosigkeit der Kunden. Bei Nachfragen können auch die Pharmazeuten ins Stocken kommen, wenn die Firmen keine Details über Gründe und den Defektzeitraum nennen.

Gleichzeitig werden Apotheken bei Lieferengpässen von den Krankenkassen drangsaliert. Die Retaxabteilungen sehen bei den Defektbescheinigungen der Großhändler genau hin. Bestätigt nicht der Hersteller selbst seinen Ausfall, droht bei einigen Kassen die Nullretax.

Ein Teufelskreis: Die Hersteller fürchten Vertragsstrafen aus den Rabattverträgen und geben Engpässe erst zu, wenn es für die Apotheken schon zu spät ist. Ein Wegfall dieser Sanktion würde auch nicht helfen, sondern das Problem eher verschärfen. Denn schon heute wird der deutsche Markt aufgrund des Preisverfalls nicht mehr prioritär beliefert.

Die Großhändler müssen sich ebenfalls zurückhalten. Natürlich können sie nicht bestätigen, dass der Hersteller nicht lieferfähig ist, sondern nur den eigenen Engpass quittieren. Anderenfalls laufen sie Gefahr, dass Hersteller ihre Vertragsstrafen in Form von Schadenersatzklagen an sie weiterreichen.

Wenn der Nichtverfügbarkeitsbeleg des Großhändlers nicht gilt und der Hersteller mauert, wie sollen Apotheken dokumentieren, dass sie die Ware nicht erhalten können? Hierzu laufen Gespräche zwischen Deutschem Apothekerverband (DAV) und Phagro – bislang offenbar ohne Ergebnis.

Die Transparenz sollte endlich erhöht werden, freiwillige und unvollständige Listen helfen keinem weiter. Wenn die Apotheker früh genug Bescheid wissen, können sie gegebenenfalls eine Therapiealternative mit dem Arzt absprechen. Auf diese Weise könnten sie sich sogar als Arzneimittelfachmann profilieren. In der heutigen Situation stehen sie wehrlos in der ersten Reihe und bekommen den Frust am HV-Tisch zu spüren. Da trifft es die Falschen.

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