OTC-Hersteller

J&J: „Bereit für neue Abenteuer“ Patrick Hollstein, 03.06.2016 12:56 Uhr

Athen - 

GSK und Novartis, Bayer und Merck, Sanofi und Boehringer: Im globalen OTC-Markt werden die Karten neu gemischt. Johnson & Johnson (J&J) ist dabei ins Hintertreffen geraten und wird demnächst den Platz auf dem Podest räumen müssen. „Wir sind noch da“, sagte Birgit Schuhbauer, Global Vice President Strategic Marketing OTC, bei der Jahrestagung des europäischen OTC-Verbands AESGP in Athen.

Laut Schuhbauer gab es verschiedene Gründe dafür, dass es um J&J zuletzt ruhig geworden war: Man habe die Übernahmen der Vergangenheit verdaut, die Produktionsprobleme in den USA bewältigt und allgemein aufgeräumt. „Jetzt kommen wir gestärkt zurück. Wir sind bereit für neue Abenteuer.“

Nicht immer gehe es bei Zukäufen um den ganz großen Wurf, mitunter seien strategische Erwägungen mit Blick auf die regionale Präsenz und das Portfolio ausschlaggebend, so Schuhbauer. Die letzten Zukäufe von J&J in Indien seien solche Beispiele, mit denen sich der Konzern Zugang sowohl zum Subkontinent als auch zu Russland gesichert habe.

Man dürfe auch kleinere Deals nicht unterschätzen, denn mitunter entstünden aus kleineren Zukäufen auch globale Marken. Schuhbauer nannte o.b. und Neutrogena als Beispiele.

Schuhbauer weiß auch, dass nicht nur die gestiegenen Preise Übernahmen schwerer machen, sondern dass auch die kulturellen Unterschiede ein Hemmnis sein können. „Viele Familienunternehmen werden in dritter Generation oder mehr geführt. Ich kann verstehen, dass solche Menschen skeptisch sind, wenn jemand wie wir Interesse zeigt, und zögern, weil sie sich Sorgen um ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter machen.“

Entsprechend kritisch ist laut Schuhbauer nicht nur die Zeit vor der Übernahme, sondern auch die danach. „Das ist wie bei einer Hochzeit. Da muss man mitunter auch erst noch zusammenfinden.“ A und O seien klare Ansage und Regeln – und Respekt für die Kultur des anderen Unternehmens.

Überstürzte Zukäufe nur um des Umsatzes willen soll es bei J&J nicht geben: „Jedes Produkt muss eine klare Rolle haben und zu uns passen.“ Um im aktuellen Übernahmereigen nicht vergessen zu werden, sind derzeit bei J&J alle Verantwortlichen auf Kennenlernterminen unterwegs. „Jeder soll wissen, dass es uns noch gibt.“