Hüffenhardt

DocMorris engagiert „Welcome-Managerinnen“ Lothar Klein, 04.01.2017 12:00 Uhr

Berlin - 

Eigentlich wollte DocMorris den mit Spannung erwarteten Arzneimittelautomaten in der baden-württembergischen Gemeinde Hüffenhardt bereits vor Weihnachten feierlich einweihen. Daraus wurde nichts. Jetzt heißt es, die Eröffnung soll „zeitnah“ erfolgen. Einen genauen Termin will DocMorris aber immer noch nicht nennen. Auch dem Regierungspräsidium in Karlsruhe liegen noch keine Unterlagen von DocMorris vor. Nur so viel bestätigt DocMorris: Es wurden zwei Mitarbeiterinnen eingestellt, die in der ehemaligen Apotheke in Hüffenhardt am neuen Automaten als „Welcome-Managerinnen“ arbeiten sollen.

„Die Vorbereitungen laufen“, so DocMorris-Sprecher Torben Bonnke. Von 8 bis 20 Uhr sollen die Türen zum Abgabeterminal mit Beratungsfunktion in absehbarer Zeit täglich geöffnet werden. Eine der beiden sogenannten „Welcome-Managerinnen" wird die zwölf Stunden über präsent sein und die Kunden persönlich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Pharmazeutische Kenntnisse müssten die beiden Mitarbeiterinnen dafür nicht mitbringen. In der Extra-Kabine soll dafür via Videochat ein DocMorris-Apotheker für eine individuelle Beratung zur Verfügung stehen.

Der geplante Arzneimittelautomat ist aber noch nicht in Hüffenhardt gesichtet worden. Die Umbauarbeiten in der ehemaligen Apotheke sind abgeschlossen, eine schnelle Internetverbindung besteht. „Es kann jederzeit losgehen“, so der DocMorris-Sprecher.

Als Apotheke will DocMorris seinen Abgabeautomaten nicht genehmigen lassen. So viel steht fest – und das wäre auch aussichtslos. Unklar sind vor allem die Details: Wie erfolgt die Übermittlung von Rezepten? Welche Genehmigungen für das Abgabeterminal sind erforderlich? Ist das Abgabeterminal eine „Spielart“ des Versandgeschäfts? Gibt es gar Parallelen zu anderen Abholautomaten?

Nach Angaben eines Sprechers rätselt auch das Regierungspräsidium in Karlsruhe über die Absichten von DocMorris: „Nach wie vor liegt uns weder ein Antrag auf Erteilung einer Apothekenbetriebserlaubnis, noch eine Anzeige nach § 67 AMG zum Handel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln oder eine sonstige Mitteilung einer etwaigen Geschäftstätigkeit vor.“

Das Regierungspräsidium weist vorsorglich auf die rechtliche Lage hin: Arzneimittel dürften gemäß Paragraf 43 AMG für den Endverbrauch nur in mit einer Betriebserlaubnis versehenen Apotheken oder im Rahmen des genehmigten Versandes aus einer öffentlichen Apotheke in Verkehr gebracht werden. Eine Überprüfung der Frage, ob die geplante Abgabestelle mit elektronischer Beratungsfunktion von der Betriebs- und Versandhandelserlaubnis von DocMorris gedeckt sei, sei wegen fehlender belastbarer Fakten über die konkrete Ausgestaltung der geplanten Abgabe noch nicht möglich. Es spreche aber einiges dafür, dass der geplante Betrieb die in Paragraf 11 ApoG gesetzten Grenzen eines zulässigen Versandhandels überschreite, so die Behörde.

Mehrfach hätten sich Mitarbeiter des Regierungspräsidiums vor Ort im Zuge „ihrer routinemäßigen Inspektionsaufgaben im Neckar-Odenwald-Kreis“ davon überzeugt, dass in der ehemaligen Brunnenapotheke in Hüffenhardt keine Arzneimittel in Verkehr gebracht würden. Das Regierungspräsidium werde nach der Aufklärung des Sachverhalts erforderlichenfalls die notwendigen und angemessenen Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der Arzneimittelsicherheit treffen. Diese könnten von einem Auskunftsersuchen bis hin zur Stilllegung des Betriebes reichen, kündigt das Regierungspräsidium eine strenge Prüfung an.

Auf Ablehnung stößt das DocMorris-Vorhaben auch beim neuen Gesundheitsminister des Landes, Manfred „Manne“ Lucha (Bündnis 90/Die Grünen): „Im vorliegenden Fall ist eher die Gefährdung bestehender und funktionierender Strukturen zu befürchten“, erklärte das baden-württembergische Sozialministerium gegenüber APOTHEKE ADHOC schon im Sommer. Außerdem sieht das Haus von Lucha anders als DocMorris in Hüffenhardt keinen Versorgungsengpass.

Unabhängig davon kann man in Hüffenhardt bereits die ersten DocMorris-Spuren sichten: Das grün-weiße DocMorris-Schild steht schon seit einigen Wochen vor der ehemaligen Apotheke in der Hauptstraße. Einen kleinen Probelauf gab es immerhin mit Hüffenhardts Bürgermeister Walter Neff Anfang Dezember. Der Mitinitiator der neuartigen Arzneimittelversorgung durfte die Video-live-Beratung mit einem DocMorris-Apotheker testen.

Die Gemeinde hat die Räume der alten Apotheke unbefristet an DocMorris vermietet. Nach Aufgabe der Brunnen-Apotheke im Frühjahr 2015 hatte sich Neff vergeblich um einen Apotheker als Nachfolger bemüht. Im April 2016 richteten dann die Rock-Apotheke Bad Rappenau und die Apotheke Haßmersheim eine Rezeptsammelstelle in Hüffenhardt ein.