Riedl liefert DocMorris-Automaten Alexander Müller, 21.04.2017 14:45 Uhr
DocMorris ist mit seinem Arzneimittelautomaten in Hüffenhardt gestartet. Wer die Technik dazu liefert, wird geheim gehalten. Aus gutem Grund: Kein etablierter Hersteller von Kommissionierautomaten würde wohl das Risiko eingehen, die Apotheken hierzulande vor den Kopf zu stoßen. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC stehen ein deutscher Ingenieur und eine italienische Firma hinter dem Automaten. Angeblich soll das Konzept künftig sogar allen Apotheken angeboten werden.
Markus Riedl kennt sich mit Kommissionierautomaten sehr gut aus. Beim Hersteller Mach4 war er Gesellschafter und Kopf der technischen Entwicklung, in der Vergangenheit war er als Ingenieur auch einmal für Branchenprimus Rowa tätig. Doch 2008 machte er sich selbstständig und vertreibt seitdem ein eigenes Kommissioniersystem. Sein Greifer kann als sogenannter Erstausrüster (englisch OEM für Original Equipment Manufacturer) in anderen Anlagen verbaut werden.
Riedls gleichnamige Firma sitzt im thüringischen Plaue, die Referenzapotheken befinden sich allerdings in Italien. Hier sitzt auch der Mutterkonzern GPI, dessen Tochterfirma Spid Krankenhäuser und Apotheken mit Kommissioniersystemen ausstattet. Nach eigenen Angaben ist die Firma mit mehr als 300 Installationen Marktführer in Italien.
Riedl Phasys (Pharmacy Automation System) wurde nach einer Phase der Partnerschaft 2014 übernommen. Die Integration in die GPI-Gruppe soll weitere Investitionen ermöglichen. Im Fokus stehen Kliniken und Pflegeheime sowie private Apotheken. Riedl war für Rückfragen zum DocMorris-Projekt bislang nicht zu erreichen.
Auch in Deutschland hat Riedl schon einen Vorstoß unternommen: 2013 stellte er zusammen mit easy-Gründer Oliver Blume für dessen Konzept Apoland den Kommissionierer „Findus“ von Roboland vor. Riedl war damit nach eigenen Angaben bereits in Frankreich, Spanien und Venezuela im Einsatz. Blume hatte Insidern zufolge das Ziel, vor allem Apotheken mit Mach4-Automaten anzusprechen und deren Kommissionierer mit Riedls Greifer auszurüsten.
Nun hat sich Apoland als Konzept hierzulande nicht durchgesetzt, dafür ist Riedl jetzt mit DocMorris im Geschäft. Während seine Firma die technischen Komponenten liefert, könnte der Rest des Kommissionierers aus Italien von Label Pharma kommen. Die Kommissionierer weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit Mach4-Automaten auf.
Der Clou bei Riedls Technik: Der Greifer arbeitet kabellos über ein internes WLAN. Angeblich hat sich auch ein deutscher Hersteller die Technik schon einmal angesehen, soll aber mit der Übertragung letztlich nicht zufrieden gewesen und bei einer Kabellösung geblieben sein. Riedl wirbt dagegen mit hoher Zuverlässigkeit und geringem Serviceaufwand.
Die Technik ist bewusst einfach gehalten. Der Mehrfachgreifer kann sich zwar nicht drehen, was einen gewissen Zeitverlust mit sich bringt. Dafür spart er sich die zusätzlichen Achsen und Motoren, was die Produktionskosten drückt. Ein Automat wie der in Hüffenhardt könnte Schätzungen aus der Branche zufolge zwischen 60.000 und 80.000 Euro kosten.
Und damit könnte der Arzneimittelautomat auch anderen Apotheken angeboten werden. Denn DocMorris hat das Konzept dem Vernehmen nach nicht exklusiv. Ob Riedl damit allerdings in Deutschland Erfolg haben kann, dürfte im ersten Schritt von Hüffenhardt abhängen.
Und dort sieht es derzeit nicht so gut aus für die niederländische Versandapotheke. Das zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe hat die Anlage heute geprüft. Nachdem sich drei Vertreter der Behörde vor Ort einen Eindruck gemacht haben, wurde die Schließung angeordnet. DocMorris wird aber mit Sicherheit dagegen vorgehen.