Öko-Test

Hustenmittel, die die Welt nicht braucht Nadine Tröbitscher, 03.01.2018 13:45 Uhr

Berlin - 

Halten Hustenmittel, was sie versprechen? Öko-Test ging dieser Frage nach und untersuchte 24 Präparate, die in der Selbstmedikation in Apotheke und Drogerie erhältlich sind. Am Ende zeigt sich ein bekanntes Problem – die fehlende oder unzureichende Studienlage.

Öko-Test untersuchte neun Hustenstiller und 15 Schleimlöser – sowohl pflanzlich als auch chemisch. Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt stand als Experte zur Seite und beurteilte die veröffentlichten Studienergebnisse.

Bewertet wurde neben Wirksamkeitsstudien auch die Zusammensetzung der Produkte. Punktabzug gab es für den Zusatz von Alkohol oder von Konservierungsstoffen wie Parabenen, Natriumbenzoat oder Benzoesäure. Benzoesäure sei vor allem für Kinder jünger als zwei Jahren ein Problem, diese könnten die Substanz nicht richtig verstoffwechseln. Womöglich könne eine Anreicherung im Organismus Schäden nach sich ziehen. Daher wurden Hustenmittel mit dem Zusatz und einem Einsatzgebiet in dieser Altersgruppe vorsorglich abgewertet.

Das Ergebnis ist Licht und Schatten zugleich. Überzeugen konnten die pflanzlichen Präparate Bronchipret TP (Thymian/Primel, Bionorica), Gelomyrtol Forte (Myrtol, Pohl Boskamp) und Soledum Kapseln Forte (Cineol, Klosterfrau) sowie der chemische Wick Husten-Sirup gegen Reizhusten (Dextromethorphan, P&G). Die Experten rund um Schubert-Zsilavecz verliehen den Präparaten das Gesamtprädikat „sehr gut“. Ein Auge zu drückten die Tester beim Wick-Produkt, das Alkohol enthält. Dieser könne Nebenwirkungen wie Übelkeit in der Kombination mit dem Hustenstiller verstärken. Die Studienlage der vier Hustenmittel konnte die Experten jedoch überzeugen. Im Dezember 2016 wurden beispielsweise Studienergebnisse veröffentlicht, die die Wirksamkeit von Dextromethorphan belegten.

Dabei wurde dem Wirkstoff in einer Dosis von 30 mg eine signifikante Reduktion des Hustens gegenüber Placebo zugeschrieben. Kapsel und Saft unterscheiden sich jedoch in ihrem Wirkeintritt; die flüssige Zubereitung ist schneller wirksam. Für den Wirkstoff selbst konnten die Experten einen langsamen Wirkeintritt von etwa zwei Stunden feststellen, da er erst die Blut-Hirn-Schranke passieren muss. Damit sei jedoch eine verlängerte antitussive Wirkung durch eine Retention im ZNS verbunden.

„Gut“ lautet das Urteil für Umckaloabo. Der Extrakt der Kaplandpelargonie sei symptomlindernd bei akuter Bronchitis. Vor einigen Jahren war das Arzneimittel wegen möglicher leberschädigender Wirkung in Verruf geraten. Öko-Test konnte anhand der aktuellen Studienlage keinen Zusammenhang feststellen. Zu einem kontroversen Ergebnis kam Stiftung Warentest im Dezember. Das Urteil: Die Tropfen sind mit Einschränkung geeignet, Saft und Tabletten jedoch nur wenig. Laut Warentest sollte die Wirkung noch besser belegt werden.

Der Großteil der Testprodukte kommt über ein „befriedigend“ nicht hinaus. Bronchicum Elixier (Thymian/Primel, Klosterfrau), Prospan (Efeu, Engelhard) und Sinuc (Efeu, Hexal) teilen sich die Note 3. Punktabzug gab es für die nur „weitgehend“ belegte Wirksamkeit für Bronchicum Elixier und die nur „teilweise“ belegte Wirksamkeit für den Efeublätter-Trockenextrakt.

Ambroxol konnte zwar in einigen Studien überzeugen, jedoch nicht die Experten von Öko-Test. „Wenig überzeugend“ lautet die Beurteilung der Wirksamkeit, das Gesamtergebnis „ausreichend“. Laut Studien kann das Expektorans zu einer nachweislichen Reduktion der Symptome des akuten Hustens im Vergleich zu Placebo führen. Die Autoren schreiben dem Wirkstoff Sekretolyse-ergänzende Effekte auf Grund einer Blockade der spannungsabhängigen Natriumkanäle zu. Des Weiteren könne Ambroxol neurogene Entzündungen mindern.

Mit dem Gesamturteil „mangelhaft“ werden ACC akut 600 mg (N-Acetylcystein, Hexal). NAC-Ratiopharm akut 600 mg (N-Acetylcystein (NAC), Ratiopharm), Phytohustil (Eibisch, Bayer) und Tussamag (Thymian, Ratiopharm) abgestraft. Für NAC sei die Wirksamkeit nicht belegt. Die pflanzlichen Hustenmittel Phytohustil und Tussamag sind laut Experten in puncto Wirksamkeit nur wenig überzeugend und enthalten zudem Alkohol und bedenkliche Hilfsstoffe. Der Bayer-Sirup enthält ein Paraben zur Konservierung und Tussamag Natriumbenzoat.

Das Fazit der Tester: „Dem Husten eins pusten, können nur die wenigsten Mittel. Letztendlich sind sie alle nicht nötig, um den Husten loszuwerden.“