Klinikketten

Rhön: Alles wieder offen

, Uhr aktualisiert am 20.06.2014 16:22 Uhr
Berlin -

Überraschung bei Rhön-Klinikum: Deutschlands drittgrößter privater Klinikkette ist der Befreiungsschlag aus der Pattsituation im Aktionärskreis gelungen. Kein Aktionär hat mehr Vetorechte: Bei der Hauptversammlung stimmte eine knappe Mehrheit für die von Firmengründer Eugen Münch befürwortete Satzungsänderung, die für wichtige Entscheidungen nur noch eine Kapitalmehrheit von 75 Prozent anstelle von 90 Prozent vorsieht. Damit wird eine Übernahme durch Fresenius wieder wahrscheinlicher.

Die Satzung sah bisher für wichtige Beschlüsse wie Kapitalerhöhungen oder Satzungsänderungen eine Mehrheit von mehr als 90 Prozent des vertretenen Kapitals vor. Auf der Hauptversammlung erhielt der Vorstoß des schwedischen Großaktionärs Alecta, den 2005 eingeführten Passus zu kippen, die notwendige Mehrheit. Nur 9,46 Prozent der Anteilseigner stimmten dagegen.

Damit scheint Rhön-Klinikum der Befreiungsschlag aus der Pattsituation im Aktionärskreis geglückt zu sein. Im vergangenen Jahr hatten sich der Rhön-Konkurrent Asklepios und der Hersteller B. Braun jeweils 5 Prozent der Anteile gesichert, um die Übernahme durch Fresenius zu verhindern.

Asklepios hat in den vergangenen Monaten versucht, seine Anteile auf 10,1 Prozent auszubauen und so ein Vetorecht zu erhalten. Das Bundeskartellamt hatte diesen Schritt unter der Vorgabe genehmigt, dass sich der Konzern in der Region Goslar von einer Klinik und einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) trennt.

Die Satzungsänderung bedeutet jedoch, dass eine Sperrminorität erst bei mehr als 25 Prozent erreicht wird. Fresenius hätte damit die Möglichkeit, mit seinen Übernahmeplänen doch noch zum Zuge zu kommen. Münch, der mit seinen 12,5-prozentigen Anteilen faktisch ein Vetorecht hatte, hatte den Deal eingefädelt.

Branchenbeobachter hatten dem Vorstoß vor der Abstimmung wenig Erfolgsaussichten eingeräumt – umso größer war nach der Hauptversammlung die Überraschung. Am Abend war darüber spekuliert worden, ob sich Rhön mit dem Asklepios-Eigner Dr. Bernard Broermann geeinigt haben könnte, dem bisher eine Ablehnung der Satzungsänderung nachgesagt wurde.

Der schwedische Pensionsfonds Alecta ist seit 2004 bei Rhön engagiert und hält 9,9 Prozent an dem Unternehmen. Auch Fresenius dürfte dafür gestimmt haben. Fresenius-Chef Ulf Schneider hält das Konzept hinter der Übernahme weiterhin für überzeugend: „Dazu stehen wir nach wie vor, wenn es sich einmal ergeben sollte.“ Die hinter Fresenius stehende Else-Kröner-Fresenius-Stiftung hält 5 Prozent an Rhön.

B. Braun und weitere Anteilseigner wollen die Beschlüsse der Hauptversammlung nun mit einer Klage anfechten. Bei der Satzungsänderung seien die Stimmen des Medizinprodukteherstellers aus formalen Gründen nicht berücksichtigt worden, hatte Rhön-Aufsichtsratschef Eugen Münch mitgeteilt. Dem Vernehmen nach konnten die B.-Braun-Vertreter angeblich nicht nachweisen, von wem ihre Vollmachten unterschrieben worden waren.

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