Lieferengpässe

Jetzt fehlt auch Ibu-OTC

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Berlin -

Apotheken obliegt die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, so verlangt es zumindest das Apothekengesetz. In der Praxis ist dies jedoch nicht immer umsetzbar. Nicht weil die Apotheker nicht wollen, sondern nicht können. Denn Lieferengpässe und eingeschränkte Verfügbarkeiten bestimmend den Alltag. Dass Ibuprofen knapp ist, ist seit Langem bekannt. Nun kommt die Wirkstoffverknappung ein zweites Mal in der Selbstmedikation an.

Im November 2017 nahm das Unheil seinen Lauf. Ratiopharm sagte den Apotheken die Überweiser Ibuprofen-haltiger Fiebersäfte ab. Schon damals war aus Ulm von einer Rohstoffverknappung als Ursache die Rede. Im Februar war klar, die Säfte werden zur Grippesaison fehlen. Doch dem nicht genug, fielen in den folgenden Monaten auch verschreibungspflichtige Präparate aus. Betroffen sind vor allem die Stärken zu 600 und 800 mg. Der Engpass zieht sich durch alle Packungsgrößen.

Seit Monatsanfang gibt es eine eingeschränkte Verfügbarkeit bei Ibuhexal akut zu 400 mg. Aktuell können die meisten Großhändler wieder liefern und nur einige Packungsgrößen fallen aus. In Holzkirchen kann man dies nur bestätigen: „Wir haben bei unseren Präparaten mit dem Wirkstoff Ibuprofen zum Teil Lieferschwierigkeiten. Hintergrund sind Probleme in der Bereitstellung des Wirkstoffs. Das führt dazu, dass wir derzeit nicht immer bei allen Wirkstärken und Packungsgrößen lieferfähig sind.“

Dem Vernehmen nach war das Lager von Hexal schon Anfang August leer gelaufen. Einige Großhändler seien noch lieferfähig, heißt es. Vom Engpass nicht betroffen sei dem Vernehmen nach Ibu-Lysin. Hexal arbeite „mit Hochdruck daran, die Wirkstoffbeschaffung zu verbessern und langfristig zu sichern. Wir hoffen, bis Ende des Jahres wieder voll lieferfähig zu sein“, teilt eine Sprecherin mit.

Dem Vernehmen nach bezieht Hexal Ibuprofen von BASF. Der Konzern ist einer von weltweit insgesamt sechs Lieferanten für das nicht-steroidale Antirheumatikum. Die aktive Substanz kommt derzeit von Hubei Granules-Biocause und Shandong Xinhua aus China, Solara und IOLPC aus Indien sowie BASF und SI Group aus den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt. Jeder der sechs Fabriken produziert zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten Weltmarkts.

BASF produziert Ibuprofen seit September 1992 am Standort in Bishop, Texas. Im August vergangenen Jahres verursachte Hurrican „Harvey“ zahlreiche Stromausfälle und legte die Produktion vorübergehend lahm. In Kombination mit der steigenden Nachfrage waren Lieferengpässe die logische Konsequenz. Im Juni fiel die Produktion komplett aus, eigentlich sollten die Kapazitäten sogar ausgebaut werden. Ursprünglich hatte BASF angekündigt, die Produktion nach drei Monaten wieder starten zu können. Doch noch ist das Problem nicht gelöst.

2021 soll das BASF-Werk für Ibuprofen in Ludwigshafen an den Start gehen. Bis dahin sollte in Bishop die Produktion von derzeit 5000 Tonnen pro Jahr hochgefahren werden. Eigentlich sollten bereits im ersten Quartal neue Kapazitäten genutzt werden; für beide Projekte zusammen hatte der Konzern Investitionen von rund 200 Millionen Euro veranschlagt. Doch stattdessen wurde das Werk wegen technischer Probleme im Juni erst einmal komplett heruntergefahren.

Während einige Apotheker Glück hatten und das Lager mit Rx-Ibuprofen aufstocken konnten, als vorübergehend Ware verfügbar war, wurden andere erfinderisch und retteten sich mit dem Auseinzeln von Großpackungen über den Engpass.

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