Wenn die deutsche Nationalmannschaft heute in Sotschi gegen Schweden antritt, fiebert Dr. Martin Zentgraf mit. Der Geschäftsführer des Hamburger Mittelständlers Desitin traut Jogis Elf den Einzug ins Achtelfinale zu. Der Mediziner weiß wovon er spricht. Vor seiner Pharmakarriere spielte der heute 57-Jährige in der Regionalliga und stand fast täglich auf dem Platz. Den Traum von einer Profikarriere gab der Mediziner aber auf.
Wie viele Jungs begann auch bei Zentgraf die Leidenschaft für Fußball im Kindesalter. Gemeinsam mit seinem Bruder zog es ihn nach den Hausaufgaben schnell auf die Straße. Unterstützt wurden die Geschwister vor allem von der Mutter, die selbst Leistungssportlerin war und im Schwimmen sogar kurz vor einer Olympiaqualifzierung stand. „Mit elf Jahren bin ich meinem ersten Verein beigetreten“, sagt Zentgraf, der auch Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ist.
Zentgraf besaß taktische Übersicht und war ein guter Läufer: „Ich habe Sechser gespielt.“ Als defensiver Mittelfeldspieler sei er kämpferisch stark gewesen, aber „nicht der super Techniker“. Als Jugendlicher spielte er im Kader Westfalen mit. Bei den Aufeinandertreffen mit Hessen oder dem Saarland fiel er auf und wurde er von anderen Vereinen angesprochen. „Da ist man schon stolz“, erinnert er sich.
Während seines Medizinstudiums in Münster spielte er von 1983 an zwei Jahre für den Verein SC Preußen Münster. Die Spiele hätten großen Spaß gemacht. Einer der größten Erfolge sei gewesen, kurz vor der ersten Runde des DFB-Pokals gestanden zu haben. Für große Pokale oder finanzielle Erfolge hat das Talent aber nicht gereicht. „In der Regionalliga ist man Amateur und erhält eine Aufwandsentschädigung.“
Als Kind und Jugendlicher habe es den Traum von der Profikarriere gegeben, sagt Zentgraf. „In der Nationalmannschaft zu spielen, wäre das Tollste gewesen.“ Irgendwann siege jedoch der Realismus. „Ich wusste, dass ich im Fußball nicht gut genug bin, um in der Zeit, die man als Profispieler hat, genug zu verdienen.“ In der zweiten Studienhälfte konzentrierte er sich deshalb auf die Universität.
Zentgraf trat kürzer und wechselte zunächst als rechter Außenverteidiger zum 1. FC Gievenbeck. Im Anschluss spielte er zum Spaß als Stürmer in der Unimannschaft. Dass er keine Fußballprofikarriere eingeschlagen hat, bereut er nicht. Dann würde ich heute wahrscheinlich irgendwo Zigarren verkaufen. „Besonders gefallen hat mir am Fußball der Mannschaftssport – man gewinnt und verliert gemeinsam.“ Meist sei er Kapitän gewesen.
Nach der Promotion wechselte Zentgraf in die Pharmabranche und war zunächst im Bereich Forschung, später im Marketing, für Byk Gulden Lomberg (heute Takeda) tätig. Weitere Stationen waren GlaxoSmithKline (GSK), ein Medizintechnikhersteller und seit 21 Jahren Desitin. Die Fußball-Weltmeisterschaft verfolgt er „intensiv“ – auch im Büro. Zum Anpfiff der Partie Deutschland-Schweden hofft er auf schönes Wetter für Public Viewing.
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