Inhalativa

Generika von Pari Patrick Hollstein, 22.06.2015 13:30 Uhr

Berlin - 

Bei der Inhalationstherapie von Atemwegserkrankungen führt an Pari kein Weg vorbei. Die Geräte des Traditionsherstellers aus Starnberg gelten unter Apothekern als Synonym für Medikamentenvernebler. Jetzt bringt das Unternehmen eigene Arzneimittel auf den Markt.

Klassischerweise wird mit den Pari-Geräten Salzlösung vernebelt; dadurch werden die Schleimhaut befeuchtet und die Sekretbildung angeregt. Außerdem können Aerosole erzeugt werden, die zusätzlich pharmakologisch aktive Wirkstoffe enthalten. Wichtigste Indikationen sind Asthma und chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD); Klassiker sind Sympathomimetika wie Clenbuterol, Salbutamol und Terbutalin, Anticholinergika wie Ipratropiumbromid und Steroide wie Beclometason, Fluticason und Budesonid.

Vernebelt werden außerdem Wirkstoffe wie Epinephrin bei Krupp/Pseudokurppp, Cromoglicinsäure bei Asthma sowie Sekretolytika wie ACC, Ambroxol, Dornase alpha und Emser-Salz bei Bronchitis und Mukoviszidose. Antibiotika wie Colistin, Pentamidin, Tobramycin und Aztreonam kommen bei Pseudomonas-Infektionen zum Einsatz, das Prostazyklin-Analogon Iloprost bei pulmonaler Hypertonie.

Pari wirbt damit, dass bei der Verneblung von pharmakologisch aktiven Wirkstoffen – anders als bei treibgasgetriebenen Dosieraerosolen oder Pulverinhalatoren – auch die Schleimretention verbessert wird. Außerdem könnten Ärzte Wirkstoffe zur Inhalation verordnen, für die es noch keine vorgefertigten Systeme gebe, und die Rezeptur dem individuellen Krankheitsbild anpassen. Laut Unternehmen muss allerdings auf die Mischbarkeit geachtet werden.

Mit Buparid bringt Pari jetzt sein erstes eigenes Generikum in die Apotheken. Bislang gibt es Budenosid-haltige Suspensionen für die Anwendung im Vernebler von AstraZeneca (Pulmicort), Infectopharm (Budenobronch) und Teva (Larbex). Preislich liegt Buparid mit rund 44 Euro für die 20er-Packung à 0,5 Milligramm und 57 Euro für die Variante mit 1 Milligramm auf dem Niveau der beiden Generika. Das Originalprodukt ist mit 51 beziehungsweise 67 Euro etwas teurer, die Reimporte liegen dazwischen.

Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, hat Pari zusätzlich eine Version mit 0,25 Milligramm im Sortiment. Diese soll vor allem bei Kindern zum Einsatz kommen und für mehr Dosierungssicherheit sorgen. Weiterer Gimmick: Bei den Großpackungen mit 60 Ampullen ist zusätzlich ein Vernebler im Preis enthalten.

Kochsalzlösung hat Pari schon länger im Sortiment, genauso wie das Hyaluronsäure-Präparat Hyaneb. Auch Arzneimittel sind für das Familienunternehmen, das weltweit etwas mehr als 90 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet, kein gänzlich unbekanntes Terrain: Seit 2010 gibt es in Kliniken das Antibiotikum Colifin (Colistimethat-Natrium), dagegen wurde Isocrom (Cromoglicinsäure) bereits wieder vom Markt genommen. Zu Strategie und Pipeline will sich Pari derzeit nicht weiter äußern, allerdings sind weitere Neueinführungen wahrscheinlich.

Aerosole sind in Luft schwebende Partikel mit einem Durchmesser von 0,001 bis 100 μm von fester oder flüssiger Zusammensetzung. Sehr große Tröpfchen mit mehr als 10 μm wirken in den oberen Atemwegen, Tröpfchen mit weniger als 5 μm in der Lunge. Tröpfchen von weniger als 0,5 μm haben eine zu geringe Masse, um ausreichend Wirkstoff transportieren zu können. Außerdem werden sie zum größten Teil wieder ausgeatmet.

Bei Düsenverneblern wird die über einen Kompressor erzeugte Druckluft über eine Düse beschleunigt, sodass um den Luftstrom herum ein lokaler Unterdruck entsteht (Venturi-Prinzip). Dadurch wird die Verneblerflüssigkeit über feine Kanäle angesaugt; an den Grenzschichten wird die Flüssigkeitssäule abgerissen, sodass Tröpfchen entstehen. An speziell konstruierten Prallplatten werden größere Tröpfchen abgeschieden, nur die kleineren Partikel werden mit dem Luftstrom eingeatmet. Mit Düsenverneblern können laut Pari nahezu alle wässrigen Formulierungen und Suspensionen verabreicht werden.

Bei Ultraschallverneblern erzeugt ein in Schwingung versetztes piezo-elektrisches Kristall an der Oberfläche der zu vernebelnden Flüssigkeit ein Primäraerosol. Die größeren Tröpfchen werden an Prallschirmen abgeschieden; je höher die Frequenz, desto feiner sind die Partikel und desto größer ist die Menge an respirablem Aerosol. Die Technik eignet sich nicht für thermolabile Substanzen; Suspensionen können nur bedingt vernebelt werden.

Membranvernebler sind eine Mischform: Hier werden die Schwingung eines elektronisch angeregten Piezorings auf eine dünne Membran aus Edelmetall übertragen; die entstehenden periodischen Druckschwankungen pressen die Lösung durch Mikrodüsen von definierter Größe und Form. Da die Frequenzen nicht im Megahertz-Bereich liegen, können auch chemisch oder physikalisch empfindliche Wirkstoffe verarbeitet werden.