Mediq: Kaufen oder Kooperieren APOTHEKE ADHOC, 06.10.2014 13:32 Uhr
In den vergangenen Jahren ist es still geworden um Mediq und Assist. Die beiden Spezialversender für Produkte aus den Bereichen Diabetes, künstliche Ernährung, Infusionstherapie, künstlicher Darmausgang, Inkontinenz und Wundpflege wachsen offenbar langsamer, als dem niederländischen Mutterkonzern und dem dahinter stehenden Finanzinvestor Advent lieb ist. Jetzt will Mediq in die Offensive: Kaufen oder kooperieren, lautet die öffentlich ausgegebene Devise.
Mediq ist eigentlich ein Pharmagroßhändler aus den Niederlanden, der ursprünglich unter dem Namen OPG firmierte und genossenschaftlich organisiert war. Seit 1992 an der Börse gelistet, machte der Konzern seinen ehemaligen Eigentümern und Kunden zunehmend mit eigenen Kettenapotheken Konkurrenz – zunächst auf dem heimischen Markt, später auch in Polen.
Doch um zwischen den drei paneuropäischen Pharmahandelskonzernen bestehen zu können, suchte der langjährige Firmenchef Marc van Gelder nach Geschäft in der Nische. So stieg Mediq zu Hause und in verschiedenen anderen Ländern in den Versandhandel mit Hilfsmitteln und Spezialprodukten ein; außerdem wurden Arztpraxen beliefert.
Hierzulande kaufte OPG mit Dia Real 2006 den größten Diabetikerversorger; ein Jahr später folgte die vor allem in den neuen Bundesländern aktive DiabetConcept mit Sitz in Wolfen, kurz darauf Hahn & Hahn aus Baden-Württemberg. Das Geschäft wurde unter dem Namen Mediq Direkt Diabetes (MDD) in Dresden gebündelt. Heute werden bundesweit rund 145.000 Patienten beliefert – über den eigenen Versandhandel oder die 69 Fachgeschäfte vor Ort.
2011 kam schließlich die Kohl-Tochter Assist dazu, für die Mediq 95 Millionen Euro auf den Tisch legte. Assist ist als eines der größten deutschen Homecare-Unternehmen in den Therapiebereichen enterale und parenterale Ernährung, Tracheo- und Enterostoma- sowie Wund- und Inkontinenzversorgung aktiv. Seit der Übernahme des Parenteralia-Herstellers Nutrimedicare aus München im Sommer 2009 liefert die Gruppe auch patientenindividuelle parenterale Ernährungslösungen bis ans häusliche Krankenbett.
Insgesamt versorgt Assist jährlich mehr als 30.000 Patienten. Zur Gruppe gehören außerdem Caresan, eine Managementgesellschaft für Projekte zur Integrierten Versorgung, sowie der Medizinprodukte-Hersteller Easycare.
Der Wachstumsschub ist bislang aber offenbar ausgeblieben: Sowohl MDD als auch Assist erlösten 2012 rund 60 Millionen Euro – 2009 waren es noch 68 beziehungsweise 64 Millionen Euro gewesen. Jetzt soll die Präsenz in Deutschland beschleunigt ausgebaut werden.
Man wolle „eine aktive Rolle in der Konsolidierung des fragmentierten Markts für ambulante Versorgung einnehmen“ und habe daher „weitere Kompetenzen im Bereich Geschäftsentwicklung und M&A aufgebaut, um strategische Wachstumsoptionen zu realisieren“, hieß es.
„Wir sind in Deutschland bereits seit mehr als 20 Jahren aktiv, haben fundierte lokale Marktkenntnis und pflegen vertrauensvolle Beziehungen zu Ärzten, Alten‐ und Pflegeheimen, Krankenkassen und Patienten. Darauf wollen wir aufbauen und mittelfristig zu einem führenden Anbieter für hochwertige ambulante Spezialversorgung aufsteigen“, so Deutschlandchef Dr. Bernd Uhlmann. „Innerhalb unserer Wachstumsstrategie halten wir gezielt Ausschau nach partnerschaftlichen Kooperationen und passenden Zukäufen, mit denen wir unsere Leistungspalette erweitern und unsere Präsenz im gesamten Bundesgebiet ausbauen können.“
Uhlmann hatte Nandor Szabo Anfang des Jahres an der Spitze von Mediq abgelöst. Er kommt von Gambro und hatte zuvor unter anderem für Baxter und Fresenius gearbeitet. Mit der Suche nach Übernahmekandidaten im deutschsprachigen Raum hat er die Münchener Unternehmensberatung Ferber beauftragt. Neben Zukäufen setzt Mediq auf strategische Kooperationen: „Partner erhalten Zugang zur umfassenden Infrastruktur für ambulante Dienstleistungen, Medizintechnik und Medikamente von Mediq während sie gleichzeitig ihre eigenen, unternehmerischen Erfolgsfaktoren beibehalten können“, verspricht das Unternehmen.