Kommentar

DocMorris: Ein Bonus bleibt immer

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Berlin -

Provozieren, Rebellen spielen, Lärm machen – am Selbstbild von DocMorris hat sich seit fast 15 Jahren nichts getan. Der gezielte Rechtsbruch gehört nicht nur zur Unternehmensstrategie, er scheint das lenkende Motiv zu sein. Prozesse bringen Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit bringt Bekanntheit und diese wiederum Kunden und Geld. Das funktioniert so lange, bis eine Mehrheit das Unternehmen als unseriös empfindet.

Hätte sich DocMorris an Recht und Gesetz gehalten, gäbe es die Versandapotheke heute gar nicht. Mit dem Versandhandel und der Flucht nach Holland ging es los, dann folgten die Apotheke in Saarbrücken und zuletzt die Rx-Boni. DocMorris bewegte sich immer gern an der Grenze des Legalen, meist allerdings knapp jenseits davon.

Ob sich diese Methode zuletzt betriebswirtschaftlich gerechnet hat, wissen derzeit nur die Verantwortlichen. Ist aber auch nicht so wichtig. Auf Dauer kostet diese Gesetzesignoranz nämlich nicht nur sechsstellige Beträge, sondern vor allem Glaubwürdigkeit. Vielleicht wäre DocMorris vor ein paar Jahren mit dem schlecht geschminkten Rezeptbonus noch durchgekommen.

Den Richtern in Köln dürfte die Renitenz der Versandapotheke egal sein – immerhin finanzieren die Niederländer mit ihren Ordnungsgeldern hier gleich mehrere Richterstellen. Doch in der Politik verspielt DocMorris Kredit, der mit einem aufgetakelten Wahlkampf-Bus oder einem hochtrabenden Manifest kaum zurückzuholen ist.

Den Apothekern nutzt das fortgesetzte Fehlverhalten von DocMorris. Es ist das beste Argument für das Fremdbesitzverbot. Bei jeder inhabergeführten Apotheke hätte die Aufsicht hierzulande längst die Zuverlässigkeit des Apothekers infrage gestellt. Bei einer Kapitalgesellschaft gibt es keine persönliche Führung. Notfalls wird die verantwortliche Person ausgetauscht, im schlimmsten Fall die gesellschaftsrechtliche Hülle, und weiter geht’s.

Die Apotheker müssen die Politik nur davon überzeugen, dass sie auch künftig der verlässlichere Partner sind. Den Rest erledigt der Markt.

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