Kosmetikhersteller Louis Widmer

„Ich wollte die Verantwortung selbst tragen“

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Berlin -

Louis Widmer hat die Coronakrise gut überstanden und die Zeit proaktiv genutzt. Das sagt Inhaberin und CEO Annemarie Widmer. Mit der 43-Jährigen steht eine starke Frau und die dritte Generation an der Spitze des schweizerischen Kosmetikherstellers.

Louis Widmer wurde 1960 von Louis-Edouard Widmer und seinem Sohn Louis-Max Widmer in Uitikon bei Zürich gegründet. Aus dem Drei-Mann-Betrieb ist Louis Widmer zum international tätigen Dermokosmetik- und Pharmaunternehmen gewachsen, das weiter in den Händen der Gründerfamilie ist und auch von dieser geführt wird. In dritter Generation war seit 2002 die Enkelin und Tochter der Gründer in der Geschäftsleitung für das Marketing verantwortlich. „Mein Großvater war Drogist. Diese DNA, also marktorientiert zu handeln und gerne beim Kunden, gerne in der Apotheke zu sein, hat uns geprägt“, sagt sie. „In den vergangenen 20 Jahren wurde mir noch nie langweilig. Wir haben unsere Produkte und unser Unternehmen immer weiterentwickelt, mussten in den unterschiedlichsten Marktlagen agil bleiben, jedoch immer unter der Prämisse, die Qualität unserer Produkte auf höchstem Niveau zu halten.“

Pandemie große Herausforderung

Die Pandemie dürfte die bislang größte Herausforderung gewesen sein. Kurz vor der Coronakrise nahm sie die Führung komplett an sich und wechselte von der Marketingleiterin zur CEO. „Wir haben unser Schweizer Familienunternehmen neu formiert, da war es mir wichtig, selbst die Verantwortung zu übernehmen.“ Dieser Schritt sei nötig gewesen, betont sie, vor allem rückblickend auf die Pandemie. „Ich wollte die Leitung persönlich übernehmen, wir haben 250 Angestellte in fünf Ländern, diese Verantwortung wollte ich selbst tragen. Wir hatten alle große Angst, was passieren wird.“

Ein Knackpunkt seien die unterschiedlichen pandemiebedingten Regeln in den einzelnen Ländern gewesen. „Während man in Deutschland eine Maske tragen musste, war es im Verlgeich zur Schweiz teilweise so, als gäbe es die Pandemie nicht. Während in einem Land Sperrstunde war, konnte der Außendienst woanders ohne Maske in die Apotheke. Unsere Länderverantwortlichen haben die Krise allesamt gut gemeistert, wir mussten in keinem Land Mitarbeitende entlassen, was uns sehr stolz macht“.

Das Management im Headquarter in der Schweiz hat die Zeit, in welcher internationales Reisen nicht möglich war, genutzt und sich komplett nach innen gerichtet, sich auf Prozesse, Produktion und Vetrieb konzentriert. „Wir haben massiv investiert und viel automatisiert, die gesamte Abfüllung auf ein zukunftsorientiertes State of the Art Level getrieben, Prozesse optimiert für einen höheren Speed to market, was auch dem Fachhandel und der Endkonsumentin zu Gute kommt.“

Gefühlt habe sie „das ganze Unternehmen neu aufgestellt.“ Ein entscheidender Vorteil sei gewesen, zu 100 Prozent eigenfinanziert zu sein. „Das hilft gerade in einer Krise massiv“, betont Widmer. Den Mitarbeitenden und Vertriebspartnern signalisiere dies Sicherheit und Stabilität. „Sie wussten zu jeder Zeit, dass die Familie hinter dem Unternehmen steht.“ Blickt sie auf die vergangenen Monate zurück, sei sie besonders stolz, die richtigen Entscheidungen getroffen und keine Mitarbeiter:innen entlassen zu haben.

40-köpfiges Team in Deutschland

Wichtig sei während der Zeit gewesen, immer an der Philosophie festzuhalten: „Louis Widmer pflegt einen partnerschaftlichen Umgang mit dem Fachhandel, von einem kompetenten Außendienst bis hin zur Retourenregelung.“ Hierzulande kümmert sich ein 40-köpfiges Team mit Deutschland-Chef Ramon Stroink um die Apotheken, davon sind 20 im Außendienst tätig. Die Marke habe auch während der Pandemie ihren Platz in der Offizin behalten. „Ich war sehr erstaunt, unser Außendienst war immer willkommen, auch wenn es nur zehn Minuten waren, da die Apotheken verständlicherweise viel zu tun hatten.“

Wichtig sei, dass man mit der Marke sowohl die Apotheken als auch die Verbraucher:innen immer überraschen müsse. Louis Widmer bietet von Reinigung über Körper- und Gesichtspflege ein breites Sortiment. Alle Produkte gibt es mit und ohne Parfüm. „Wir bedienen jedes Hautbedürfnis mit Schutz, Pflege und Reinigung.“ In Deutschland wurden die meisten rezeptpflichtigen Produkte anders als in der Schweiz vom Markt genommen. Ein neuer Fokus seien Anti-Aging-Produkte. Generell sei der Markt sehr umkämpft. „In der Schweiz sind wir die Nummer 3, umgeben von Großkonzernen“, sagt Widmer. In Deutschland liege die Marke auf Rang 8. „Im vergangenen Jahr konnten wir Marktanteile in den Bereichen Anti-Aging und Tages- und Nachtpflege gewinnen.“

Werbung mit Pröbchen

Auch in Zukunft würden die Produkte dermatologisch relevant bleiben. „Wir kommen von der pharmazeutischen Seite, unsere ersten Produkte dienten der Akne-Behandlung.“ Neu eingeführt wurde eine Tagespflege mit LSF 50. „Das ist zwar ein Nischenprodukt, aber spannend, weil es trotz hohem Faktor galenisch hochwertig ist.“

„Unser Hauptwerbeinstrument sind unsere eigenen Produkte als Probengröße. Wir stellen im Jahr neun Millionen Muster her, die wir international tausenden Fachhändlern und Ärzten verteilen.“ Wichtig für die Apotheken sei auch, dass Louis Widmer ein konstantes Sortiment biete. „Wir haben Produkte, die es seit 40 Jahren gibt. Natürlich wurden diese stets den neusten technischen Erkenntnissen angepasst und modernisiert, der Name, Nutzen und Hauttyp jedoch bleibt. Dies führt zu einer hohen Kundenloyalität und vereinfacht die Empfehlung durch das geschulte Fachpersonal “

Gleichzeitig setze man auf neue Konzepte. Bei der Werbung seien dies auch moderne Kanäle wie soziale Netzwerke. Auf der Internetseite berät ein Chatbot und leitet weiter. „Er wird rege genutzt“, sagt Widmer. Zudem sei das Unternehmen weg von einer Sell-in- hin zu einer Sell-out-Strategie gekommen. Die Apotheken würden nicht mehr allein zu Produkten geschult, sondern etwa auch wie sie optimal beraten oder die Freiwahl gestalten können. Die Trainings in den Apotheken seien ausgeweitet worden. „Ich bin überzeugt, egal wie digital man ist, es ist immer wichtig, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben.“

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