Kaufland verramscht Apothekenmarken APOTHEKE ADHOC, 25.11.2016 10:03 Uhr
Im Frühjahr verabschiedete sich die Drogeriekette dm im Kosmetikbereich vom Apothekensortiment. Stattdessen griff der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zu: Bei Kaufland tauchten Gesundheits- und Kosmetikprodukte aus der Offizin auf. Jetzt werden die Restbestände offenbar verramscht.
In einem Markt in Frankfurt entdeckte eine PTA in dieser Woche Apothekenmarken im Ramschregal. „Super günstig und immer noch super lecker!“, stand auf den Regalschienen. Der Preisvorteil wurde mit der begrenzten Haltbarkeit erklärt.
Hier konnten Schnäppchenjäger zuschlagen: Produkte wie Visine (J&J), Baldriparan (Pfizer), Kohle-Compretten (Merck) und Posterisan protect (Kade) wurden zum reduzierten Preis angeboten. Auch Cetebe (GSK), Octenisept (Schülke), Hansaplast (Beiersdorf), Pinimenthol (Schwabe) und Formoline L112 (Certmedica) waren in der Discount-Ecke zwischen Haarfärbemittel, Deospray, Fleckenentferner, Buntstiften und Eiweißpulver zu finden. Biofax (Strathmann) war in so großen Mengen vorhanden, dass die Packungen in Kartons von Knorr und Maggi ausgestellt wurden.
Noch im Sommer zierten die Apothekenmarken das Gesundheitsregal. Ein Kaufland-Markt im baden-württembergischen Ludwigsburg bot neben Cetebe, Baldriparan, Formoline und Kohle-Compretten Marken wie Centrum und Thermacare (Pfizer), Yokebe und XLS Medical (Omega), Isla Moos (Engelhard), sowie Basica (Protina) an. Auch Ratiopharm lag im Regal. 60 Kapseln Vitamin B-Komplex kosteten 8,95 Euro, der Apothekenverkaufspreis liegt bei knapp 15 Euro.
Edeka vertrieb im Sommer die apothekenexklusive Kosmetik Vichy. Die Marke wurde etwa in einem Markt in Frankfurt zu Schnäppchenpreisen angeboten. Die Auswahl war breit gefächert: Insgesamt standen acht verschiedene Artikel im Regal.
In einer sächsischen Globus-Filiale füllten zuletzt ebenfalls Apothekenmarken wie Almased, Basica, Baldriparan, Centrum, Isla und Kohle-Compretten das Regal. Weitere bekannte Produkte waren Priorin, Lefax, Rennie und Contour (Bayer), Vitasprint (Pfizer), Magnesium-Verla (Verla-Pharm) und mehrere Produkte von Wick (P&G). Auch das Nahrungsergänzungsmittel Magnetrans von Stadavita stand im Regal. Der Bereich mit den Produkten aus der Offizin war optisch vom „gelben“ Vitamine-Mineralstoffe-Regal abgegrenzt. Über den Preisschildern der Apothekenprodukte stand neben dem Logo: „Ihr Wohlbefinden liegt uns am Herzen.“
Anfang des Jahres boten Netto und Kaufland das Abnehmmittel Almased zu Kampfpreisen an. Lidl und Rossmann verkauften im Frühsommer das – nicht apothekenexklusive – Mückenschutzmittel Autan unterhalb der Apothekeneinkaufspreise (AEP) an.
dm hatte im Frühjahr die Apothekenkosmetik ausgelistet: „Hintergrund für diese Entscheidung ist, dass wir die Warenpräsenz nicht in allen dm-Märkten gewährleisten und unserem Anspruch an eine attraktive Warenpräsentation nicht gerecht werden können“, sagte Geschäftsführer Christoph Werner, der den Bereich Marketing und Beschaffung verantwortet. Die Gesundheitsprodukte sollen aber im Sortiment bleiben.
Rossmann hatte angekündigt, das Sortiment mit Gesundheitsprodukten auszubauen. Seit 2009 gehören Präparate aus der Apotheke zum Sortiment, derzeit rund 80 Artikel.. Die Hälfte der Märkte ist inzwischen mit dem überwiegend apothekenexklusiven Sortiment „Gesundheit plus“ ausgestattet. Mit den Neueröffnungen sollen kontinuierlich weitere Filialen hinzukommen. Pick-up-Stellen gab es bei Rossmann nie.
Apothekenkosmetik ist auch bei Internet-Parfümerien beliebt: Der Händler Iparfumerie und die Kette Douglas haben verschiedene Marken aus der Apotheke im Sortiment, genauso wie die Ernährungsplattformen Nu3. Auch bei Amazon können bei diversen Händlern aus dem In- und Ausland Apothekenmarken gekauft werden.
Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC gab jeder dritte Teilnehmer an, dass die Verkäufe über den Graumarkt bereits massiv Umsatz kosteten. Weitere 47 Prozent fanden, dass die Verkäufe schlecht für das Image sowohl der Marke, als auch der Apotheke seien. 9 Prozent sehen auch vor allem Nachteile für die Industrie: Apothekenmarken im Graumarkt seien für Hersteller ein Problem, da sie der Marke schadeten.