Die familiengeführte Unternehmensgruppe Dr. Wolff blickt auf ein erfolgreiches 111. Jubiläumsjahr zurück – Umsatzanstieg, Marktausweitung und der Senkrechtstarter Vagisan haben dem Geschäftsjahr eine positive Dynamik verliehen. Auch für 2017 sind die Ziele hoch gesteckt.
Dr. Wolff verzeichnete für das Jahr 2016 trotz negativer Währungseffekte einen Gesamtumsatz von etwa 279 Millionen Euro – ein Plus von etwa 5 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2015 mit etwa 265 Millionen Euro.
Die Steigerung kann auf die Zugpferde Alpecin, Plantur und die Gynäkologika mit Vagisan zurückgeführt werden. Vagisan entwickelte sich als internationaler Senkrechtstarter und konnte mit einem Umsatzplus von etwa 18 Prozent im Bereich der Gynäkologika zum Wachstum beitragen. Auf Alpecin entfällt eine Steigerung von etwa 6 Prozent. Plantur legte um 5 Prozent zu. Auch die Haarpflegeprodukte von Alcina konnten um 1 Prozent wachsen. Verluste gab es bei Biorepair mit 2 Prozent und der Marke Linola mit 1 Prozent.
Dr. Wolff ist erstmals in über 50 internationalen Märkten vertreten, konnte jedoch die Exportquote nicht steigern. Wie im Geschäftsjahr 2015 liegt der Inlandmarkt bei 69 Prozent und die Exportquote bei 31 Prozent. Dennoch stieg laut geschäftsführendem Gesellschafter, Eduard R. Dörrenberg der Umsatz im Exportgeschäft um ebenfalls 5 Prozent auf rund 58 Millionen Euro. Jede zweite Flasche Alpecin gehe ins Ausland so der Gesellschafter. Vor allem in China ist der Absatz hoch, die Produkte kommen über die „Milchpulver-Route nach China und Korea“. In Thailand ist Alpecin die Nummer eins – rund 21 Prozent werden nach Südostasien exportiert. Für Vagisan vermeldet das Unternehmen ein Exportwachstum von etwa 51 Prozent auf 7 Millionen Euro. Etwa jede vierte Packung werde in Deutschland online gekauft.
Zu den genauen Online-Zahlen kann Dörrenberg jedoch keine genaue Auskunft geben. Er beziffert den Anteil auf „höher als vermutet. Es ist nicht einfach zu ermitteln und je nach Markt unterschiedlich. Wir stehen erst am Anfang.“
Der Fokus liegt laut Dörrenberg auf den Innovationen. „Man muss echte Innovationen und keine Scheininnovationen schaffen.“ Die Unternehmensgruppe will den Oral-Care-Markt 2.0 schaffen und launcht im April die Produktreihe Karex. „Ein innovativer Ansatz in einem Markt, der seit 30 Jahren keine Innovationen erfuhr“, so Dörrenberg. Karex ist eine Zahncreme ohne Fluorid, die zum Kariesschutz eingesetzt werden kann. Man zählt auf Hydroxylapatit und konnte die Wirkung in Studien belegen. Die Unternehmensgruppe will mit dem innovativen Produkt den Kampf gegen die „Fluorid-Mafia, die mit einem Hauptanteil von etwa 45 Prozent Colgate beherrscht“, aufnehmen.
Eine weitere Innovation soll die Revolution der Naturkosmetik sein. Durch Linola Plus mit Echinacea habe man den Markt der Biopharmazie erschlossen. Auch die Produktreihe um Alpecin hat Zuwachs bekommen. So hat man einen Sonnenschutz für die Kopfhaut entwickelt. Man will nicht nur innovativ sondern auch global und digital sein, um den Umsatz zu steigern.
Die Unternehmensgruppe aus Bielefeld hat mit eWolff eine eigene operative Einheit im Bereich der Digitalisierung gegründet. „Wir haben uns bewusst für Bielefeld entschieden und nicht für Berlin. Die Hauptstadt des deutschen Mittelstandes wird digital“, so Dörrenberg. Dr. Wolff ist der erste Kooperationspartner der Bertelsmann-Gruppe, die mit etwa 15 Millionen Euro für 5 Jahre Kapital in das Projekt investiert. Für Dörrenberg ist „Digitalisierung eminent wichtig“ und hat damit ein hohes Gewicht im aktuellen Jahr. Neue Zielgruppen und Geschäftsmodelle sollen in digitalen Kanälen erschlossen werden.
Im vergangen Jahr hat die Unternehmensgruppe etwa zehn Millionen Euro in den Standort Bielefeld investiert, hier werden 583 Mitarbeiter beschäftigt. International sind 47 Angestellte für Dr. Wolff tätig. Die Investitionen wurden in den Bereichen Logistik, Produktion und Verwaltung vorgenommen. „Mit dem Ausbau der Kapazitäten bekennen wir uns klar zum Standort Deutschland“, so Dörrenberg.
Für das laufende Geschäftsjahr ist das Ziel das Wachstum um 5 bis 10 Prozent auf etwa 300 Millionen Euro Umsatz zu steigern. Starke Marken sollen den Erfolg generieren. Vor allem der asiatische Markt soll weiter ausgebaut werden. Aber auch der US-Markt soll wachsen, hier vertreibt Dr. Wolff seine Produkte bereits über Amazon. Generell will die Unternehmensgruppe in allen E-Shops selbst vertreten sein. Weiterhin soll Alcina als „echte“ Marke etabliert werden.
Im vergangenen Jahr hatte man mit der Marke über drei Millionen Euro Online-Umsatz erreicht – auch in Kooperation mit Flaconi. Alcina soll stärker verankert werden, daher wird mit Alcina Sun auch der Massmarkt mit den Drogerieketten dm und Müller bedient.
Vor einem Jahr hatte der Hersteller für Unmut unter den Apothekern gesorgt und auf der Website von Vagisan exklusiv auf Versandapo.de hingewiesen. Die Versandapotheke gehört zur Pelikan-Apotheke in Frankenthal in Rheinland-Pfalz. Inhaber Dr. Achim Kaul hatte dem Unternehmen 2014 bei der Online-Vermarktung der Produkte geholfen. Aus einer Testversion blieb die Verlinkung auf die Plattform übrig. Dabei handelte es sich um ein „Gentlemen's Agreement“, also eine mündliche Vereinbarung.
Der OTC-Hersteller darf Verbraucherinnen auch weiterhin auf seiner Internetseite zum Produkt Vagisan direkt zu einer Versandapotheke weiterleiten. Laut dem Landgericht Bielefeld ist die Bestellfunktion nicht irreführend. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die unterlegene Wettbewerbszentrale wird aber wohl nicht in Berufung gehen.
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