Klinge: Diu raus, Binko rein APOTHEKE ADHOC, 21.09.2016 08:07 Uhr
Die Strathos-Tochter Klinge hat Diu Venostasin aus dem Handel genommen. Das berichtet PHARMA ADHOC. Das restliche Sortiment rund um Venencreme und -kapseln bleibt unverändert. Einen Neuzugang gibt es auch: Klinge übernimmt das Ginkgo-Präparat Binko von der bisherigen Schwesterfirma Neuraxpharm.
Diu Venostasin war seit 1984 auf dem Markt und enthielt zehn Tabletten der verschreibungspflichtigen Diuretika-Kombination (Triamteren/Hydrochlorothiazid. Außerdem waren 60 Kapseln Venostasin retard enthalten; da das OTC-Medikament von der Kasse nicht erstattet wird, konnte auch die Kombipackung nicht abgerechnet werden.
Das Sortiment der Dachmarke Venostasin bleibt nach Unternehmensangaben ansonsten unverändert. Neben den Hartkapseln und der Creme gibt es Tropfen und ein Gel. Die Präparate waren im März 2014 mit der Übernahme der OTC-Sparte von Astellas zu Siemens/Sidroga gekommen. Innerhalb der Gruppe, die seit einem Jahr unter dem gemeinsamen Dach Strathos firmiert, wird Klinge mit Produkten wie Vomex, Vertigo Vomex und Arctuvan eigenständig geführt. Vomex macht rund 60 Prozent des Umsatzes aus.
Klinge will in den kommenden Monaten neue Produkte einführen. Einen ersten Neuzugang gibt es bereits: Binko. Das Ginkgo-Präparat war 2013 von Neuraxpharm eingeführt worden. Wie Strathos gehörte der ZNS-Spezialist bislang der Strüngmann-Familie; mit dem Verkauf des Unternehmens an den Finanzinvestor Apax Capital wechselt das Produkt zur bisherigen Schwesterfirma. Binko war das einzige OTC-Präparat im Portfolio von Neuraxpharm.
Seit zwei Jahren gibt es bei Klinge einen Arztaußendienst, der vor allem über die Marke Vomex informieren soll. Das Dimenhydrinat-haltige Mittel gegen Übelkeit ist für Patienten bis 12 Jahre erstattungsfähig. Entsprechend werden vor allem die Allgemeinmediziner angesprochen, darüber hinaus HNO-Ärzte, Pädiater und Allergologen. Zum Portfolio von Klinge gehört neben Venostasin, Vomex und der verschreibungspflichtigen Variante Vertigo Vomex außerdem Arctuvan.
Astellas hatte Klinge 2002 gekauft; Firmengründer Adolf Klinge hatte keinen Nachfolger für sein 1933 aus der Victoria-Apotheke an der Berliner Friedrichstraße ausgegründetes Unternehmen gefunden. Venostasin ist die älteste Marke aus dem früheren Klinge-Sortiment. Das Rosskastanien-Präparat kam bereits 1940 auf den Markt, 1951 folgte Vomex.
Die Familie der Hexal-Gründer Dr. Thomas und Dr. Andreas Strüngmann hatte Siemens & Co. bereits 1998 gekauft. Im April 2007 folgte Sidroga; der Teehersteller gehörte bis dahin der schweizerischen Siegfried-Gruppe. 2010 brach das Unternehmen die Zelte in Bad Säckingen an der schweizerischen Grenze ab, wo die Firma seit ihrer Gründung im Jahr 1972 ansässig gewesen war, und zog nach Bad Ems.
Der Familie gehört außerdem die Berliner Aristo-Gruppe, die 2008 aus dem 2001 gekauften Generikahersteller Lindopharm und den 2006 übernommenen OTC-Herstellern Steiner Arzneimittel (Sedariston, Sogoon) und Pharma Wernigerode (Kamillan, Parodontal, Imidin) hervorgegangen war.
Das Unternehmen hat gerade in Österreich eine Niederlassung gegründet. Noch im Herbst sollen erste OTC-Produkte wie Kamillan, Eucabal und Carvomin in die österreichischen Apotheken kommen; die Entscheidung über einen eigenen Außendienst soll frühestens im kommenden Jahr fallen.
In Großbritannien hat Aristo parallel die Firma CEB Pharma gekauft. Der 2014 in Ely, Cambridgeshire, gegründete Hersteller hat bislang zwei Produkte im Angebot: das Seroquel-Generikum Mintreleq XL sowie ein Duloxetin-Präparat. Bei Aristo hofft man, dass das Start-up mit den drei verbliebenen der ursprünglich fünf Gründer zum Nukleus für das eigene Geschäft werden kann.