Generika

Im Schraubstock der Festbeträge

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Einen Kellertreppeneffekt bei der Preisbildung von Generika will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zwar künftig vermeiden - das Festbetragssystem soll aber im Grundsatz erhalten bleiben. Maßnahmen, mit denen die Preisspirale nach unten gestoppt werden kann, werden einer Ministeriumssprecherin zufolge noch erarbeitet. Unterdessen trifft die aktuelle Anpassungsrunde den Markt mit voller Wucht.

Zum 1. April wurden in mehreren Festbetragsgruppen die Preise gesenkt und Präparate neu zusammengefasst. Bei einigen Vorgaben ziehen die Hersteller nicht mehr mit: Entweder werden Aufzahlungen für die Versicherten fällig oder die Unternehmen stellen den Vertrieb gänzlich ein.

Ein anschauliches Beispiel ist Metformin. Der Festbetrag für das Antidiabetikum liegt ab sofort bei 48 Cent für eine Packung mit 30 Tabletten mit 500 Milligramm Wirkstoff. Das entspricht beinahe einer Halbierung des Wertes seit der letzten Anpassung im Jahr 2006. Im Vergleich zum Festbetrag von 2004 musste die Industrie sogar eine Absenkung um mehr als 75 Prozent hinnehmen.

Mit der aktuellen Sparrunde ist beim Mittelständler Medice jetzt die Schmerzgrenze überschritten: Die Firma aus dem nordrhein-westfälischen Iserlohn wird den Vertrieb von Mediabet einstellen. „Der neue Festbetrag liegt unter unseren Herstellungskosten“, sagte ein Medice-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bei dem Unternehmen mit 300 Mitarbeitern hatte man erst noch versucht, das Produkt durch Import der Rohstoffe aus China zu retten. Doch die Lieferung habe die interne Qualitätskontrolle nicht bestanden, sagte der Sprecher.

Um den Verlust möglichst gering zu halten, wird Medice den Preis solange tatsächlich auf Festbetragsniveau senken und die Restposten abverkaufen. „Besonders pikant ist, dass die Kassen deswegen der Meinung sein werden, dass das System funktioniert. Mit der derzeitigen Rechensystematik ist die nächste Festbetragsabsenkung bereits programmiert“, so der Sprecher.

Zum Glück für das sauerländische Unternehmen ist Metformin nur ein Nebenprodukt. Mit Originalpräparaten, Biosimilars und starken OTC-Marken macht der Hersteller 125 Millionen Euro Umsatz im Jahr. „Mir tun alle Unternehmen leid, die ausschließlich Generika herstellen“, sagte der Medice-Sprecher.

Nach derzeitiger Regelung wird der Festbetrag vom GKV-Spitzenverband an die Marktpreise angepasst, wobei das untere Preisdrittel aller Standardpackungen die Bezugsgröße bildet. Wenn ein Hersteller sein Präparat mindestens 30 Prozent unter Festbetrag anbietet, können die Krankenkassen die Versicherten von der Zuzahlung befreien. Derzeit sind das 12.900 Arzneimittel.

Von der aktuellen Anpassung sind 84 Gruppen betroffen, in 74 Fällen wurden die Preise gesenkt. Der GKV-Spitzenverband erhofft sich Einsparungen von 270 Millionen Euro.

Bereits im Juli soll es die nächste Festbetragsabsenkung geben. Die Anfang März veröffentlichten Vorschläge betreffen 26 Festbetragsgruppen. Laut Krankenkassen sind dann sogar Einsparungen von bis zu 530 Millionen Euro möglich. Das Anhörungsverfahren endet am 7. April, eine endgültige Entscheidung fällt der Spitzenverband im Mai. Für 2010 erwarten die Kassen damit insgesamt Einsparungen aus Festbeträgen von 4,6 Milliarden Euro.

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