Der Privatgroßhändler Richard Kehr stellt sich neu auf. Die vierte Generation steht bereit und wird auf die Betriebsübernahme vorbereitet. Stefanie Kehr und ihr Cousin Felix Kehr sind nach Erfahrungen etwa bei Novartis oder Mytoys in das Braunschweiger Familienunternehmen zurückgekehrt.
Vom Abenteuerspielplatz Großhandelslager zum Arbeitsplatz: Für Stefanie Kehr war es schon lange klar, dass sie einmal in das Familienunternehmen einsteigen möchte. Seit zweieinhalb Jahren ist die Tochter von Apotheker Ulrich Kehr, der bereits im Ruhestand ist, jetzt bei dem Großhändler tätig. Aktuell kümmert sie sich als Projektmanagerin um die Bereiche Modernisierung und Digitalisierung. „Wir haben beispielsweise kürzlich das Bewerbermanagement und die Zeiterfassung digitalisiert. Ich bin aber auch in anderen Bereichen wie Kundenpflege und Vertrieb tätig. Ganz aktuell steht natürlich das Thema Corona-Impfstoffe täglich auf der Tagesordnung“, sagt sie.
Bereits als Schülerin und Studentin war sie im Unternehmen tätig. „In den Ferien habe ich Aushilfsjobs als Fahrerin, im Wareneingang und in der Kommissionierung gemacht. Ich weiß also, was das für ein Knochenjob ist.“ Nach dem Studium Strategisches Management unter anderem in Innsbruck stieg sie nicht gleich bei Kehr ein. Sie war zunächst etwa bei Novartis tätig. Dieser Job habe sie am besten auf die jetzige Tätigkeit vorbereitet, sagt sie rückblickend. „Ich habe dort rund zwei Jahre in der Personalabteilung gelernt, echten Stress auszuhalten. Ich war Ansprechpartnerin für circa 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und habe dabei viel über die Nöte und Bedürfnisse der Angestellten gelernt. Die Dimension war eine ganz andere als hier, aber ich bin froh, dass es für mich nur eine Zwischenstation war und ich die Macht- und Ränkespiele im Konzern nicht mitmachen musste. Die Mentalität eines Familienunternehmens liegt mir viel mehr.“
Gemeinsam mit ihrem Cousin Felix Kehr besucht sie immer wieder Seminare, die die beiden auf den Generationenwechsel vorbereiten sollen. Der Sohn des jetzigen geschäftsführenden Gesellschafters Hanns-Heinrich Kehr ist seit Kurzem im väterlichen Betrieb. Nach seinem Wirtschaftsingenieurwesen- und Maschinenbaustudium hängte er noch einen Master in Betriebswirtschaftslehre im Ausland an und ging zunächst in die Autoindustrie und war im Bereich Unternehmensberatung tätig.
Zuletzt war er beim Online-Spielwarenhändler Mytoys beschäftigt. „Ich freue mich, nach nun über vier Wanderjahren den Weg in das Familienunternehmen gefunden zu haben“, sagt er. Nach der Einführung am Berliner Kehr-Standort wird er ab Januar in Braunschweig tätig sein. Dort werde die Einarbeitung weitergehen.
Eines der großen Projekt der nächsten Generation ist die Digitalisierung. „Obwohl wir in vielen Bereichen schon gut aufgestellt sind, gibt es noch so viele Prozesse, die sicher viel schneller und einfacher gestaltet werden könnten“, sagt Stefanie Kehr. Die Stärken des privaten Pharmagroßhandels seien, dass man „einfach flexibler und kreativer in unseren Lösungen“ sei. „Wenn uns ein Kunde mit einem Problem anspricht, dann können wir auch einmal eine unkonventionelle Lösung auf kurzem Dienstweg finden. Außerdem sind wir sehr nah an den Apotheken. Im Gegensatz zu so manchem Konzern sind wir darauf angewiesen, dass es unseren Kunden, den selbstständigen Apotheken in Deutschland, weiterhin gut geht.“ Als eine der größten Herausforderungen für den Großhandel beschreibt sie den Rückgang der Zahl an Apotheken. „Hier gilt es, mit unseren innovativen Lösungen die Apotheken nachhaltig zu stärken.“
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