Wer vor einer Kaufland-Apotheke steht, der kann schnell zuordnen:
Discounter-Daumen heißt BRL-Standort, Zickzack-Logo gleich
Sympateam-Gruppe. Mehrere Dutzend Mietverträge haben sich die beiden
Firmen seit Anfang der 1990er-Jahre gesichert – und an Pharmazeuten
untervermietet. Daneben gibt es auch „freie“ Kaufland-Apotheker – noch.
Jetzt werden die letzten guten Standorte eingesammelt.
Dank persönlicher Beziehungen zu einem Vorstand der Schwarz-Gruppe (Kaufland, Lidl) hatte die Familie des Neckarsulmer Apothekers Fritz Schurer Anfang der 1990er-Jahre exklusiven Zugriff auf die Standorte in Kaufland-Märkten bekommen. Zusammen mit dem ehemaligen Anzag-Mitarbeiter Joachim Birkle gründete Schurers Schwiegersohn Helmut Fritsch eine An- und Vermietungsgesellschaft für Gewerbeflächen.
Bis 2001 wurden gemeinsam Apotheken eingerichtet und über Miet- und Leasingverträge an Pharmazeuten weitergegeben. Dann trennten sich die Unternehmer; jeweils circa 30 Mietverträge nahm jeder der beiden Partner mit. Während Birkle heute in Südfrankreich lebt und seine Apotheken in ein Joint Venture mit Anzag/Alliance eingebracht hat, pendelt Fritsch zwischen Berlin (Apotheke im Kaufpark Eiche), Leipzig (Apotheke im Paunsdorf-Center, Apodiscouter) und Naples, Florida.
Als das Standortgeschäft anrollte, hatte Kaufland bereits die ersten Märkte in den neuen Bundesländern eröffnet. Einige Apotheker hatten also den Zuschlag erhalten, bevor die Zwischenmieter auf den Plan traten.
Das ist jetzt 20 Jahre her, die letzten Mietverträge laufen in diesen Monaten aus. In mehreren Apotheken hat sich Fritschs Firma „BRL Center“ bereits als neuer Vermieter vorgestellt. Dem Vernehmen nach verschlechtern sich für die betroffenen Inhaber nicht nur die Mietkonditionen. Auch die Übernahme des Marketingkonzepts ist Pflicht – verweigert der Apotheker den Umbau, drohen dem Vernehmen nach sogar Vertragsstrafen.
Für BRL dürften die etablierten Standorte besonders attraktiv sein – und so werden den Apothekern Freiheiten gelassen, die andere Kaufland-Apotheker mitunter nicht haben oder hatten: In der Vergangenheit stellten die An- und Vermieter nämlich auch gleich Einrichtung und EDV gegen Leasinggebühr mit zur Verfügung, kümmerten sich um Finanz- und Steuerfragen und schlossen Beraterverträge.
„Keine Maklergebühren, keine Vermittlungsprovisionen, sondern ein erfolgreich erprobtes Betreiberkonzept“, warb BRL noch vor einigen Jahren auf der eigenen Website.
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