Abschied vom chinesischen Investor

Kartellamt lobt Biotest-Übernahme

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Berlin -

Das Bundeskartellamt hat die Übernahme des Plasmaherstellers Biotest durch den spanischen Konzern Grifols erlaubt – und dabei lobende Worte gefunden: Denn durch den Ausstieg des chinesischen Eigentümers könnte das Volumen deutlich gesteigert werden.

Nur in wenigen Fällen äußert sich das Bundeskartellamt zu konkreten Übernahmen – und wenn, dann in der Regel kritisch. Im Fall von Biotest findet Behördenchef Andreas Mundt dagegen äußert lobende Worte: „Medikamente auf der Basis von Blutplasma sind für viele Therapien lebensnotwendig. Nur wenige Anbieter sind auf den Märkten aktiv, da Produktion und Zulassung der Präparate sehr zeitaufwändig und kostenintensiv sind. Vor allem sind die Hersteller auf Blutplasma-Spenden aus der Bevölkerung angewiesen, die in Europa insgesamt gesehen nicht ausreichend sind.“

„Mit dem Kauf von Biotest durch Grifols verengt sich die Anbieterstruktur zwar weiter, trotzdem haben wir keine durchgreifenden wettbewerblichen Bedenken, da hinreichende Ausweichalternativen vorhanden sind“, so Mundt weiter. So seien CSL Behring (Australien/USA) oder auch Octapharma (Schweiz) und Takeda (Japan) weiterhin sowohl in Europa als auch in Deutschland tätig. „Zudem werden durch das Vorhaben neue Perspektiven eröffnet, das so wichtige Blutplasma zu generieren, auf das Patientinnen und Patienten angewiesen sind.“

Medikamente auf der Basis von Blutplasma könnten nur in wenigen Fällen durch biotechnologisch hergestellte Arzneimittel ersetzt werden. Da die Hersteller also auf Blutplasma angewiesen seien, betrieben sie eigene Spendezentren. In Europa sei das Spendenaufkommen aber begrenzt, was laut Kartellamt damit zusammenhängt, dass eine Aufwandsentschädigung in vielen europäischen Ländern aus ethischen Gründen nicht zulässig ist.

Firmen wie Grifols betreiben ihre Zentren daher vor allem in den USA – Biotest sei dies bislang aufgrund seines chinesischen Investors verwehrt gewesen. „Die beteiligten Unternehmen sehen in dem Zusammenschluss eine Möglichkeit, nicht nur das Spendenaufkommen zu erhöhen, sondern auch die Menge der gewonnenen Arzneimittel aus dem gespendeten Plasma“, so das Kartellamt.

Gegründet 1946, gehört Biotest zu den führenden Herstellern von Plasmapräparaten. Das Unternehmen betreibt zwei Fertigungsstätten sowie 26 Plasmazentren in Ungarn, Tschechien und Deutschland. 2020 lag der Umsatz bei 484 Millionen Euro, davon entfielen 430 Millionen Euro auf den Bereich „Therapien“ und weitere 47 Millionen Euro auf die Sammlung und Fraktionierung für externe Auftraggeber.

2017 übernahm die chinesische Investmentgruppe Creat Tiancheng die Mehrheit der Aktien, allen voran veräußerte die Gründerfamilie Schleussner ihr Anteilspaket. Doch im September einigte sich der spanische Mitbewerber Grifols mit dem Großaktionär, der für 1,1 Mlliarden Euro sein knapp 90-prozentiges Paket verkaufte.

Grifols selbst kommt auf einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro und ist vor allem in den USA stark, wo zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet werden. Doch auch hierzulande vertreibt das Unternehmen seine Produkte und betreibt 47 Plasmazentren. Rund ein Viertel der Aktien gehört der gleichnamigen Gründerfamilie sowie dem Management, der Rest befindet sich in Streubesitz.

Im Januar konnten auch die Kleinaktonäre ihre Aktien für 43 Euro je Stamm- beziehungsweise 37 Euro je Vorzugsaktie andienen. Die Aktion war erfolgreich, Grifols hält nun 96 Prozent der Stimmrechte und knapp 70 Prozent des gesamten Aktienkapitals. Das Angebot läuft noch bis Ende April, danach droht die Zwangsabfindung der verbleibenden Akitonäre. Insgesamt wird Biotest mit rund 1,6 Milliarden Euro bewertet. Finanziert werden soll die Übernahme über eine neue Anleihe.

Durch die Übernahme von Biotest will der Konzern sich weltweit aufstellen, seinen Umsatz auf 7 Milliarden Euro steigern und die Margen deutlich auf mehr als 30 Prozent verbessern, sodass ein operativer Gewinn von mehr als 2 Milliarden Euro erzielt werden soll. Jährlich sollen 20 neue Plasmazentren hinzukommen, sodass die Zahl bis 2026 weltweit von 350 auf 530 steigen soll und die Kapazität von 18 auf 28 Millionen Liter.

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