Kommentar

Lesen, zuschlagen

, Uhr
Berlin -

Zehn Jahre lang galt DocMorris als Hauptgegner der deutschen Apotheker.

Nachdem man selbst bei Celesio die Lust am Pöbeln gegen die eigene

Kundschaft verloren hat, brauchen die Medien jetzt einen neuen

„Revoluzzer“, der den vermeintlich verkrusteten Markt aufmischt.

easyApotheke soll die Lücke füllen. Dass sich die Inszenierung

wiederholen lässt und dass die neuen Eigentümer sogar Kapital aus dem

Image schlagen können, darf bezweifelt werden.

Neben DocMorris-Chef Ralf Däinghaus war vor fünf Jahren auch easy-Frontmann Oliver Blume von der Financial Times Deutschland zum „kreativen Zerstörer“ gekürt worden. Zu den Gründungsmythen von easy gehörten Morddrohungen oder Beschattungen durch Privatdetektive, die von der Presse prompt ins Blatt genommen wurden. Wie viel Wahrheit wirklich dran war, interessierte weniger. Für eine gute Story reichte es allemal.

Spätestens seit dem Rausschmiss von Blume durch Investoren hat easy das Image als krawallige Apothekenalternative verloren. Das Franchisekonzept ist in den Niederungen des Alltags angekommen – und muss sich als Unternehmenskonzept beweisen. Es reicht nicht länger, sich als Gegner zu inszenieren. Was zählt, sind die eigenen Inhalte. Zwei Vertriebsprofis aus dem Pharmagroßhandel sollen nach Jahren der Stagnation das Ruder herumreißen. Mehr Manager, weniger Identifikationsfigur.

Der „Spiegel“ hat sein Rollenverständnis offenbar noch nicht an die neue Zeit angepasst: „Ihren Hauptgegner DocMorris hat die Apotheker-Lobby schon niedergerungen. Jetzt geht sie gegen die Easy-Apotheken vor, die Medikamente billiger abgeben“, heißt es in der aktuellen Ausgabe. Böse Besitzstandswahrer, arme easyApotheker.

Dass Apotheker beim Listenpreis bleiben, mag man verwerflich finden. Dass Konkurrenten die Kammer einschalten und diese in Nordrhein gegen Rx-Boni vorgeht, kann man als kleinlich ansehen. Wenn man dann aber anführt, dass bundesweit easyApotheker „vor Gericht gezogen“ und teilweise „sogar verurteilt“ wurden, dann räumt man eigentlich ein, dass das Bild nicht ganz so schwarz-weiß ist wie man es darstellt.

Denn natürlich müssen die Kammern alle Beschwerden ihrer Mitglieder prüfen. Und natürlich müssen sich alle Apotheker an die Vorgaben des Preis- und Berufsrechts halten – egal ob Franchisenehmer (und nur deshalb überhaupt medientauglich) oder nicht.

Spiegel & Co. mögen es schade finden, dass easy doch nur ein Konzept ist wie viele andere. An alten Vorurteilen festzuhalten, ist aber „ewig gestrig“. Und den Vorwurf macht man doch viel lieber der traditionellen Apotheke.

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