Juniper: „Apotheken beraten, liefern und betreuen nicht“ Katharina Brand, 18.09.2024 13:16 Uhr
An den Werbeclips und -posts der Abnehmplattform „Juniper“ kommt man auf Instagram derzeit kaum vorbei. „Verliere bis zu 15 Prozent deines Körpergewichts“, verspricht das Portal. Was sofort auffällt: Auf der eigenen Website vergleicht Juniper seine Leistungen mit der von Apotheken: Dort werde keine Gesundheitsberatung oder -überwachung geleistet und obendrein liefere die Apotheke vor Ort auch nicht.
„Ganzheitliches Abnehmprogramm mit verschreibungspflichtigen Medikamenten“, damit wirbt die Website. Über 40.000 Nutzer:innen will die nach eigenen Angaben „weltweit bestbewertete und größte medizinische Klinik zur Gewichtsabnahme“ versorgen.
Hinkende und falsche Vergleiche
Die Plattform stellt ihr Programm in den direkten Vergleich zu den Leistungen der Apotheken vor Ort. Geworben wird mit einer zu 100 Prozent digitalen Abwicklung, einem Online-Lehrangebot sowie einer Online-Community, daneben fallen insbesondere die Vergleiche zur Betreuung, Beratung und Lieferung auf.
Juniper betont, dass es in ihrem Programm eine regelmäßige ärztliche Betreuung gebe, während Apotheken nur eine unregelmäßige Betreuung böten. Zudem finde in Apotheken keine individuelle Gesundheitsberatung oder Gesundheitsüberwachung statt. Eine kostenlose Lieferung nach Hause, die Juniper garantiert, gebe es bei Apotheken ebenfalls nicht. Zudem garantiert die Plattform – nach eigenen Angaben anders als Apotheken – einen „zuverlässigen Bestand an Medikamenten“.
Juniper ist neben „Pilot“ sowie „Compound“ (Männergesundheit), „Kin“ (Fruchtbarkeit) und „Software“ (Dermatologie) eine der fünf digitalen Kliniken der 2019 gegründeten Muttergesellschaft „Eucalyptus“ aus Australien. Mit welchen Apotheken die Gesellschaft – auch auf ihren anderen Plattformen – zusammenarbeitet, will sie auf ihrer Website nicht preisgeben. Es handele sich aber um die Zusammenarbeit mit einer „wachsenden Zahl von Apotheken“.
Ominöses Abnehmpräparat
Zwar gibt Juniper im Vergleich an, ein Medikament zu verordnen, das es auch in Apotheken gibt. Um welches Arzneimittel es sich konkret handelt, will die Plattform „aufgrund der Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetzes“ erst nach erfolgreicher Eignungsprüfung und geleisteter Zahlung nennen. 356 Euro pro Monat kostet das Programm inklusive Medikament. Eine Erstattung ist nur innerhalb des ersten Monats möglich.
Zumindest auf der Bewertungsplattform Trustpilot benennen Anwendende Ozempic (Semaglutid) als verordnetes Präparat. Ob das GLP-1-Analogon das einzige eingesetzte Arzneimittel ist, bleibt unklar.
Hinter Eucalyptus stehen neben den Gründern sieben Finanzinvestoren; gerade erst hat das Start-up aus Australien noch einmal 60 Millionen US-Dollar eingesammelt. Die europäische Niederlassung ist in Amsterdam und das Deutschlandbüro in Berlin. Die ärztliche Beratung erfolgt digital, verschriebene Medikamente werden direkt nach Hause geliefert. Ein personalisierter Abnehmplan wird nach dem Ausfüllen eines Fragebogens erstellt. Die Verordnung des Medikaments erfolge ausschließlich, falls die/der Patient:in dafür geeignet ist.