IT-Pannen belasten Apobank-Bilanz Lothar Klein, 27.08.2020 11:14 Uhr
Die Pannen bei der IT-Migration haben in der Halbjahresbilanz der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) ihre Spuren hinterlassen. Zwar sei es in einem „anspruchsvollen Umfeld“ gelungen, die operativen Erträge zu steigern. Die höheren Aufwendungen infolge der IT-Migration sowie Vorsorgebildung haben laut Apobank allerdings das Betriebsergebnis vor Steuern im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Millionen Euro auf 55,6 Millionen Euro schrumpfen lassen. Gleichwohl erzielte die Apobank in den ersten sechs Monaten nach eigenen Angaben einen stabilen Jahresüberschuss in Höhe von 32,7 Millionen Euro. Allerdings ist der Ärger mit der IT-Umstellung immer noch nicht ausgestanden.
Im zweiten Halbjahr fokussiere sich die Apobank weiter auf die Nachbereitung ihrer IT-Umstellung, heißt es im Zwischenbericht. Die IT-Stabilisierung sei gut fortgeschritten, weitere Optimierungen von Bankdienstleistungen erfolgten sukzessive. Vorstandschef Ulrich Sommer: „Wir arbeiten weiter daran, unseren Kunden den zuverlässigen Service anzubieten, den sie von uns gewohnt sind. Mit unserem neuen Kernbanksystem werden wir unseren Kunden zukünftig zusätzliche, digitale Services anbieten, die uns klar vom Wettbewerb unterscheiden werden. Wir wollen ein verlässlicher Partner an der Seite der Heilberufler sein, der sie mit Mehrwertlösungen rund um ihren Berufsalltag unterstützt. Das ist unser Ziel: Wir ermöglichen Gesundheit!“
Die Kosten der IT-Umstellung spiegeln sich im Verwaltungsaufwand der Apobank wider, der im Berichtszeitraum um 16,1 Prozent auf 374,6 Millionen Euro stieg. Der Personalaufwand erhöhte sich auf 134,2 Millionen Euro nach 130,4 Millionen Euro im Vorjahr. Der Sachaufwand inklusive Abschreibungen stieg um knapp 50 Millionen Euro auf 240,4 Millionen Euro. „Maßgeblich hierfür waren die Kosten für die IT-Migration sowie höhere regulatorische Aufwendungen“, so die Apobank. Die IT-Kosten würden auch zum Jahresende den Sachaufwand prägen. Das operative Ergebnis lag somit mit 103,6 Millionen Euro um 32 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert.
Bei der IT-Umstellung über Pfingsten war es bei der Apobank zu erheblichen Störungen gekommen. Die Hotlines für die verärgerten Kunden waren tagelang überlastet. Mit der Umstellung der IT wollte die Apobank ihren spezifischen Anforderungen als Spezialinstitut im Gesundheitsmarkt und als EZB-beaufsichtigte Bank Rechnung tragen. Die Apobank war aus dem IT-Verbund der Genossenschaftsbanken dazu ausgeschert und hatte sich 2017 nach einem umfassenden Auswahlverfahren für die Schweizer Anbieter Avaloq und DXC entschieden.
Im ersten Halbjahr hat die Apobank nach eigenen Angaben ihren Wachstumspfad fortgesetzt. Trotz des anhaltend anspruchsvollen Umfelds stieg der Zinsüberschuss um 6,8 Prozent auf 382 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss wuchs sogar um 14 Prozent auf 103 Millionen Euro. Eine positive Entwicklung gab es demnach im Wertpapiergeschäft sowohl mit institutionellen als auch mit privaten Kunden.
Das operative Ergebnis, also das Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge, lag mit 104 Millionen Euro unter Vorjahreswert (135 Millionen Euro). Die Risikovorsorge für das operative Geschäft belief sich auf 43 Millionen Euro nach 36 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen bedingt durch Risikovorsorge im Großkundenportfolio.
Die Forderungen an Kunden stiegen leicht auf 38,3 Milliarden Euro. Dabei legten sowohl Finanzierungen für Existenzgründungen als auch für Immobilien zu. Im Firmenkundengeschäft weitete die Bank ebenfalls ihren Darlehensbestand aus. Im Wertpapieranlagegeschäft sowie in der Vermögensverwaltung habe die Bank den widrigen Rahmenbedingungen getrotzt. Das betreute Depotvolumen sei trotz der Marktverwerfungen in Folge der Corona-Pandemie stabil geblieben und betrug knapp 10 Milliarden Euro. Ihre gute Marktposition als Verwahrstelle für Fonds institutioneller Anleger behauptete die Apobank ebenfalls zur Jahresmitte mit ein Volumen in Höhe von 21,5 Milliarden Euro.
Über ein „risikoadäquates Volumenwachstum“ im Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden sowie im provisionstragenden Geschäft will die Apobank ihre operativen Erträge im weiteren Verlauf des Jahres steigern. Für das Gesamtjahr plant die Apobank einen Jahresüberschuss zu erwirtschaften, der leicht über dem Vorjahr liegt und der eine „angemessene Dividende“ ermöglichen würde.