Klinge/Aristo übernehmen Physiogel APOTHEKE ADHOC, 04.03.2020 08:57 Uhr
Physiogel hat einen neuen Besitzer: Nachdem GlaxoSmithKline (GSK) noch vor einigen Jahren große Hoffnungen in die medizinische Hautpflegeserie gesetzt hatte, wurde die Marke jetzt an Klinge/Aristo verkauft. Beide Unternehmen gehören der Strüngmann-Familie.
Klinge übernimmt Physiogel in Deutschland, Österreich und Frankreich und stärkt damit nicht nur das eigene OTC-Portfolio, sondern steigt auch in ein neues Therapiefeld ein. In Polen, Spanien, Portugal, Italien und der Ukraine wird Physiogel von Aristo übernommen. In Brasilien, Mexiko und Chile schließlich werden Physiogel sowie die Marken Sunmax und Clindo von Megalabs übernommen; das Unternehmen gehört ebenfalls der Familie der Hexal-Gründer.
Klinge verantwortet dabei die Koordination in Europa und Südamerika. Geschäftsführerin Dr. Ines Bohn freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Schwesterfirmen: „Aristo Pharma, Megalabs und Klinge Pharma eint das Streben nach Innovationen und der Wachstumsgedanke. Die Zusammenarbeit wird von hoher Konstruktivität und Professionalität geprägt sein, um noch mehr Patienten die Produkte Physiogel, Sunmax und Clindo als wirksame dermatologische Therapieoptionen zugänglich zu machen.“
Klinge verstärkt laut Bohn mit der Übernahme die Präsenz in den Apotheken. Geplant ist außerdem, das dermatologische Portfolio um verschreibungspflichtige Produkte zu ergänzen. Die Indikation soll – neben dem breiten Portfolio an Magen-Darm-Produkten – zu einem strategischen Wachstumsbereich aufgebaut werden. Die Übernahme unterliegt den üblichen Bedingungen und wird voraussichtlich im zweiten Quartal abgeschlossen. Finanzielle Details zum Kauf werden nicht bekannt gegeben.
Physiogel war ursprünglich eine Marke des Dermatologika-Herstellers Stiefel, der 2009 für rund 2,5 Milliarden Euro von GSK übernommen worden war. Nachdem anfangs wenig passierte, nahm das Management die Markt 2014 in den Fokus. Man sehe gute Chancen, in Zukunft ganz vorne mitzuspielen, hieß es damals. Profitieren wollte GSK vom Empfehlungsverhalten der Ärzte, Physiogel sei weltweit die Empfehlung Nummer 1 der Dermatologen. Ziel sei es, die Marke für den täglichen Einsatz bei trockener Haut zu positionieren.
2016 legte GSK ein POS-Verkaufsprogramm auf, das analog zum Depotvertrag detaillierte Vorgaben für die Freiwahl machte. Besonders interessierte Apotheker wurden von GSK mit dem so genannten „Gold-Paket“ ausgestattet. Teilnehmer des „Kompetenz-Programms” erhielten dabei das Vollsortiment, das 17 Produkte umfasste. Platziert werden mussten die Artikel den Vorgaben zufolge in drei Regalböden mit mindestens 80 cm. Zusätzlich gab es das „Silber-Paket“ mit den acht erfolgreichsten Physiogel-Artikeln. Die Apotheken mussten bei dieser Version in der Freiwahl nur zwei Regalböden zu Verfügung stellen. Ein von GSK entworfenes Planogramm zeigte an, wie genau die Platzierung der einzelnen Produkte vorgenommen werden musste.
Doch trotz aller Maßnahmen konnte Physiogel nicht das erhoffte Wachstum aufweisen, auch weil die Konkurrenz es besser verstand, ihre Produkte im Bereich der medizinischen Hautpflege zu platzieren. Dass GSK die Marke nun abgibt, ist also kein Zufall. Im Zusammenhang der Übernahme der OTC-Sparte von Pfizer legt der Konzern seine Priorität auf Marken mit dreistelligen Umsätzen. Klinge will die Chance nutzen, Physiogel zu neuem Leben zu erwecken – wobei an dieser Stelle hinzuzufügen wäre, dass die Strüngmann-Familie als Teil eines Konsortiums gerade auch den Konkurrenten Galderma übernommen hat.