Skonto-Streit

Kehr Berlin ringt mit Jenapharm

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Berlin -

Wenn Hersteller und Großhändler in den Konditionenverhandlungen ihre Muskeln spielen lassen, drohen den Apotheken Lieferengpässe. Kunden von Kehr Berlin sind zuletzt nicht mit mehreren Präparaten von Jenapharm beliefert worden, weil Großhändler und Hersteller unterschiedliche Ansichten über die Zusammenarbeit haben.

Kehr Berlin konnte seit Ende Januar die Kontrazeptiva Maxim, Valette, Aida oder Nebido nicht beliefern. Mehrere Apotheken in Berlin und Brandenburg waren betroffen. Eine Kundin hatte vom Großhändler auf Nachfrage erfahren, dass der Defekt mit aktuellen Vertragsverhandlungen zu tun hatte. „Diese Vereinbarung wird auf dem Rücken der Apotheker ausgetragen“, kritisiert sie. Apotheken stünden am Ende der Lieferkette. „Meine Kunden pöbeln bereits und gehen zur Konkurrenz.“

Bei anderen Großhändlern seien die Präparate lieferbar, sagt sie. Die Pharmazeutin hat auch bei Jenapharm angefragt. Direktbestellungen seien über den Webshop Pharma-Mall möglich. Die Handhabe des Portals sei jedoch aufwendig.

Ende der Woche will sie sich mit dem Außendienstmitarbeiter von Kehr treffen und das Problem besprechen. Sie ärgert sich auch generell über die Verfügbarkeit im Pharmagroßhandel: „Eine so schlechte Lieferfähigkeit wie in den vergangenen Jahren spottet jeder Beschreibung.“

Kehr Berlin hat die Situation laut eigenen Angaben wieder im Griff: „Der Stau löst sich in diesen Tagen auf“, sagt Geschäftsführer Stefan Holdermann. Ein weiterer Großauftrag im sechsstelligen Bereich sei noch offen, der in den kommenden ein bis zwei Tagen im Lager ankommen werde.

Man befinde sich aktuell in Verhandlungen mit Jenapharm, so Holdermann. „Wir haben unter Vorbehalt der alten Skonto-Bedingungen bestellt.“ Diese Ware sei allerdings nicht geliefert worden. Daraufhin habe es bei einzelnen PZN Defekte gegeben. In der Regel seien die Präparate aber über den Verbund Pharma Privat lieferbar.

Normalerweise sei es üblich, dass während der Verhandlungen zu den alten Bedingungen geliefert werde, so Holdermann. In diesem Fall habe Jenapharm bei einem Auftrag aber eine Skontokürzung von einem halben Prozent angekündigt, was ein Problem darstelle. „Wir haben keine Druckmittel, weshalb auch unter Vorbehalt bestellt wird.“ Der Großhandel wolle die Verhandlungen jedoch nicht „auf dem Rücken der Patienten austragen“.

Jenapharm führt laut eigenen Angaben jede Bestellung im Groß- und Direktgeschäft aus. „Wir sind auf Basis unserer gültigen Allgemeinen Geschäftsbedingungen überwiegend lieferfähig“, sagt eine Sprecherin.

Dass Hersteller sich mit den Großhändlern anlegen, kommt immer wieder vor. Zuletzt hatte Wörwag Ärger mit der Noweda, davor hatten Novartis, AstraZeneca und Novo Nordisk einseitig das Skonto gekürzt und nach Protesten der Großhändler die Belieferung vorübergehend eingestellt.

Jenapharm ist mit seinem Angebot an Kontrazeptiva führend. Der Mutterkonzern Bayer rangiert auf Platz 3. Der Markt wird angeführt von den Präparaten Valette/Maxim, Aida, Minisiston und Trisiston, Gravistat, Microgynon und Yasmin/Yasminelle/Yaz. An zweiter Stelle steht Gedeon Richter.

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