Wenn die Nase läuft und die Glieder schmerzen, ist guter Rat gefragt. Die Verbraucher informieren sich längst nicht mehr nur in der Apotheke, sondern auch im Internet. Dort wird in Foren intensiv über die Produkte diskutiert – der Preis spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, bei der Nutzerkommentare zu insgesamt 78 Erkältungspräparaten ausgewertet wurden. Demnach befassten sich nur knapp 1 Prozent der Beiträge mit der Preisgestaltung, alle anderen mit der Wirkung und den Erfahrungen der Nutzer.
„Unser kontinuierliches Monitoring zeigt einen zunehmenden Einfluss von Online-Kundenmeinungen auch beim Kauf von Pharmaprodukten“, sagt Dr. Heinz van Deelen, Gründer und Geschäftsführer von dem Unternehmensberater Consline, der die Studie durchgeführt hat. Auf der Suche nach einem geeigneten Medikament informierten sich Patienten immer häufiger im Internet und tauschten sich über die Wirksamkeit aus.
Laut der Auswertung wurden von den untersuchten Produkten mit jeweils knapp 900 Kommentaren Sinupret (Bionorica) und Aspirin Complex (Bayer) am häufigsten diskutiert. Danach folgten Grippostad C (Stada) mit rund 650, Wick Medinait (Procter & Gamble) mit rund 530 und Gelomyrtol (Pohl-Boskamp) mit rund 450 Kommentaren. Mit 250 bis 350 Kommentaren wurden ebenfalls viel diskutiert Meditonsin (Medice) und Umckaloabo (Dr. Willmar Schwabe) sowie ACC akut (Hexal), Symbioflor (Symbiopharm) und Soledum (Klosterfrau).
Am häufigsten weiterempfohlen wurden laut Consline Sinupret mit rund 11 Prozent der Beiträge und Gelomyrtol mit rund 10 Prozent. Aspirin Complex und Wick Medinait wurden dagegen nur in zwischen 4 und 5 Prozent der Beiträge weiter empfohlen, Grippostad in rund 6 Prozent. Bei Sinupret hätten Anwender vermehrt berichtetet, dass der behandelnde Arzt zu diesem Mittel geraten habe. Besonders in den Fachforen wurden die beiden Spitzenreiter Sinupret und Gelomyrtol diskutiert. Rund 80 Prozent der Kommentare zu den Produkten erfolgten dort.
Aspirin Complex und Wick Medinait hingegen seien häufiger auf Facebook (25 und 44 Prozent) und Twitter (33 und 14 Prozent) erwähnt worden. „Das deutet unserer Erfahrung nach auf eine verkürzte und eher oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Produkt hin“, sagt die Studienleiterin Kornelia Huber.
Von November 2013 bis Oktober 2014 wurden mit einem von Consline entwickelten Algorithmus systematisch alle Meinungsäußerungen zu den Präparaten in sämtlichen deutschen Internetquellen gesammelt und analysiert. 61 Prozent der Beiträge seien in Fachforen veröffentlicht worden. Facebook folgt laut Consline mit 21 und Twitter mit 11 Prozent der Diskussionsbeiträge. Blogs seien als Kommunikationsplattform mit nur 4 Prozent der Beiträge eher ein Randphänomen.
Die Erfassung der Beiträge sei zu 90 Prozent vollständig, so Consline, die Zuordnung der Beiträge sogar zu 100 Prozent. Per Hand würden Mitarbeiter die Nennungen sortieren und kategorisieren. Consline bezeichnet sich selbst als Pionier im Bereich Web- und Social-Media-Monitoring. Das Unternehmen mit Sitz in München wurde 1999 von van Deelen gegründet und wertet weltweit Kundenmeinungen für führende Unternehmen aus, darunter auch Pharmakonzerne.
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