OTC-Hersteller

Klosterfrau ohne Biegert

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Berlin -

Bei Klosterfrau gibt es einen Wechsel: Sales Director Dr. Thomas Biegert hat das Unternehmen nach mehr als 22 Jahren verlassen.

Biegert ist von Hause aus Mikrobiologe, er war direkt nach der Promotion in Ulm zu Klosterfrau gekommen. Zunächst war er Bezirksleiter im Apothekenaußendienst, fünf Jahre lang leitete er dann den Bereich Schulung und Training. 2004 machte ihn Firmenchef Friedrich Neukirch zu seinem Assistenten, parallel stieg er zum Verkaufsleiter auf. Seit 2017 war er als Head of Sales für das komplette Apothekengeschäft zuständig.

Seit dem Ausscheiden von Neukirch gab es bei Klosterfrau immer wieder Veränderungen im Management, von denen Biegert allerdings – anders als ehemalige Kollegen aus dem Bereich Marketing/Vertrieb, die teilweise wegen Fehlentscheidungen vor die Tür gesetzt wurden – nicht betroffen war. Doch auch die neue Führung hatte wenig Glück: Weder der ehemalige Merz-Chef Dr. Martin Zügel als CEO noch René Flaschker als Geschäftsführer Marketing/Vertrieb konnten sich halten.

Vor einem Jahr setzte Petra Tritschler, die als Präsidentin des Verwaltungsrats in der Schweiz über die als Stiftung geführte Firmengruppe wacht, als Krisenmanager den ehemaligen Hexal-CEO Hans-Helmut Fabry ein. Er tauschte die Geschäftsführung nahezu komplett aus, holte unter anderem mit Thomas Niebergall einen neuen OTC-Chef und mit Jean Bouvain einen neuen Marketingleiter an Bord, wobei Letzterer schon nicht mehr an Biegert berichten musste.

Fabry gilt als knallharter Sanierer, schon in Holzkirchen war der studierte Psychologe mit der schwierigen Aufgabe betraut worden, das inhabergeführte Unternehmen nach dem Verkauf an Novartis auf Konzernlinie zu bringen. In Köln ist es sein Job, Klosterfrau in eine neue Zeit zu führen – strukturell genauso wie in der Außenwahrnehmung. Nach Zahlen von Insight Health büßte Klosterfrau im vergangenen Jahr 3 Prozent an Umsatz ein, während der Gesamtmarkt leicht zulegte – entsprechend ging es zwei Plätze bergab auf Rang 9.

Schlecht lief es für alle großen Marken: Nasic und Neo-Angin büßten 2 Prozent ein, Bronchicum sogar 9 Prozent. Nur Femannose entwickelte sich gut, hier ist der Hersteller allerdings mit einem – noch nicht rechtskräftigen – Urteil konfrontiert, das den Vertrieb als Medizinprodukt untersagt. In der Drogerie ist das Traditionsunternehmen ohnehin seit einigen Jahren in der Defensive.

Klosterfrau wurde 1826 von der Nonne Maria Clementine Martin gegründet und gehörte seit den 1930er-Jahren dem Unternehmer Wilhelm Doerenkamp, der die Firma schließlich in eine Stiftung einbrachte. Zur Gruppe gehören neben dem Kölner OTC-Hersteller und den Schwesterfirmen in Österreich und der Schweiz (Melisana) unter anderem die Kosmetikfirma Maria Galland, der Lohnhersteller Artesan (Mg5 Longoral) und der Süßstoffhersteller Hermes (Assugrin). Produktionsstandorte gibt es in Lüchow und Berlin.

 

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