Kein Securpharm für Asys Alexander Müller, 11.12.2018 10:25 Uhr
Ohne Securpharm geht ab Februar 2019 nichts mehr. Die Softwarehäuser haben mit Hochdruck daran gearbeitet, dass in der Apotheke alles glatt läuft. Marktführer Awinta nutzt die Gelegenheit, Kunden mit dem übernommenen Warenwirtschaftssystem Asys auf die neue Plattform Awinta One umzuziehen. Dass für die Asys-Datenbank überhaupt keine Securpharm-Lösung mehr angeboten wird, stößt nicht überall auf Verständnis.
Ein Apotheker aus Hessen ist seit Jahren begeisterter Asys-Kunde. Doch als er zur Vorbereitung auf Securpharm das entsprechende Softwaremodul herunterladen wollte, wurde ihm mitgeteilt, dass es dies für Asys nicht gibt. Hintergrund ist, dass das System noch eine 32Bit-Datenbank benutzt. Dem Apotheker wurde – nach seinen Angaben recht kurzfristig und erst auf Nachfrage – mitgeteilt, dass er auf die neue Plattform Awinta One mit 64Bit-Datenbank umstellen müsse. Ein Securpharm-Update für Asys gebe es nicht.
Ein Awinta-Sprecher bestätigte auf Nachfrage: „Da in der aktuellen Asys-Datenbank die Securpharm-Anpassungen nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand umzusetzen wären, hat sich die Awinta entschlossen, die Securpharm-Fähigkeit für Asys-Kunden ausschließlich im ‚Asys Klassik Update‘ für Awinta One umzusetzen. Der Vorteil dabei ist auch, dass alle Daten erhalten bleiben und der Aufwand überschaubar bleibt.“
Auf der Plattform Awinta One will das Softwarehaus seine verschiedenen EDV-Linien Asys, Infopharm, Jump, Pharmasoft und Prokas zusammenführen, die durch Übernahmen und Fusionen in der Gruppe versammelt sind. Da ein harter Wechsel des Betriebssystem für Apotheken immer eine große Herausforderung bedeutet, sollen die Benutzeroberflächen gleich bleiben, mit den Mitarbeiter vertraut sind. Der Umzug auf die neue Plattform wurde Asys-Kunden zuerst angeboten. Dem Awinta-Sprecher zufolge haben sich schon 90 Prozent der Asys-Kunden für das Update entschieden. „Nur noch mit einer kleinen Anzahl von Entscheidern steht die Awinta im engen Dialog, um spezielle Fragen abzuklären“, so der Sprecher.
Zu den 90 Prozent zählt auch der Apotheker aus Hessen, besonders glücklich ist er mit dem Vorgang aber nicht. „Wenn Awinta diese Software nicht mehr anbieten möchte, sollen sie mir mitteilen, dass es keine Updates mehr gibt. Aber ich fühle mich etwas überfallen, wenn Securpharm zum Anlass genommen wird, uns zum Umzug zu zwingen.“ Zumal der Spaß ihn inklusive Schulung mehr als 5000 Euro gekostet habe. Die Schulung sei allerdings sehr gut verlaufen: „Die Mitarbeitern von Awinta war sehr kompetent und ist auf alle Fragen des Teams eingegangen“, lobt der Inhaber.
Trotzdem sei die Umstellung nicht ohne Probleme abgelaufen. „Bei Beträgen über 100 Euro kann man derzeit die zweite Nachkommastelle nicht sehen. Da habe ich gesagt, dass ich die Rechnung nicht zahle, bis alles wieder läuft.“ Weil solche Kinderkrankheiten bei einer EDV-Umstellung nie ausbleiben, hätte sich der Apotheker den Wechsel gerne erspart. Dass er jetzt nach seinem Gefühl kurzfristig dazu gezwungen wurde, ärgert ihn.
Dem Awinta-Sprecher zufolge wurden die Kunden „über einen sehr langen Zeitraum“ darüber informiert, dass das Update „nicht nur für Zukunftsfähigkeit des Apothekensystems wichtig ist, sondern auch unabdingbar für die Betriebssicherheit“. Das Update-Verfahren sei unkomplizierten und werde zu einem fairen Preis geboten. „Eine hohe Investition in eine komplett neue Warenwirtschaft ist nicht erforderlich. Die Angebote sind sehr kundenfreundlich gestaltet, indem zum Beispiel die bestehenden Asys-Lizenzen komplett verrechnet werden“, so der Sprecher. Zu konkreten Kosten äußerte er sich allerdings nicht, da die Angebote immer individuell „auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten und nicht öffentlich“ seien.
Unabhängig von dem Asys-Update verursacht die Securpharm-Umstellung für die Softwarehäuser natürlich erheblichen Aufwand. Das läuft aber größtenteils im Hintergrund, von den Apotheken unbemerkt. Für die Kunden bedeute die Umstellung keine große Mühe, sie erfolge unkompliziert über die gewohnten Updates, so der Awinta-Sprecher. Über Begleitinformationen in den Infosystemen der Warenwirtschaft bekommen die Anwender Schritt für Schritt erläutert, was wann zu tun ist. Wichtig sei vor allem, dass die Apotheker selbst die Voraussetzungen schaffen, wie die Authentifizierung über das N-ident-Verfahren und Ausrüstung mit 2D-Scannern in ausreichender Anzahl für alle Abgabestellen, so der Sprecher.
Die Awinta-Akademie bietet Apothekern Webinare zur Securpharm-Umstellung. Dem Unternehmenssprecher zufolge haben bereits mehr als 1000 Apotheker und PTA teilgenommen. Im Januar soll es wegen der großen Nachfrage weitere Termine geben.
Für die Umstellung kommen auf die Apotheken – unabhängig von ihrer Software – Kosten zu. Die Kosten für das N-ID-Zertifikat betragen 20 Euro plus Mehrwertsteuer (MwSt) pro Betriebsstätte. Das Zertifikat hat eine Gültigkeit von zwei Jahren ab Ausstellungsdatum. Die Kosten für die Nutzung des Securpharm-Systems betragen für jede Betriebsstätte monatlich 10 Euro plus MwSt. Zudem wird eine Anschluss-Gebühr von 125 Euro plus MwSt erhoben, die für öffentliche Apotheken aber von der ABDA übernommen wird.