Kairions Geschäftsmodell ist ein Scharnier zwischen Herstellern und Shops: Erstere können ihre Markenwerbung gezielt auf den Werbeflächen der Onlineshops ausspielen. Sucht ein Verbraucher beispielsweise Erkältungsmedikamente in einer Versandapotheke, wird ihm Werbung bestimmter Erkältungsprodukte des zahlenden Herstellers angezeigt. Eine Hand wäscht die andere: Die Hersteller bekommen effektive und gezielte Werbung, die dort ausgespielt wird, wo das Produkt auch gekauft wird, die Online-Apotheken wiederum haben zusätzliche Einnahmequellen. Außerdem wirke sich diese Art von Werbung laut Kairion nachweislich positiv auf die Größe des Warenkorbs aus.

Kairion ist der technische Dienstleister mit Vermarktungseinheit, der dafür die Infrastruktur samt Werbeerfolgskontrolle bereitstellt. „Werbetreibende Marken profitieren so von einer messbar hohen Reichweite und davon, dass die Werbeschaltung genau in dem Moment erfolgt, wenn Konsumenten Marken- und Produktbotschaften die höchste Aufmerksamkeit entgegenbringen“, bewirbt sich Kairion dazu auf seiner Seite selbst. „Online Shops hingegen generieren nicht nur zusätzliche Erlöse aus Media- und Marketing-Budgets, die Realtime-Werbung wirkt sich auch nachweislich positiv auf den Warenkorb aus.“

30 Mitarbeiter arbeiten in Frankfurt für das 2012 gegründete Unternehmen. Der Gesundheitssektor – konkret Versandapotheken und Arzneimittelhersteller – bildet dabei das Rückgrat. „Wir sind im Healthcare-Segment groß geworden und es ist nach wie vor unser stärkster Bereich“, erklärt Chief Operating Officer Björn Wolak. Insgesamt über 80 Online-Shops und über 480 weitere Unternehmen gehören nach eigenen Angaben zum Netzwerk. Hersteller wie Bayer, Ratiopharm, Klosterfrau oder Queisser lassen Markenwerbung über Kairion auf den Webseiten verschiedener Versandapotheken ausspielen.

Zu denen gehören auch Medpex-Mutter Zur Rose, Apo-Discounter, Aponeo, Eurapon, Pharmeo, Vitalsana und Medikamente per Klick. „Der Zuwachs der Medpex-Versandapotheke ist für Kairion ein Gewinn auf allen Ebenen und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen starken Partner“, zeigt sich CEO Vikrant Agrawal erfreut über den neuen Vertrag. Auch andere Online-Shops nutzen den Service, so beispielsweise Real.de und Weltbild. Ihnen allen verspricht Kairion die Eröffnung zusätzlicher Erlösströme durch die Nutzung von Werbeflächen auf den Shopseiten und höhere Einnahmen durch die optimale Auslastung verfügbarer Werbeflächen.

2018 hatte ProSiebenSat1 das Unternehmen gekauft, um sich stärker im Online-Marketing-Bereich aufzustellen. Besonders wertvoll war für den Medienkonzern, dass er dadurch sein Portfolio mit sogenannten Intent-Daten verstärken konnte. Über diese können Werbetreibende zielgerichtet Kunden mit einer aktuellen und konkreten Kaufabsicht ansprechen: Sucht ein Verbraucher etwas im Internet, werden seine Sucheingaben und sein Surfverhalten auf den Seiten der Datenprovider markiert und gespeichert. Diesen Verbrauchern wird dann gezielt Werbecontent für die gesuchten Produktarten angeboten. Die meisten kennen es wahrscheinlich: Man sucht im Internet beispielsweise nach einem bestimmten Kleidungsstück und bekommt ab dann ständig Werbung für dieses angezeigt.

Das ist insbesondere interessant in Bereichen, wo Kunden nach ganz konkreten Produkten oder Produktarten suchen, beispielsweise im Elektroniksektor – neben Arzneimitteln der zweite Bereich, in dem Kairion stark ist. Das zeigt auch: Rezeptfreie Arzneimittel werden im Vermarktungskreislauf nicht anders behandelt als andere Waren. Wer nach einem Erkältungspräparat sucht, bekommt daraufhin gezielt Werbung für Erkältungspräparate angezeigt. Die Hersteller zahlen an Kairion dafür, dass der Erkältete vor allem ihr Produkt sieht, wenn er in einer Versandapotheke nach welchen sucht. Für ProSiebenSat1 ist dabei nicht nur das IT-Knowhow und der dazugehörige Datenschatz wertvoll, sondern auch die strategischen Optionen: Kairion könnte es ermöglichen, Markenkampagnen nahtlos aus dem Fernsehen in Onlineshops zu bringen.