Inflationsängste bei OTC-Herstellern Patrick Hollstein, 16.03.2022 15:02 Uhr
Nicht erst seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wächst in der Wirtschaft die Sorge vor einer Inflation. Die Unternehmensberatung Sempora hat zwei Dutzend führende Manager aus der OTC-Branche befragt, wie sie die Situation bewerten und ob mit Preissteigerungen und Konditionenkürzungen zu rechnen ist.
Preissteigerungen kommen im OTC-Bereich regelmäßig vor. Erst im vergangenen Jahr hatten viele Hersteller die Preise erhöht, jedenfalls wächst laut Insight Health in diesem Jahr der Absatz stärker als der Umsatz. Doch schon bald könnte es neue Anpassungen geben. Denn die Inflation im Euroraum ist auf den höchsten Wert seit Euro-Einführung gestiegen. Ökonomen gehen davon aus, dass sie sich weiter beschleunigen und auf deutlich mehr als 5 Prozent, vielleicht sogar in Richtung 10 Prozent steigen wird, da noch nicht alle Kostensteigerungen an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben worden sind.
Sempora hat daher zwischen 4. und 14. März 23 führende Manager von OTC-Herstellern daher befragt, wie sie auf inflationsbedingte Herausforderungen reagieren werden. 91 Prozent der Befragten spüren demnach bereits ganz aktuell, dass die Inflation die Beschaffungs- und Produktionskosten für ihre Unternehmen spürbar nach oben treibt. Um Ertragsverluste zu vermeiden, werden die OTC-Hersteller ihrerseits die Preise anpassen: 43 Prozent der befragten Manager gehen davon aus, dass dies bereits in nächster Zeit passieren wird. 4 Prozent wollen die Konditionen senken. Und 70 Prozent wollen die Entwicklungen genau im Auge behalten und so die Risiken minimieren.
„Die von uns befragten Top-Entscheider planen mehrheitlich, ihre Preisanpassung nach Produkten, Kunden und Kanälen ganz klar zu differenzieren. Das macht es komplex – ist aber strategisch klug und mithin klar geboten“, so die Sempora-Partner Ulrich Zander und Thomas Golly. Bei der Umfrage gaben 60 Prozent an, dass sie entsprechende Abstufungen vornehmen werden.
So rechnen die Befragten in deutlich stärkerem Maße damit, aufgrund der Inflation von Drogeriemärkten und Versandhändlern mit höheren Rabattforderungen konfrontiert zu werden (50 bzw. 48 Prozent). Seitens der Offizin-Apotheken rechnen nur 4 Prozent damit. „Dass die OTC-Manager planen, auch ihre Konditionenanpassungen nach Produkten, Kunden und Kanälen zu differenzieren, ist konsequent“, so Franziska Bayer und Max Erkrath, Principals bei Sempora. Nur eine aufeinander abgestimmte Preis- und Konditionenpolitik führe zu „ertragsoptimalen Ergebnissen“.