Marpinion holt Schindl APOTHEKE ADHOC, 14.09.2016 14:24 Uhr
Das digitale Schulungsformat Marpinion hat einen neuen Chef: Der ehemalige Pharmatechnik-Geschäftsführer Dr. Mathias Schindl tritt im Oktober die Nachfolge von Gründer Martin Dess an, der bereits Ende Juni dieses Jahres in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Das berichtet PHARMA ADHOC.
Schindl ist Biophysiker und war seit 2001 für Pharmatechnik tätig; davor hatte er lange für die IT-Häuser HMT und Didas (heute Cancom) gearbeitet. Als Leiter der Softwareentwicklung war er maßgeblich an der Entwicklung des EDV-Systems IXOS beteiligt. 2007 wurde er zum Geschäftsführer bestellt, 2011 übernahm er zusätzlich zu den Bereichen IT und Softwareentwicklung auch Vertrieb und Marketing. Außerdem war Schindl Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekensoftwarehäuser (ADAS).
Lange galt Schindl in Starnberg nach Firmenchef Dr. Detlef Graessner als unangefochtene Nummer 2. Anfang 2013 verließ der „Kronprinz“ das Unternehmen. Aus der Welt war der heute 50-Jährige aber keineswegs: So sprang er mit seiner Beraterfirma „m!consult“ als externer Berater ein, als die ABDATA ein Jahr nach dem Wechsel in der WuV-Geschäftsführung mit Gerhard Haas ihren Bereichsleiter verlor. Für die ABDA stellte er außerdem als externer Projektmanager das Modell ARMIN technisch auf die Beine. Auch an der Entwicklung von Securpharm war Schindl beteiligt.
Ende 2014 wechselte er zur CompuGroup (CGM). Er heuerte bei der Tochterfirma ifap an, wo er bis August die Geschäfte gemeinsam mit Dr. Tim Züwerink führte. Die Firma ist auf elektronische Medien für das Verordnungsmanagement und Arzneimitteltherapiesicherheit spezialisiert: Laut Firmenangaben werden etwa die Hälfte aller niedergelassenen Ärzte und rund 1000 Kliniken mit Informationen über Medikamente beliefert. Parallel führte er die ebenfalls zu CGM gehörende Kommunikationsagentur Intermedix.
Bei Marpinion teilt sich Schindl die Geschäftsführung mit Markus Reichenberger (IT) und Maximilian von Grundherr (Finanzen). Aufsichtsratschef Dr. Raimund König sieht den Neuzugang als Idealbesetzung. „Wir haben mit Dr. Schindl eine erfolgreiche und erfahrene Führungspersönlichkeit gefunden, die hohe Kompetenz im Pharmabereich mit profundem digitalen Know-how in sich vereint“, betonte König.
Dess ist überzeugt davon, dass unter der neuen Führung „die Vision von Marpinion, sich im deutschen Gesundheitswesen als die führende digitale Kommunikationsplattform zu etablieren, realisiert werden wird“. Auch Schindl ist fest davon überzeugt, dass „dem innovativen Konzept von Marpinion schon sehr bald eine außerordentlich erfolgreiche Zukunft bevorsteht“.
Marpinion bietet seit der Gründung Ende 2013 Fortbildungen per Tablet für Ärzte und Apotheken an. Das Konzept ist einfach: Die Nutzer erhalten ein iPad, das sie gratis nutzen können, wenn sie sich pro Monat bestimmte Videoclips der Industrie ansehen. Der Zugang zum System wird per Gesichtserkennung freigegeben, sodass kein Nutzer um die vorgeschriebene Fortbildungszeit herumkommt.
Zunächst richtete sich Marpinion an rund 350 Gastroenterologen; dann wurde das Angebot auf Pneumologen, Urologen, Kardiologen und Dermatologen ausgeweitet. Derzeit wird das Angebot von rund 2000 Medizinern genutzt. Dabei wechseln sich Berichte über wichtige Kongresse oder neue Studien und Produktinformationen ab. Das Unternehmen dreht mit Kooperationspartnern bis zu 20 Filme pro Monat und Fachgruppe.
Seit einem Jahr werden auch iPads an Apothekenteams vertrieben. Derzeit werden laut Firmenangaben rund 6000 Mitarbeiter in Apotheken erreicht, die das Angebot mehrmals im Monat nutzen. Bis zum Jahresende sollen es 10.000 sein. Die Teilnehmer sehen sich die Inhalte an und geben ein Feedback.
Für Marpinion arbeiten rund 60 Mitarbeiter, 24 davon gehen in Praxen und Apotheken. Ein Team aus sieben Mitarbeitern produziert die Inhalte und fragt bei Herstellern an. Um das Projekt zu finanzieren, hatte sich Dess den Finanzinvestor Gründwald Equity als Mehrheitseigentümer an Bord geholt. Derzeit wird der Einsatz des Tools für andere Branchen geprüft.