DocMorris-Vorstandchef Olaf Heinrich hat auf einer Investorenkonferenz in London die Zukunftspläne der niederländischen Versandapotheke erklärt. Beim Arzneimittelversand wolle der Mutterkonzern Zur Rose nicht stehen bleiben, sondern plane, sich zu einem umfassenden Gesundheitsanbieter im Netz zu entwickeln. Es sieht einen klaren Gegner, der ihm dabei im Weg steht: die Apotheken vor Ort.
„Wir wollen das Amazon des Gesundheitswesens werden und wir sind bestens dafür aufgestellt, das zu schaffen“, so Heinrich. Und der Zeitpunkt für den Wandel sei jetzt. Denn die Vor-Ort-Apotheken könnten die modernen Bedürfnissen nicht mehr allein befriedigen, würden aber stattdessen versuchen, ihre Privilegien zu retten. „Die Apothekenbranche ist immer noch eine sehr geschützte Branche“, klärt er die Zuhörer auf und fordert: „Es ist an der Zeit, ein 800 Jahre altes Gildensystem zu verändern.“ Als Vorbild sieht er dabei Großbritannien, wo Konzerne Apothekenketten betreiben dürfen, während die meisten anderen Ländern Europas noch am Fremd- und Mehrbesitzverbot festhalten.
Heinrich nennt insbesondere fünf Felder, die für die rosige Zukunft von Versandapotheken wie DocMorris sprächen: Digitalisierung, Preisdruck, demographischer Wandel, europäische Liberalisierung und Stärke von Marken. „Europa wird älter und älter und wird zu dem, was wir ein ‚chronisches Monster‘ nennen“, erklärt Heinrich. Die Kosten im Gesundheitswesen stiegen dadurch kontinuierlich, weswegen es darum gehe, neue Lösungen zu finden. „Und es kann nicht sein, dass nur Vor-Ort-Apotheken, die von selbstständigen Apothekern betrieben werden, das schaffen sollen. Das ist ein ineffizientes System und wir sind fest überzeugt, dass eine Online-Versorgung diese Kosten erheblich senken kann.“
Auch daran, dass Zur Rose weiter zukaufen will, lässt er keinen Zweifel aufkommen. „Wir glauben an einen The-Winner-Takes-It-All-Ansatz, deshalb haben wir in der Vergangenheit eine Menge Unternehmen akquiriert.“ Das bringe nicht nur Größe, sondern vor allem Möglichkeiten – womit er schon bei seiner Zukunftsvorstellungen angekommen ist. Denn im Folgenden geht es vor allem um Promofarma, die spanische Online-Plattform, die Zur Rose im Sommer gekauft hat.
Promofarma wurde 2012 gegründet und ist ein E-Commerce-Marktplatz, der Konsumenten nach dem Vorbild des Marktführer Amazon mit Anbietern von Gesundheits-, Schönheits- und Körperpflegeprodukten verbindet. Promofarma vertreibt auf seiner Plattform mehr als 50.000 Produkte von rund 3500 verschiedenen Marken, die von über 500 Partnern, insbesondere Apotheken, aber auch Pharmaherstellern, bereitgestellt und verschickt werden.
Klares Ziel von Zur Rose sei es, die Plattform massiv zu erweitern und zu einem umfassenden Online-Gesundheitsversorger auszubauen. „Wir werden ein Ökosystem errichten, das in Europa unerreicht ist“, kündigt er an. Heinrichs Vision: Eine Kunde ist krank. Er wendet sich an einen Teledoktor, der ihm ein E-Rezept ausstellt, das der Kunde wiederum bequem an das DocMorris-Netzwerk weiterleitet. Dort könne man aufgrund der Daten, die man ohnehin schon vom Kunden hat, dessen Medikationsmanagement übernehmen und ihn beliefern.
„Sie müssen nicht mehr zum Arzt gehen, Sie müssen nicht mehr in die Apotheke gehen, Sie kriegen das alles online“, verspricht er und legt noch nach: „Sie kriegen basierend auf den Daten einen besseren Service und wir beliefern Sie innerhalb einer Stunde in ganz Europa. Das ist unsere Vision und vor allem durch die Übernahme von Promofarma sind wir bestens vorbereitet, das zu erreichen.“
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