Interview Sanacorp

„Fairness ist wichtiger als Lockvogelangebote“

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Berlin -

Karin Kaufmann ist das weibliche Gesicht der Sanacorp. Seit anderthalb Jahren sitzt die Apothekerin aus dem baden-württembergischen Eislingen im Vorstand der Genossenschaft. Kaufmann will kein Wohlfühlvorstand sein, sondern auch kritische Themen offen ansprechen. Mit APOTHEKE ADHOC sprach Kaufmann über ihre Ziele, die aktuelle Rabattschlacht und ihre Rolle als Frau im Großhandel.

ADHOC: Wie fühlen sie sich im Sanacorp-Vorstand?
KAUFMANN: Sehr gut. Das Jahr war richtig aufregend und sehr arbeitsreich. Ich habe mich in den vergangenen Monaten so intensiv wie nie zuvor mit Kollegen aus ganz Deutschland ausgetauscht. Das war sehr interessant und anregend. Außerdem besuche ich jeden Monat mehrere Apothekerveranstaltungen, fahre regelmäßig in die 16 Niederlassungen und nehme natürlich an den Vorstands-Sitzungen teil. Das alles ist sehr zeitaufwendig. Vor allem, weil es ja zusätzlich zu meiner eigentlichen Tätigkeit als Vollzeit-Apothekerin stattfindet.

ADHOC: Was sind ihre Aufgaben?
KAUFMANN: Ich leite das Ressort „Apotheken und Qualitätssicherung“. Meine Hauptaufgabe besteht darin, zur Förderung der Apotheken in ihrer Eigenständigkeit beizutragen. Das ist mir besonders wichtig. Mir fällt als Apothekerin die Rolle des Bindeglieds zwischen den Kunden und der Sanacorp zu. Mein erstes Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Apotheken und Sanacorp weiter auszubauen. Ich versuche, Anliegen und Anregungen aus der Apothekerschaft aufzunehmen und in die konkrete Geschäftspolitik einzubringen.

ADHOC: Das klingt ein wenig nach Wohlfühlvorstand?
KAUFMANN: Nein, das ist es ganz und gar nicht. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass wir Apotheker auch auf Großhandelsebene Einfluss haben und gehört werden. Ein konkretes Beispiel: Es gibt von Apothekerseite immer wieder Klagen über die Komplexität der Monatsabrechnungen. Wir haben bei der Sanacorp dazu einen Workshop organisiert, bei dem sich Kunden gemeinsam mit den Systemtechnikern und dem Vorstand gefragt haben, wie wir diese Monatsrechnungen transparenter und übersichtlicher machen können. Das ist sicherlich im Sinne der Apotheken.

ADHOC: Die Konditionen sind auch ein Thema?
KAUFMANN: Es geht auch um Konditionen, aber sie stehen bei mir im Tagesgeschäft nicht so im Vordergrund, wie es sich ein Außenstehender vielleicht vorstellt. Konditionen sind ein wichtiges Instrument des Wettbewerbs und für Apotheken ein wesentliches Erfolgskriterium. Aber die sogenannte Rabattschlacht, die wir in den vergangenen Monaten erlebt haben, wird so auf Dauer nicht haltbar sein. Ich befürchte sogar, dass sie den Apotheken politisch schaden wird.

ADHOC: Ist die Sanacorp in der Defensive?
KAUFMANN: Nein. Das Geschäftsjahr 2012 war für alle schwierig, aber wir sind sehr gut aus der wirtschaftlichen Talsohle nach AMNOG herausgekommen. Unser Leistungsportfolio ist hervorragend, die Identifikation der Kunden und Mitglieder mit ihrer Sanacorp wächst stetig. Unser Außendienst hat die Besuchsfrequenz deutlich erhöht. Auch der Innendienst arbeitet sehr engagiert, um die Kunden zufrieden zu stellen. Die Resonanz der Apotheken ist durchweg positiv. Ich sehe viel Potenzial.

ADHOC: Was zählt denn noch außer guten Konditionen?
KAUFMANN: Die langfristige und partnerschaftliche Bindung zählt. Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Ich erinnere mich gut: Als ich meinen Außendienstler einmal nach besseren Konditionen gefragt habe, konnte er sie zu der Zeit nicht bieten. Er versprach aber, bei der ersten Gelegenheit mit einem besseren Angebot wiederzukommen. Dieses Versprechen hat er gehalten. Das ist fair. Fairness, Vertrauen und Qualität spielen die entscheidende Rolle. Das ist wichtiger, als kurzfristige Lockvogelangebote, mit denen immer wieder versucht wird, Apotheker zu überrumpeln.

ADHOC: Sind sie auch auf Kundenakquise?
KAUFMANN: Nein, in der Kundenakquise bin ich nicht aktiv. Wie gesagt, ich bin nicht Vollzeit bei der Sanacorp beschäftigt und halte mich daher aus dem operativen Tagesgeschäft weitgehend raus.

ADHOC: Spielt es eine Rolle, dass sie die einzige Frau im Vorstand sind?
KAUFMANN: Ich habe da sicherlich keinen Quotenbonus, falls Sie das meinen. Aber ich bekomme viel Bestätigung von den Kollegen im Vorstand und von unseren Kunden und Mitgliedern. Für unsere Kunden ist es sicherlich eine Bestätigung, da viele Frauen in Apotheken arbeiten oder diese leiten. Wichtiger ist aber, dass mir die Arbeit sehr viel Spaß macht und ich mich mit der Sanacorp identifiziere. Damit würde ich gerne punkten.

ADHOC: Was macht sie im Vergleich zu ihrem Vorgänger aus?
KAUFMANN: Das ist für mich natürlich schwer zu beurteilen. Grundsätzlich gehe ich gerne auf Menschen zu und suche aktiv den Kontakt zu den Apothekern. Das ist besonders in diesen schwierigen Zeiten wichtig, um gemeinsam Ideen entwickeln zu können.

ADHOC: Sind sie für die Apotheken das neue Gesicht der Sanacorp?
KAUFMANN: Personenkult ist sicher nichts, was einer Genossenschaft besonders gut zu Gesicht steht. Und es ist auch für mich persönlich nicht erstrebenswert, meine Person in den Vordergrund zu rücken. Wir haben einen Vorstand, der die Sanacorp kompetent, sachlich und mit sicherer Hand führt. Da bringe ich mich gerne ein.

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