Kommissionierautomaten

KLS: Neustart oder Absturz

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Berlin -

Der Automatenhersteller KLS hat kein einfaches Jahr hinter sich: Ärger mit Betriebsrat und Gewerkschaft, zahlreiche Prozesse vor dem Arbeitsgericht und ein schwächelndes Geschäft. Während die Mitbewerber den Konkurrenten aus dem saarländischen Weiskirchen fast schon abgeschrieben haben, glaubt man dort, dass die Krise überstanden ist.

Aktuell steht bei KLS die Betriebsratswahl an. Aber nach Stand der Dinge werden sich nicht ausreichend Beschäftigte überhaupt zur Wahl stellen. Dann gibt es bei KLS keinen Betriebsrat mehr.

Dazu gibt es zwei verschiedene Interpretationen: Laut Vertriebsleiter Ralf Stecinsky hat sich in der Belegschaft der Gedanke durchgesetzt, dass es miteinander besser geht als gegeneinander. Der scheidende Betriebsratsvorsitzende Armin Bommer meint dagegen, dass nach einem nahezu kompletten Austausch der Mannschaft schlicht niemand mehr da ist, der Verantwortung übernehmen kann oder will.

Auch Bommer geht jetzt von Bord, freiwillig, nachdem ihm mehrfach gekündigt wurde und er zwischenzeitlich sogar Hausverbot hatte. Zuletzt habe KLS aber alle Klagen gegen ihn fallen gelassen und ihm aus der Not heraus sogar die Werkstattleitung übertragen, berichtet Bommer. Andere Kollegen würden noch immer prozessieren, etwa wegen Reisekosten oder Überstunden.

Einen Betriebsrat gibt es seit 2015, als mit Andreas Seger einer der Eigentümer das Unternehmen verließ. Seitdem ist Manfred Seibold alleiniger Gesellschafter und KLS eine Tochter von Pro Medisoft. Die Gründung des Betriebsrats mit Bommer als Vorsitzendem wurde von der Unternehmensleitung womöglich als Affront angesehen. Laut Lars Desgranges, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Völklingen, fühlte sich Seibold persönlich angegriffen.

Nach einem Bericht der Gewerkschaft gab es in der Folge sechs Kündigungen gegen Betriebsratsmitglieder allein im Jahr 2016, außerdem Hausverbote und Lohnkürzungen. Gegen Desgranges wurde sogar Strafanzeige gestellt, was allerdings im Sande verlief. Die Gewerkschaft selbst hat nach eigenem Bekunden in mindestens 35 Fällen Rechtsschutz gewährt. Bei KLS vermutet man dagegen ein persönliches Interesse von Gewerkschaftssekretär Desgranges.

Die IG Metall hatte schon vor einem Jahr von „Union Busting“ (Gewerkschafts-Zerstörung) bei KLS gesprochen. 44 der 60 Beschäftigten seien seit 2015 ausgetauscht worden, meist gegen befristet Beschäftigte und Auszubildende. Heute sind laut Bommer etwa 20 von 50 der Angestellten Azubis, die ganze Erfahrung sei weggegangen. Aus seiner Sicht hat das auch auf Kundenseite zu Unzufriedenheit geführt – bis hin zu spektakulären Fällen mit einem Kommissionierer im Müllcontainer.

Auf Vertriebsseite lief es zuletzt tatsächlich nicht so gut, ehemaligen Mitarbeitern zufolge auch wegen der hohen Fluktuation beim Personal: Als ein Ex-Vertriebler 2016 zur Weihnachtsfeier kam, habe er fast keinen der Kollegen mehr gekannt. Im Außendienst habe er die größten Probleme mit der Lagerdichte der Automaten gehabt. Hier verspreche KLS immer mehr als der Kommissionierer am Ende leiste. Zwar sind solche Aussagen von Ex-Mitarbeitern immer mit Vorsicht zu genießen, doch auch im „Container-Fall“ hatte der Apotheker mit KLS über die Zahl der eingelagerten Packungen gestritten.

Stecinsky hatte im vergangenen Jahr selbst eingeräumt, man hinke dem Markt beim Absatz etwas hinterher. Insgesamt seien die Apotheker 2017 aber nicht so entscheidungsfreudig gewesen – auch aus Unsicherheit nach dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni. Diese Erfahrung haben – zumindest nach eigenen Angaben – nicht alle Mitbewerber gemacht. Konkurrent Gollmann etwa vermeldete ein Umsatzwachstum von 30 Prozent.

Stecinsky sieht das entspannt: Man habe eben nach acht Rekordjahren in Folge einmal kein neues Rekordjahr hingelegt. Konkrete Zahlen zu den Verkäufen in 2017 will er nicht nennen, zeigt sich aber insgesamt zufrieden. In 20 Prozent der Installationen habe man in Apotheken sogar jeweils ein anderes System abgelöst.

Bei der Konkurrenz sieht man das anders: „Wir nehmen KLS im Wettbewerb fast gar nicht mehr wahr“, sagt ein Vertriebsleiter. Auch über einen möglichen Verkauf wird hinter vorgehaltener Hand spekuliert. Solche Gerüchte werden bei KLS allerdings als Unfug zurückgewiesen. Man denke im Gegenteil eher über eigene Übernahmen nach.

Einen Vorteil verspricht sich KLS, wenn im kommenden Jahr Securpharm scharf geschaltet wird. Denn gemäß dem neuen Sicherheitskonzept werden alle Packungen mit einem Siegeletikett beklebt und die Lasche vor Manipulation geschützt. Mit diesen Aufklebern könnten mehrere Automatenmodelle der Konkurrenz Probleme bekommen, die die Packungen an dieser Seite ansaugen, meint Stecinsky.

Dass er selbst seit Februar nicht mehr Geschäftsführer der KLS Pharma Robotics ist, sondern „nur noch“ Sales Director, hat nach seinen Angaben rein organisatorische Gründe. Er sei ohnehin selten in Weiskirchen, da sei unnötig, wenn er dort verantwortlich zeichne. Nachdem Seibold als Gesellschafter in die Geschäftsführung eingetreten war, sei die Konstruktion mit zwei Geschäftsführern überflüssig, so Stecinsky.

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