Im Tarifstreit des Groß- und Außenhandels ruft die Gewerkschaft Verdi für heute in Berlin und Brandenburg zu Warnstreiks unter anderem im Pharmagroßhandel auf. Dabei werde penibel darauf geachtet, dass keine Impfstoff-Lieferungen bestreikt würden, sagte eine Verdi-Sprecherin. Die Kundgebungen sind für Vormittags geplant.
Haus- und Betriebsärzte erhielten ihre Impfdosen wie gewohnt über den Großhandel. Von den Warnstreiks betroffen sind Berliner Niederlassungen von Phoenix und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) sowie Sanacorp in Potsdam. Bei AHD werde die Arbeit den ganzen Tag niedergelegt – Verdi erwartet rund 30 Teilnehmer:innen. „Die Arzneimittelversorgung in Berlin war zu keiner Zeit gefährdet und ist auch in Zukunft vollständig gesichert“, sagt eine AHD-Sprecherin. Durch die präventiv erarbeiteten Notfallkonzepte und -prozesse stelle man über das bundesweite Niederlassungsnetzwerk sicher, dass die Apotheken ihre bestellten Arzneimittel erhielten, ohne ihren Service in Richtung Patienten unterbrechen zu müssen. „Die Auslieferung der Covid-19-Impfstoffe ist bereits erfolgt.“
Bei Phoenix endet der Streik um 11 Uhr. Insgesamt sollen dort zwischen 60 und 70 Angestellte beteiligt sein. Im Berliner Vertriebszentrum sei es im Betriebsablauf lediglich zu geringen Verzögerungen gekommen, sagt ein Phoenix-Sprecher. Impfstoff-Lieferungen seien davon nicht betroffen gewesen. „Für den restlichen Tagesablauf ist mit keinerlei Betriebsstörungen zu rechnen.“
Bei der Sanacorp in Potsdam wird noch bis 14 Uhr gestreikt. Dort werden insgesamt rund 50 Teilnehmer:innen erwartet. Es sei zu keiner Einschränkung im Betriebsablauf gekommen, sagt ein Sanacorp-Sprecher. „Alle unsere Kunden werden wie gewohnt vollumfänglich beliefert.“
Die Berliner Niederlassung von Gehe sei nicht zum Warnstreik aufgerufen, da man dort noch nicht an einem Punkt angekommen sei, der diese Maßnahme erfordere, sagt eine Verdi-Sprecherin. Auch beim Tiefkühlkost-Lieferanten Bofrost sind die Beschäftigten dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.
In einem ersten Angebot habe die Arbeitgeberseite anstatt einer Lohn- und Gehaltserhöhung lediglich eine Einmalzahlung für wirtschaftlich stabile Unternehmen in Aussicht gestellt. „Der Pharmahandel ist ein gutes Geschäft, nur nicht für die Beschäftigten“, teilte Verdi mit. „Während die Umsätze im letzten Jahr bis zu 5 Prozent stiegen, sollen die Beschäftigten leer ausgehen.“
Erst ab Juli 2022 soll laut Arbeitgeberangebot eine prozentuale Erhöhung von 1,5 Prozent vereinbart werden. Unternehmen, die im Zeitraum von Januar 2021 bis Juni 2022 für mindestens drei Monate Kurzarbeitergeld, Überbrückungshilfen oder sonstige staatliche Unterstützungsleistungen erhalten haben, können laut Verdi die prozentuale Entgelterhöhung sogar um sechs Monate bis spätestens 1. Januar 2023 aufschieben. Die meisten Angestellten gingen in Vollzeit mit etwa 2.435 Euro brutto monatlich nach Hause und könnten davon kaum ein auskömmliches Leben finanzieren. „Gerade in der Pandemie zeigen sie etwa bei den Impfstofflieferungen außergewöhnliches Engagement.“
Die Gewerkschaft fordert für den gesamten Groß- und Außenhandel 6 Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie ein „rentenfestes Mindestentgelt“ von 12,50 Euro die Stunde. In der Branche arbeiten laut Verdi in Berlin und Brandenburg rund 64.000 Menschen.
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